Handels-KV: Arbeitgeber:innen fordern für nächste Verhandlungsrunde mehr Realitätsnähe ein
Verhandlungen können nicht losgelöst von wirtschaftlichen Realitäten geführt werden – kaufkraftstärkende Maßnahmen der Regierung gehören anerkannt
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"Ich bin gelinde gesagt irritiert über die Realitätsferne, die die heutige Verhandlungsrunde beherrscht hat. Die Arbeitnehmervertreter:innen scheinen die äußerst schwierige Situation, in der sich die heimischen Handelsbetriebe befinden, völlig zu negieren", sagt Rainer Trefelik, Obmann der Bundessparte Handel in der Wirtschaftskammer Österreich, nach dem heutigen Auftakt der diesjährigen KV-Verhandlungen für rund 500.000 Angestellte und Lehrlinge im heimischen Handel. Die konjunkturelle Lage des Handels sei geprägt von steigenden Kosten bei gleichzeitig schwacher Konsumlaune, die Folge seien reale Umsatzverluste in nahezu allen Branchen des Handels. "Eine Situation, wie wir sie seit 40 Jahren nicht hatten und die naturgemäß keine großen Sprünge erlaubt", so Trefelik.
Der Chefverhandler der Arbeitgeber:innen fordert die Arbeitnehmerseite daher auf, bis zum nächsten Verhandlungstermin am 9. November zu mehr Realitätsnähe zurückzukehren und von den "wirtschaftlich nicht darstellbaren" Forderungen abzurücken. Er spricht damit nicht nur den Wunsch der Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA) nach einer KV-Erhöhung um 11 Prozent, die Erhöhung der Lehrlingseinkommen um 25 Prozent und die kostenintensiven Forderungen im Rahmenrecht an, sondern auch die Forderung nach mehr freien Tagen und einer Arbeitszeitverkürzung: "Eine deutliche Gehaltssteigerung und zugleich weniger arbeiten - hier fehlt mir jegliche Fantasie, wie sich das ausgehen soll", sagt Trefelik.
Erhalt von Jobs muss Priorität haben
Um die Gespräche nicht losgelöst von den tatsächlichen Gegebenheiten zu führen, sei auch anzuerkennen, dass die Regierung bereits eine Reihe von kaufkraftstärkenden Maßnahmen gesetzt hat. Trefelik erinnert nicht zuletzt an die Abschaffung der kalten Progression und die Anti-Teuerungsmaßnahmen der Regierung, die dafür sorgen, dass den Arbeitnehmer:innen netto mehr übrig bleibt. "Die enorme Teuerung im Vorjahr stellt eine Ausnahmesituation für uns alle dar. Darauf muss man auch bei den KV-Verhandlungen Rücksicht nehmen", betont Trefelik. Daher sei Kreativität und Mut gefordert, auch mal neue Wege zu gehen.
Schließlich müsse es vor allem um den Erhalt der Arbeitsplätze gehen. "Die Betriebe zu überfordern und damit noch mehr Schließungen und Insolvenzen samt der dazugehörigen Jobverluste im Handel zu riskieren, kann nicht Ziel der Gewerkschaft sein", so Trefelik an sein Verhandlungs-Gegenüber.
(PWK373/DFS)