Hörl: „Österreichs Seilbahnen auch bei weniger Betriebstagen mit positiver Bilanz!“
Fachverband blickt auf erfolgreiche Wintersaison zurück – und stellt sich Herausforderungen der Zukunft
Lesedauer: 4 Minuten
Im Rahmen eines Pressegesprächs anlässlich des österreichischen Seilbahntages in Graz blickten Franz Hörl, Obmann des Fachverbands Seilbahnen (Wirtschaftskammer Österreich) und Fachverbands-Geschäftsführer Erik Wolf auf eine zufriedenstellende Wintersaison zurück. Besonders der rechtzeitige Schneefall 2023 sorgte für einen fulminanten Start bis Ende Dezember, der bei der Nachfrage in etwa die Werte aus den Jahren 2017 und 2018 erreichte und nur von 2019 getoppt wurde. Auch der Jänner lag mit acht Prozent über dem Vorwinter und war einer der historisch besten Jänner. „Im Februar verlor der Winter vor allem durch die wärmer werdenden Temperaturen an Dynamik. Das Wetter blieb sehr warm, teilweise waren Betriebe bereits geschlossen – bei anderen haben zusätzlich Sturmtage die Betriebstage reduziert“, so Hörl zum weiteren Saisonverlauf. In einer ersten Hochrechnung kann die Branche dennoch mit 48,6 Millionen Skier Days bis Ende März bilanzieren. Hörl resümiert, dass die Nachfrage trotz hoher Inflation bei guten Schneebedingungen ungebrochen hoch war. „Weder die Preise noch eine abnehmende Lust am Skifahren, sondern Wetter- und Schneebedingungen haben einmal mehr das Ergebnis nicht besser sein lassen“, so der Fachverbandsobmann.
In weitere Zahlen gegossen, erreichten die österreichischen Seilbahnen laut der aktuellen Wertschöpfungserhebung (Winter 22/23) einen Gesamtumsatz von 12,6 Milliarden Euro und sorgten damit für 6,7 Milliarden Euro an Wertschöpfung – davon 5,5 Milliarden Euro in anderen Branchen. Neben einem Umsatzsteueraufkommen von 1,9 Milliarden Euro betont Hörl auch den „Seilbahn-Multiplikator“ von aktuell 7,1. Dies bedeutet, dass aus 1.000 Euro netto an Löhnen, Gehältern, Gewinnen und Abschreibungen bei den Seilbahnen durchschnittlich 7.100 Euro werden, die an Wertschöpfung in der jeweiligen Region aktiviert werden. „Wir bleiben damit die Nummer 1 unter den Wirtschaft- und Arbeitsplatzfaktoren in vielen ländlichen und alpinen Regionen!“
Als stabile Konstante zeigen sich die Seilbahnen auch als Arbeitgeberinnen. Aktuell gibt es in Österreich 17.100 Seilbahnmitarbeiterinnen und -mitarbeiter – 7.650 davon in ganzjährigen Beschäftigungsverhältnissen. Bei direkt begünstigten Branchen sowie Vorleistern entstehen 110.800 Arbeitsplätze, die unmittelbar auf die Tätigkeit der Seilbahnen zurückzuführen sind – die meisten davon im Bereich Beherbergung (44.800), gefolgt von der Gastronomie (26.000) und dem Sporthandel (10.700). Auch die Stimmung unter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist entsprechend gut. Aktuell würden sich 75 Prozent der Mitarbeiter:innen wieder für ihren aktuellen Job entscheiden, die Weiterempfehlungsrate liegt bei 69 Prozent. Zusätzlich zeigen die hohen Zufriedenheitswerte bei den jüngsten Mitarbeiter:innen, dass eine Lehre bei einem Seilbahnbetrieb sehr attraktiv ist. „Durch die weltweit einzigartige Ausbildungsqualität sowie die Nähe der wichtigsten Hersteller am weltweiten Seilbahnmarkt gibt es viele individuelle Entwicklungsmöglichkeiten, die nationale und internationale Karrierewege öffnen“, so Fachverbandsgeschäftsführer Erik Wolf.
Nachhaltigkeit als bleibender Fokus, optimistischer Blick auf künftige Perspektiven
Schon in der vergangenen Wintersaison lag der Branchen-Fokus auf Nachhaltigkeit. Um den vielfältigen Investitionen Ausdruck zu verleihen, startete man die Kommunikationskampagne „Jeden Tag nachhaltig Skifahren“ – dabei wurde in der vergangenen Saison beinahe täglich ein Nachhaltigkeitsprojekt aus Österreichs Skiregionen präsentiert.
Der Erfolg der Maßnahmen lässt sich inzwischen auch in Zahlen darstellen. „Der Sommer- und Winterurlaub in den Bergen zählt zu den CO2-freundlichsten Urlaubsarten. Daten des Umweltbundesamtes belegen das in aktuellen Studien, denn der Gesamtenergieverbrauch pro Skifahrer und Tag liegt bei nur 18,0 kWh. Diese Erkenntnis hat viele motiviert, noch intensiver an der eigenen Energiebilanz zu arbeiten und noch besser zu werden“, so Wolf. Um den Betrieben bei ihren Anstrengungen in Richtung Klimaneutralität professionell zur Seite zu stehen, entwickelte der Fachverband gemeinsam mit Experten ein CO2-Monitoringtool. Mittels diesem können Unternehmen ihren eigenen ökologischen Fußabdruck berechnen und branchenspezifische Maßnahmen – z.B. Effizienz bei Pistenpräparierung, Schneehöhenmessung, Anpassung der Fahrgeschwindigkeit – quantifizieren. Auch können Effekte der einzelnen Maßnahmen dargestellt und Potenziale aufgezeigt werden. „Basierend auf den CO2-Berechnungen der beiden zurückliegenden Wintersaisonen ist ersichtlich, dass bereits getestete und etablierte Maßnahmen zu einem starken Rückgang der Emissionen in einem überschaubaren Zeitrahmen bis 2030 führen werden“, so Wolf.
Im Wissen, dass die fossilen Energieträger in den Skigebieten quasi kaum mehr eine Rolle spielen, werde sich der Fokus in Zukunft noch mehr auf das Thema klimafreundliche Mobilität richten. Anreise in die Skigebiete wie z.B. mit der Bahn „Im Nightjet zum Schnee“ gemeinsam mit ÖBB Railtours, aber auch neue alternative Mobilitätsformen sollen in den Skigebieten etabliert werden. Daneben wird der Ausbau erneuerbarer Energiequellen und der Einsatz modernster ressourcenschonender Technologien weiterhin forciert.
Beim Zusammentreffen der Mitglieder des Fachverbands in Graz richtete sich der Fokus zudem auf die zu erwartende Nachfrage bzw. die Potenziale bei Ski- und Snowboardfahrern – unter anderem mit Blick auf Überlegungen zur Wintersportstrategie 2040. Im Pressegespräch verwies Wolf dabei auf Daten aus aktuellen Untersuchungen. „Die Aussichten für Wintersportnachfrage sind weiterhin positiv, nachfrageseitig sind keine akuten Bedrohungen auszumachen“, so Wolf. Der Wintersort sei zudem ein unverändert erfolgreiches Exportgut: 80 Prozent der Gäste kommen aus dem Ausland. Aktuelle Befragungen zeigen auch, dass ein hoher Anteil an Skifahrer:innen betont, dass sie in den nächsten Jahren öfters Skifahren gehen wollen. Ein Großteil der Wintersportler:innen ist zudem davon überzeugt, in zehn Jahren noch Ski zu fahren. „Die Bedeutung von Schulskikursen wird in Zukunft noch weiter steigen, da Einsteigerinnen und Einsteiger oft im Kindesalter mit dem Skisport beginnen. Besondere Überlegungen braucht es aber auch bei der Ansprache der sogenannten Generation Z, die man gezielt für den Wintersort begeistern muss“, erklärt Wolf, der betont: „Die Zukunft birgt einiges an Herausforderungen, aber auch Potenziale, wenn wir weiterhin konsequent nachhaltig agieren!“