Immaterielles UNESCO-Kulturerbe: Wie aus der Pferdesandale ein unverzichtbarer Hufschutz wurde
Das Wissen und die Praktiken der Hufschmied:innen sind in das nationale Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes der Österreichischen UNESCO-Kommission aufgenommen worden.
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Schon früh hatten die Römer den Wert der Pferde erkannt und erfanden die Pferdesandale, um den Huf zu schützen. Die Kelten begannen etwa zur selben Zeit, Eisen an den Huf zu nageln. Später wurden die Pferdesandalen und das Eisen am Huf durch professionelle und tierfreundliche Materialien und Methoden ersetzt. Die traditionelle Hufbeschlagskunst sicherte den Menschen durch perfektionierte Arbeitsweise mit Pferden als Reit-, Zug- und Lastentieren das alltägliche Überleben. Heute kommen Pferde vorrangig im Sport-, Kultur- und Freizeitbereich, oder zu therapeutischen Zwecken zum Einsatz. In all diesen Fällen bleiben aber Hufschmied:innen unverzichtbar, denn weiterhin gilt: Ohne Hufe, keine Pferde.
Im April 2024 wurden nun Wissen und Praktiken der Hufschmied:innen von der österreichischen UNESCO-Kommission in das Nationale Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Damit werden Traditionen, Handwerkskünste, Rituale oder Feste ausgezeichnet, die von Wissen und Können getragen und von einer Generation an die nächste weitergegeben werden.
"Das Wissen und die Praktiken der Hufschmied:innen zu schützen und anzuerkennen trägt dazu bei, das Bewusstsein für die Bedeutung der Hufschmiedehandwerkskunst zu schärfen und den Erhalt dieser Traditionen zu fördern. Dies ist auch ein wichtiges Zeichen für die Lehrausbildung der zukünftigen Hufschmied:innen", sagt Harald Schinnerl, Bundesinnungsmeister der Metalltechniker:innen in der Wirtschaftskammer Österreich: "Hufschmied:innen werden nach wie vor gebraucht, um die Hufe von Pferden zu pflegen, zu beschlagen und bei Hufproblemen zu helfen. Die Lehrausbildung kombiniert traditionelle handwerkliche Fertigkeiten mit modernem Fachwissen."
Heute wird die Hufbeschlagskunst von rund 400 qualifizierten Hufschmied:innen gepflegt, davon sind mittlerweile rund ein Fünftel Frauen. Im Rahmen des dreimonatigen Lehrganges „Huf-und Klauenbeschlag“ werden im Pferdezentrum Stadl-Paura (Oberösterreich) unter der Leitung von Hufbeschlagsmeister Wilfried Wallner und Josef Frech, dem Vorsitzenden des Arbeitsausschusses Huf- und Klauenbeschlag der Bundesinnung der Metalltechniker, zukünftige Hufschmied:innen ausgebildet. Zudem gibt es im Bereich Metalltechnik den dreijährigen Lehrberuf Hufschmied:in, wo im Ausbildungsbetrieb sowie in der Berufsschule Mistelbach das traditionelle Handwerk erlernt werden kann.
"Die Geschichte der Hufschmied:innen ist eng mit der Geschichte der Pferdenutzung und -haltung verbunden und spiegelt die Entwicklung von Technologie, Wirtschaft und Gesellschaft wider. Es ist eine große Ehre für uns, dass das Wissen der Hufschmied:innen ein Teil des UNESCO Kulturerbes ist", betont Josef Frech, Vorsitzender des Arbeitsausschusses Huf- und Klauenbeschlag der Bundesinnung Metalltechnik.
"Die individuelle Anpassung der Hufeisen an die Hufe der Pferde erfordert handwerkliches Geschick, körperliche Fitness und ein tiefes Verständnis für Pferde und ihre Bedürfnisse. Dass die Praktiken und das Wissen der Hufschmied:innen jetzt ein Kulturerbe sind, zeigt nur noch mehr, wie wichtig unsere Hufschmied:innen auch für die Zukunft sind", sagt Wilfried Wallner.
Auch der wirtschaftliche Faktor ist beträchtlich: Österreichweit bewirken rund 130.000 Pferde einen gesamtwirtschaftlichen Effekt im Wert von 2,1 Milliarden Euro und sichern bis zu 23.000 Arbeitsplätze. Österreich hat sich auch in der Zucht einen Namen gemacht, neben Lipizzanern mit anderen traditionellen Pferderassen wie Noriker, Haflinger, altösterreichisches Warmblut oder Shagy-Araber. Zudem ist das Kulturgut der Pferdedressur – mit dem prominentesten Beispiel der Spanischen Hofreitschule - ein wesentlicher touristischer Faktor.
(PWK202/HSP)
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Mehr Informationen zur Aus- und Weiterbildung als Hufschmied:innen finden Sie auf der Website der Bundesinnung der Metalltechniker unter www.metalltechnik.at
Informationen zur Anerkennung als immaterielles UNESCO-Kulturerbe unter: https://www.unesco.at/kultur/immaterielles-kulturerbe/oesterreichisches-verzeichnis/detail/article/wissen-und-praktiken-der-hufschmiedinnen