Detailansicht einer Schallplatte auf Plattenspieler liegend, im Hintergrund verschwommen im Ausschnitt Personen die Regler an Mischpult bedient
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Die Weichen für eine starke Musikzukunft stellen

Programm-Überblick: Bei der "Bzzzz – Konferenz der österreichischen Musikwirtschaft" am 5. und 6. September dreht sich alles um die Stärkung des Standorts. 

Lesedauer: 4 Minuten

Aktualisiert am 02.09.2024

Es geht um nicht weniger als um die Weichenstellungen für die Zukunft der österreichischen Musik, wenn am 5. und 6. September die Branche zur zweiten Auflage der „Bzzzz – Konferenz der österreichischen Musikwirtschaft“ (www.wko.at/bzzzz) rund um das Stadtkino Wien zusammenkommt. Parallel dazu findet das "Waves Vienna Festival" statt. Hochkarätig besetzte Diskussionsrunden und Arbeitsgruppen werden zwei Tage lang die nächsten wichtigen Schritte auf dem Weg zu einer Strategie für den Musikstandort Österreich setzen, die auch eine kulturpolitische Leitlinie und Einladung zu einem dauerhaften Dialog mit diesem wichtigen Wirtschaftszweig sein soll.

Schließlich ist die Musikbranche einer der bedeutendsten Wirtschaftsbereiche in Österreich, mit 7,5 Milliarden Euro Bruttowertschöpfung pro Jahr und 117.000 generierten Jobs. Und wer diesen Motor noch lauter brummen lässt (ganz im Sinne des Konferenznamens "Bzzzz"), stärkt die gesamte heimische Wirtschaft. Wie das umgesetzt werden kann, dazu soll möglichst die gesamte Branche mitreden und sich austauschen. Von Ö3-Chef Michael Pauser und FM4- Chefin Doroteja Gradištanac über Erfolgsmusikerin Sophie Lindinger bis zum international tätigen Konzertvermittler Georg Leitner versammeln die maßgeblichen Verbände und Organisationen (Fachverband der Film- und Musikwirtschaft, IFPI, AKM und VTMÖ) zahlreiche Branchenvertreter:innen von Rang und Namen zur diesjährigen "Bzzzz".

Förderungen wirken

Virgo Sillamaa, Forschungskoordinator bei European Music Exporters Exchange, eröffnet die zweitägige Fachkonferenz am Donnerstag (5. September) um 10 Uhr mit einem tiefen Einblick in die komplexen Zusammenhänge der Musikwirtschaft zwischen Blasmusikverein und Rockfestival, zwischen Proberaum und Hitparade. Auf dieser Basis diskutiert Hannes Tschürtz (Berufsgruppenvorsitzender Labels im Fachverband Film/Musik) mit Gabriel Schlesinger (wirtschaftsagentur wien), Kenneth Winkler (Musikbüro Innsbruck), Michael Paul (paul und collegen) und Lena Ingwersen (Music Cities Network), welche Schlussfolgerungen sich auch anhand der aktuellen Musikwirtschaftsstudie für den Musikstandort Österreich anbieten.

Zwei Arbeitsgruppen für die Musikstandortstrategie

Ab 12 Uhr werden dann zwei Arbeitsgruppen gebildet, in denen es unter möglichst großer Beteiligung zur Sache geht: Susanne Lontzen von der Verwertungsgesellschaft AKM leitet die Gruppe "Bildung & Professionalisierung" im Café Museum, Matthias Pirngruber als Vertreter des VTMÖ (Verband unabhängiger Tonträgerunternehmen, Musikverlage und MusikproduzentInnen Österreich) und Geschäftsführer der Agentur töchtersöhne widmet sich mit der zweiten Gruppe dem Thema "Wirtschaftlichkeit & Standortperspektive" im Café Ludwig & Adele. Die wichtigsten Erkenntnisse aus diesen Workshops werden direkt nach der Mittagspause um 14 Uhr im Stadtkino präsentiert.

Parallel dazu stellt im Stadtkino ab 11.45 Uhr Martin Ure vom BMKÖS das von diesem ausgelobte neue Förderprogramm für Künstliche Intelligenz (KI) in der Kultur vor. Insgesamt eine Million Euro stehen zur Verfügung – wie man auf die diversen Fördergelder am besten zugreifen kann, wird im Rahmen der "Bzzzz" erläutert. Um KI geht es auch im Anschluss bei Maria Brachmanska. Die Cresqa-Gründerin, die sich selbst ironisch als "Mother Theresa of the Music Industry" bezeichnet, gibt wertvolle Tipps, wie diese Technologien helfen können, die Social-Media-Arbeit zu organisieren und kreativer zu gestalten.

Urheberrechte und Musikcharts

Um die Verwertung der Urheberrechte geht es danach bei Michael Walcher. Der Gründer der Eventplattform maany.xyz stellt seine Vision für ein "neues, tatsächlich unabhängiges musikwirtschaftliches Ökosystem" vor, in dem Kreative selbst die Kontrolle über die Kapitalisierung behalten.

Ein wichtiges Instrument zur Ermittlung und Darstellung von Erfolg im gegenwärtigen System sind die Charts. Folgerichtig widmet ihnen der IFPI ab 15.15 Uhr im Salon Karlsplatz einen eigenen Workshop. Unter dem Titel "Austria Top 40 – mehr als nur Hitlisten?" geben Christoph Gruber und Gaby Schönwiese von GfK Austria Einblicke in die Erstellung, Funktion und Bedeutung dieser Charts für den österreichischen Musikmarkt.

Vielfalt in der Musikbranche stärken

Der zweite Tag der "Bzzzz" steht ganz im Zeichen der Diversität. Ab 10 Uhr leitet Olga Kolokytha von der Donau-Universität Krems im Stadtkino mit ihrer Keynote die Debatte über Gleichstellung  bei Radiomusik und Festivals, Vorurteile und Klischees, Chancenungleichheit und Lösungswege hin zu mehr Vielfalt ein, durch die dann der freie Journalist Tori Reichel als Moderator führt. Seine Gesprächspartner:innen sind Ö3-Chef Michael Pauser, FM4-Chefin Doroteja Gradištanac, Musikagenturchefin Barbara Stilke (die copilotin), Musikproduzent Georg Leitner (GLP), Sängerin und "Starmania21"-Gewinnerin Anna Buchegger und die in London tätige österreichische Rapperin und Schauspielerin Nenda Neururer.

Ab 15.30 Uhr erzählt dann die vielseitige Musikerin und Produzentin Sophie Lindinger im Spotlight-Interview mit Nuri Nurbachsch im Salon Karlsplatz von den verschiedenen Mauern, die sie auf ihrem Karriereweg durchbrochen hat. So hat sie bisher fünf Amadeus Austrian Music Awards gewonnen: zwei mit dem im Jahr 2013 gegründeten Elektropop-Duo Leyya mit Marco Kleebauer, das soeben sein neues Album "Half Asleep" veröffentlicht hat; drei weitere mit der 2019 von ihr gegründeten Rockband My Ugly Clementine, deren erste Platte "Vitamin C" sie praktisch im Alleingang komponierte, einspielte und produzierte. Die Band wurde außerdem 2021 mit dem IMPALA Award für das "European Independent Album of the Year" ausgezeichnet. Lindinger spricht in und mit ihrer Kunst offensiv über Mental-Health-Themen, hält Workshops für angehende Produzentinnen und engagiert sich lautstark für FLINTA-Personen im musikalischen und musikwirtschaftlichen Umfeld.

Um solche Erfolgsgeschichten zu schreiben, braucht es allerdings starke Strukturen, und für diese ist eine entsprechende finanzielle Unterstützung überlebenswichtig. Deshalb stellt am Freitag ab 13 Uhr im Salon Karlsplatz Harry Fuchs vom Österreichischen Musikfonds dessen neue Förderschienen vor: Mit dem "Impulsprogramm" will die wichtigste Förderinstitution für Musikschaffende in Österreich gezielt die Erschließung neuer Märkte im Ausland unterstützen, während "OMF+" ein dezidiertes Programm zur Vermarktungsförderung darstellt. Beide Programme sollen dem Musikstandort Österreich zu mehr Professionalisierung und besseren Strukturen verhelfen. Wie man auch mit bescheidenen finanziellen Mitteln erstaunliche Ergebnisse im Musikmarketing erzielen kann, verrät zum Abschluss Francine Gorman (MusicAlly). Die Autorin ist seit vielen Jahren beratend und analytisch für Musikkampagnen tätig und präsentiert internationale Best-Practice-Beispiele. (PWK319/HSP)

Das gesamte Programm der "Bzzzz" ist im Internet auf www.wko.at/bzzzz zu finden.