Stadtansicht von Buenos Aires, großer zentraler Platz mit Statue umgeben von Grünflächen und Bäumen, historischen Gebäude im Zentrum mit Rundkuppel
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Lateinamerika: Weltregion mit Zukunftspotenzial

Wirtschaftsdaten und Möglichkeiten für österreichische Unternehmen

Lesedauer: 4 Minuten

Aktualisiert am 29.12.2023

Key Facts

Angesichts der geopolitischen Entwicklungen sowie der
Notwendigkeit, weltweiten Herausforderungen zu begegnen, gewinnt diese Region immer mehr an Bedeutung:

  • als vielversprechender Innovationstreiber
  • mit einem dynamischen Arbeitskräftepotenzial durch
    eine überwiegend junge Bevölkerung
  • mit einer Vielfalt an natürlichen Ressourcen –
    darunter bedeutende Rohstoffe wie Kupfer und
    Lithium
  • jedes zehnte der weltweit über 300 Freihandelsabkommen ist mit einem lateinamerikanischen Staat abgeschlossen.

640 Millionen Einwohner | rund 5x so groß wie die EU, doppelt so groß wie China

Definition Lateinamerika: Argentinien, Bolivien, Brasilien, Kolumbien, Chile, Costa Rica, Kuba, Ecuador, Guatemala, Honduras, Mexiko, Nicaragua, Panama, Paraguay, Peru, El Salvador, Uruguay, Venezuela


Die Volkswirtschaften Lateinamerikas

Die Länder in dieser Region sind wichtige Partner, um ein regelbasiertes internationales System zu verteidigen und zu festigen, auch für die EU. Deshalb passt die EU ihre Handelsbeziehungen laufend an die aktuellen Entwicklungen an. Sie erweitert ihr Netz an Handelsabkommen und überprüft regelmäßig ihre Agenda.

Ein neues Handelsabkommen mit den Mercosur-Ländern (Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay) wartet auf seine Vollendung und die Modernisierung der Abkommen mit Chile und Mexiko stehen zur Ratifizierung an.

Wirtschaftsdaten Lateinamerika
© WKÖ (1) KKP (Kaufkraftparitäten): Bereinigung von Wechselkursschwankungen durch Berücksichtigung der tatsächlichen landesspezifischen Konsumkaufkraft. (2) Da keine Daten für Kuba vorhanden waren, wurde der Durchschnitt ohne Berücksichtigung von Kuba ermittelt.

Die Länder Lateinamerikas haben unterschiedliche Wohlstandsniveaus

2022 reichte das BIP pro Kopf (KKP) von 6.741 USD in Honduras bis 30.208 USD in Chile und 39.279 USD in Panama. Die Arbeitslosenquote ist vergleichsweise niedrig in Ländern wie Guatemala (2,6 %), Mexiko (3,3 %) und Kuba (3,5 %),
während sie in Ländern wie Honduras (8,9 %), Kolumbien (11,2 %) und Costa Rica (11,7 %) deutlich höher ist.


EU-Lateinamerika: ein Netz von Abkommen verbessert Handelsbeziehungen

Die Europäische Union arbeitet schon seit Jahren daran die Handelsbeziehungen mit den Ländern und Wirtschaftsräumen Lateinamerikas zu verbessern, u. a. durch verschiedene Abkommen mit der Andengemeinschaft Chile, Kuba, Mexiko, Mercosur und den zentralamerikanischen Staaten.

Die Europäische Union arbeitet schon seit Jahren daran die Handelsbeziehungen mit den Ländern und Wirtschaftsräumen Lateinamerikas zu verbessern, u. a. durch verschiedene Abkommen mit der Andengemeinschaft, Chile, Kuba, Mexiko, Mercosur und den zentralamerikanischen Staaten.

  • Partner der EU sind einzelne Länder (Mexiko, Chile) oder auch Gruppen wie die Andengemeinschaft (Ecuador, Kolumbien, Peru, ohne Bolivien), Zentralamerika (Costa Rica, El Salvador, Guatemala, Honduras, Nicaragua und Panama) und, im Falle einer Einigung, Mercosur (Argentinien Brasilien, Paraguay, Uruguay, ohne Venezuela).
  • Positiver Einfluss auf die Wirtschaft in der EU: Das Abkommen mit Zentralamerika führte zu eine Anstieg der europäischen Exporte von Waren um 40 % bzw. um 61,5 % bei Dienstleistungen
    Seit dem Abschluss des Abkommens mit der Andengemeinschaf sind die Warenexporte der EU, absolut betrachtet, um 1,7 Milliarden US-Dollar gestiegen.

Neue Agenda für Lateinamerika 

Im Juni 2023 präsentierte die EU ihre . Diese sieht vor, die bestehende strategische Partnerschaft weiter auszubauen und anzupassen. Hierzu soll das politische Engagement intensiviert der Handel und die Investitionen gefördert und der Aufbau nachhaltigerer, gerechterer und vernetzter Gesellschaften mithilfe von „Global Gateway“-Investitionen vorangetrieben werden.

Dies soll durch nachfolgende Maßnahmen in den Schlüsselbereichen erfolgen:

  • Eine erneuerte politische Partnerschaft;
  • Stärkung der gemeinsamen Handelsagenda
  • Einführung einer „Global Gateway“-Investitionsstrategie zur Beschleunigung eines fairen ökologischen und digitalen Wandels und zur Beseitigung von Ungleichheiten;
  • Bündelung der Kräfte für Justiz, Sicherheit der Bürger und Bekämpfung der grenzüberschreitenden organisierten Kriminalität
  • Zusammenarbeit zur Förderung von Frieden und Sicherheit, Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Menschenrechten und humanitärer Hilfe
  • Aufbau einer lebendigen Partnerschaft zwischen den Menschen

Mehr Exporte und Investitionen nach Lateinamerika

Exportdaten Lateinamerika
© WKÖ

Im Jahr 2015 betrugen die Exporte Österreichs nach Lateinamerika 2,2 Milliarden Euro, die Importe au Lateinamerika beliefen sich auf 1,46 Milliarden Euro. Im Laufe der Jahre ist der Warenhandel zwischen Österreich und Lateinamerika deutlich gewachsen: Im Jahr 2022 stiegen die Exporte auf 3,71 Milliarde Euro an – eine Erhöhung von 1,51 Milliarden Euro gegenüber 2015, gleichzeitig erhöhten sich die Importe auf 1,9 Milliarden Euro, und nahmen gegenüber 201 um 440 Millionen Euro zu. Nach wie vor sind die Handelsbeziehungen Österreichs mit Lateinamerika durch einen Handelsüberschuss geprägt.

Der hohe Anteil von Maschinenbauerzeugnissen und Fahrzeugen in den österreichischen Warenexporten nach Lateinamerika zeigt die hochwertige Natur dieser Exporte bzw. die relative Bedeutung des produzierenden Sektors in den Handelsbeziehungen zwischen Österreich und der Region.

Möglichkeiten für österreichische Unternehmen

Obwohl die Warenexporte in den letzten Jahren gestiegen sind, existiert nach wie vor ungenutztes Exportpotenzial, das von österreichischen Unternehmen erschlossen werden kann. Insbesondere in den Bereichen Maschinen und mechanische Geräte, elektronische Maschinen, Zugmaschinen und Kraftfahrzeuge sowie pharmazeutische Erzeugnisse bestehe noch beträchtliche Chancen.

Handel und Investitionen Lateinamerika
© WKÖ

Sowohl der Export als auch der Import von Dienstleistungen stieg zwischen 2015 und 2022 an.

Die Direktinvestitionen in beide Richtungen sind zwischen 2015 bis 2022 um 1.75 Milliarden Euro angestiegen. Die Direktinvestitionen von Lateinamerika in Österreich sind zwischen 2015 bis 2022 um 1.7 Milliarden Euro gestiegen.


Wertschöpfung in Österreich

Lateinamerika Wertschöpfung durch Exporte
© WKÖ (1) Die Länder, für die Daten aus der TiVA-Datenbank für das Jahr 2020 verfügbar sind, umfassen Chile, Kolumbien, Costa Rica, Mexiko, Argentinien, Brasilien und Peru.

Im Jahr 2020 wurde in Österreich durch direkte Exporte nach Lateinamerika, abhängig vom jeweiligen Land, eine Wertschöpfung zwischen 18 Mio. und 1.012 Mio. US-Dollar erzeugt. Die durch die direkten und indirekte Exporte ausgelöste österreichische Wertschöpfung lag, je nach Land, zwischen 36 und 952 Millionen US-Dollar. Mexiko führt sowohl bei der induzierten Wertschöpfung durch direkte Exporte (1.012 Mio. USD), als auch bei der ausgelösten Wertschöpfung durch die direkten und indirekten Exporte (952 Mio. USD).

Gemeinsam führten die sieben Länder, für die Daten vorhanden sind, in Österreich 2020 eine Wertschöpfung von 2.430 Mio. USD herbei (direkte Exporte) bzw. von 2.809 Mio. USD (direkte und indirekte Exporte).