Immobilienwirtschaft: Nüchterne Jahresbilanz trotz Erfolgen der Interessenvertretung
Branchensprecher Gollenz, Pisecky, Wild: "Gut gerüstet, um sich auch 2025 für einen funktionierenden Immobilienmarkt einzusetzen"
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"Wir sind im Jänner 2024 mit einer sehr pessimistischen Prognose für die Neubauzahlen gestartet und wissen jetzt, dass uns die Realität eingeholt hat", sagte Gerald Gollenz, Obmann des Fachverbandes der Immobilien- und Vermögenstreuhänder in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), heute, Dienstag, beim Jahresbilanz-Pressegespräch der Immobilienwirtschaft.
Gollenz: "Neubauzahlen eingebrochen, Stillstand am Immobilienmarkt"
"Teuerung und Inflation, gesetzliche Rahmenbedingungen und strikte Kreditvergaberegeln haben nicht nur die Neubauzahlen einbrechen lassen, der gesamte Immobilienmarkt in Österreich ist mehr oder weniger zum Stillstand gekommen", zieht Gollenz Bilanz über das zu Ende gehende Jahr. „Die Abschlüsse für Kreditfinanzierungen sind im Jahr 2024 um bis zu 80 Prozent zurückgegangen, die Transaktionszahlen ebenfalls um bis zu 50 Prozent und der Einbruch im Neubau- und Sanierungsbereich war heuer aufgrund der Fertigstellungen zwar noch moderat, wird aber in den nächsten Jahren richtig bedrohlich."
Wild: "Aus der KIM-Verordnung ist ein später Erfolg der Interessenvertretung"
Johannes Wild, Obmann der Fachgruppe der Immobilien- und Vermögenstreuhänder in der Wirtschaftskammer Niederösterreich (WKNÖ) und stellvertretender Obmann des Fachverbandes der Immobilien- und Vermögenstreuhänder in der WKÖ, analysierte: "Vor allem die Finanzierungshürden - insbesondere die überzogenen Richtlinien bei der Kreditvergabe für den Immobilienerwerb durch die sogenannte KIM-Verordnung - haben zu einem massiven Markteinbruch in Österreich geführt. Wir haben daher jede Möglichkeit genutzt, uns gezielt einzubringen - mit dem Last-minute-Erfolg, dass die Verordnung 2025 nicht verlängert wird. Das zeigt, dass wir mit konstruktiver Kritik gemeinsam etwas erreichen können."
"Wesentlich für diesen Durchbruch war, dass wir in der Interessenvertretung der Immobilienwirtschaft das ganze Jahr über akribisch recherchiertes Datenmaterial als Basis für unsere Argumente verwendet haben und uns auch konsequent mit anderen Partnern aus der Branche ausgetauscht haben“, so Johannes Wild weiter. Aber auch mit dem Aus der Verordnung sind wesentliche Hürden für unsere Branchen - gewerbliche Bauträger, Immobilienmakler und Immobilienverwalter - keineswegs vollständig aus dem Weg geräumt. Ich verweise nur auf weiterhin bestehende Probleme etwa durch Rechtsunsicherheiten im Miet- und Wohnrecht als auch bei der Vergabe von Förderungen".
Pisecky: "Wir haben die Positionen unserer Branche auf starke Beine gestellt"
"Mit dem Neubaubericht, dem Immobilienpreisspiegel und den laufenden Auswertungen zum Bestellerprinzip haben wir dargestellt, wie sich der Markt und die Mitgliedsunternehmen im Jahr 2024 entwickelt haben und was auf uns zukommt. Mit unseren Grundsatzpositionen und einem Maßnahmenpaket für Regierungsverhandlungen auf Bundes- und Landesebene wird die Branche mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern deutlich wahrgenommen. Erste Schritte zu Verbesserungen wurden von politischer Seite unternommen. Allerdings haben noch nicht alle Maßnahmen ihr Ziel, die Situation für die Betriebe zu verbessern, erreicht", zog auch Fachgruppenobmann und Fachverbandsobmann-Stellvertreter Michael Pisecky Bilanz.
Gollenz: "Maßnahmen durchaus auch mit Signalwirkung"
"So hat das Baukonjunkturpaket zwar bisher viele Ziele verfehlt - der Ansatz, den Markt etwa durch die Befreiung von Kaufnebenkosten zu beleben, hat aber durchaus positive Signalwirkung", so Fachverbandsobmann Gerald Gollenz. "Leistbares Wohnen war und ist ein zentrales politisches Anliegen - der Fachverband hat aber durchgesetzt, dass es dafür auch leistbaren Wohnbau braucht. Wir werden jedenfalls genau beobachten, wie sich die Finanzierungserleichterungen in Zukunft tatsächlich auswirken", versprach er.
Wild: "Entgeltfairness für Makler und Hausverwalter ins richtige Licht gerückt"
"Endlich konnten wir wieder in den Mittelpunkt und ins rechte Licht rücken, dass hinter den Dienstleistungen rund um eine Immobilie viele Arbeiten stecken, die von kleinen, regionalen Unternehmen und ihren Mitarbeitern erledigt werden", betonte auch Fachgruppenobmann und Fachverbandsobmann-Stellvertreter Johannes Wild. "Bei den Diskussionen um die Entlohnung von Hausverwaltungen oder das Bestellerprinzip war vielen nicht klar, dass dahinter Dienstleistungen von Menschen und damit österreichische Arbeitsplätze stehen, die man nicht einfach vom Tisch wischen kann. Das konnten wir wieder stärker in Erinnerung rufen."
Pisecky: "Starke Stimme mit starken Positionen"
"Im Kontakt mit der Politik - etwa im Zuge von Regierungsverhandlungen - machen und machten wir transparent, dass wir für unsere Mitglieder die Positionen vertreten, die wir auch das ganze Jahr über kommuniziert haben", hielt Fachgruppenobmann und Fachverbandsobmann-Stellvertreter Michael Pisecky fest. Und weiter: "Eines muss jedenfalls ganz klar gesagt werden: Für uns als Interessenvertretung sind schlagkräftige Argumente, die den fairen Interessenausgleich aller Marktteilnehmer berücksichtigen, enorm wichtig. Es lohnt sich auf jeden Fall, abgestimmte, sachliche und faire Positionen mit einer Stimme zu vertreten". Was wann umgesetzt werden könne, hänge allerdings von der Politik auf Bundes- und Landesebene ab.
Gollenz: "Für 2025 gut gerüstet"
"Die Aussichten für das kommende Jahr sind nicht rosig - umso wichtiger sind und bleiben die Maßnahmenpakete und das Engagement des Fachverbandes der Immobilien- und Vermögenstreuhänder. Ich kann den Mitgliedsunternehmen versprechen, dass wir uns auch im kommenden Jahr mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln für einen funktionierenden Immobilienmarkt einsetzen werden. Der Fachverband der Immobilien- und Vermögenstreuhänder ist dafür gut gerüstet. Und als Interessenvertretung sind wir durchaus auch Gegenwind gewohnt", so Fachverbandsobmann Gerald Gollenz abschließend.
(PWK473/JHR)