Gastgewerbe weist Vorwurf der Preistreiberei zurück
Kosten für Nahrungsmittel, wie Fleisch, Zucker, Brot, Gebäck oder Gemüse stark gestiegen - Nur ein kleiner Teil der Betriebe kann die Preissteigerungen weitergeben
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Als ungerechtfertigt weisen Mario Pulker und Hans Spreitzhofer, die Obleute der Fachverbände Gastronomie und Hotellerie, den immer wiederkehrenden Vorwurf der Preistreiberei in Gastronomie und Hotellerie zurück, denn die Preissteigerungen beruhen auf fremdbestimmten Faktoren: „Es ist nicht so, dass die Betriebe hier willkürlich Preiserhöhungen vornehmen. Das können wir uns - im wahrsten Sinne des Wortes - in der jetzigen Zeit gar nicht leisten, da wir die Preissensibilität unserer Gäste deutlich spüren. Wenn man sich aber ansieht, wie sehr die Kosten für Produkte, von denen wir abhängig sind, enormen Preissteigerungen unterliegen, ist klar, dass die Betriebe versuchen müssen, zumindest teilweise nachzuziehen.“
Dieser Zusammenhang zwischen der Preisentwicklung im Gastgewerbe und den steigenden Lebensmittelpreisen wird in der veröffentlichten Meinung zumeist nicht ausreichend berücksichtigt:
1. Die Vorleistungen im Einkauf sind überdurchschnittlich gestiegen, wie auch die Statistik Austria ausführt. So verteuerten sich etwa Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke um durchschnittlich 8,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, Fleisch wurde um 6,4 Prozent teurer. Zucker, Marmelade, Schokolade, Honig und Süßwaren verteuerten sich gegenüber dem September des Vorjahres um 11 Prozent. Die Preise für Brot und Gebäck stiegen um 11,6 Prozent. Gemüse wurde um 10,7 Prozent teurer, Milch, Käse und Eier um 5,6 Prozent, Obst um 3,2 Prozent.
2. Die überwiegende Mehrheit der Betriebe gibt die gestiegenen Kosten laut einer Studie des market-Instituts vom Sommer dieses Jahres nicht 1:1 weiter. Demnach kann nur jeder 10. Betrieb die Kosten voll weitergeben, knapp die Hälfte der Gastronomie- und Hotelleriebetriebe (43 Prozent) haben die Kosten so gut wie nicht oder nur zu einem kleinen Teil weitergegeben bzw. „schlucken“ diese großteils selbst.
3. Steigende Kreditzinsen wirken sich in einer fremdkapitallastigen Branche wie der Hotellerie besonders stark aus. Erst im September 2023 hat die Europäische Zentralbank eine weitere Erhöhung der Leitzinsen beschlossen.
4. Die neueste Insolvenzprognose des Kreditversicherers Acredia in Zusammenarbeit mit Allianz Trade sieht für Österreich heuer 5.250 Firmenpleiten im Gesamtjahr und prognostiziert insbesondere eine Gefährdung in der Gastronomie.
Alle diese Argumente sollten in den immer wiederkehrenden Diskussionen und Analysen entsprechend Berücksichtigung finden“, unterstreichen die Obleute abschließend.
(PWK362/ES)