
Chart of the Week: US-Markt als Wachstumstreiber
Aktuelle Daten und Fakten visualisiert
Lesedauer: 7 Minuten
19.2.2025: US-Markt als Wachstumstreiber
Die USA haben in den letzten Jahren als Handelspartner erheblich an Bedeutung gewonnen. Seit Dezember 2005 sind die österreichischen Warenexporte in die USA um rund 188 % gestiegen. Besonders stark (107 %) fiel der Anstieg während der Biden-Präsidentschaft aus. Aufgrund dieser dynamischen Entwicklung erreichten die USA im Jahr 2023 mit einem Anteil von etwa 7,1 % an den gesamten österreichischen Warenexporten den zweiten Platz unter den wichtigsten Exportmärkten. Die von Präsident Donald Trump angedrohten Zollerhöhungen stellen daher eine ernstzunehmende Gefahr für die österreichische Wirtschaft dar.
Österreichs Warenexporte in die USA zuletzt dynamischer als in anderen Schlüsselmärkten
Österreichs Waren-Exportwachstum nach Partnerregion
Index: Dez. 2004= 100, gleitende 12-Monatssummen

Fazit
Gute transatlantische Handelsbeziehungen sind für die österreichische Wirtschaft von großer Bedeutung. Gerade in Zeiten rückläufiger Exporte stellte der wachsende Handel mit den USA während der letzten Jahre einen Lichtblick dar. An erster Stelle sollte daher die Vermeidung eines Handelskonflikts stehen, der stets die Gefahr einer Eskalation mit sich bringt. Ein offener Austausch zwischen der US-Regierung und der Europäischen Kommission über die jeweiligen Interessen könnte die Basis für eine politische Einigung bieten und eine Zollspirale vermeiden. In jedem Fall muss sich die EU geeint zeigen und mit einer Stimme sprechen. Daneben gilt es jetzt, ein handelspolitisches Signal der Offenheit an potenzielle weitere Partner zu senden, um Handelsbeziehungen weiter zu diversifizieren und Risken zu minimieren.
11.2.2025: Unternehmensgründungen erreichen neuen Höchststand
Trotz anhaltender wirtschaftlicher Unsicherheiten und einer rückläufigen Konjunktur bleibt die Gründungsdynamik in Österreich ungebrochen: Im vergangenen Jahr wurden 36.673 neue Unternehmen in Österreich gegründet. Die Zahl der Unternehmensgründungen stieg im Vergleich zum Vorjahr um 0,6 % und markiert damit erneut einen Rekordwert. Besonders erfreulich ist der Anteil der Gründerinnen, der mit 46 % ebenfalls einen neuen Höchststand erreicht.
Gründungsrekord als Lichtblick für den Wirtschaftsstandort Österreich
Anzahl der Unternehmensgründungen in Österreich, 2014–2024

Fazit
Unternehmensgründer:innen setzen mit innovativen Produkten und Dienstleistungen wichtige Impulse, schaffen Arbeitsplätze und fördern die regionale Entwicklung. Um die positive Dynamik nachhaltig zu stärken, gilt es, die Modernisierung des Unternehmensgründungsprozesses für alle Rechtsformen auf einer zentralen, digitalen Plattform voranzutreiben. Die Einführung eines Beteiligungsfreibetrags – ein steuerlicher Anreiz für private Anleger, in heimische Betriebe zu investieren – könnte zudem die Eigenkapitalbasis der Jungunternehmen stärken und ihr zukünftiges Wachstum anstoßen.
4.2.2025: Existenzielle Belastungsprobe - Industrie und Bau stecken in der Konjunkturkrise fest
Die Rezession in Österreich erweist sich als hartnäckig: Die Wirtschaftsleistung blieb Ende 2024 um -0,2 % hinter dem Ergebnis des Vorjahres zurück. Die Entwicklung verläuft dabei jedoch heterogen: Während konsumnahe Dienstleistungsbereiche - wie Handel, Verkehr, Beherbergung und Gastronomie - allmählich eine Erholung verzeichnen, verbleibt die wirtschaftliche Entwicklung im produzierenden Bereich weiter auf sehr niedrigem Niveau. Hier sind die Umsätze im Dezember 2024 im Vergleich zum Vorjahr um -8,0 % eingebrochen.
Besonders stark betroffen ist weiterhin die Industrie, die einen Rückgang von -9,7 % verzeichnete. Etwas besser steht die Baubranche da, die einen bescheidenen Umsatzzuwachs von 0,3 % verbuchen konnte.
Im Dezember 2024 ist der Umsatz im produzierenden Bereich um -8,0 % eingebrochen
Entwicklung des Umsatzes im Vergleich zum Vorjahr
Umsatzindex, Dezember 2024, Veränderung zum Vorjahresmonat in %

Fazit
Vom derzeit schwierigen wirtschaftlichen Umfeld ist der produzierende Bereich besonders stark betroffen. Während die Bauwirtschaft nahezu stagniert, fällt die Industrie weiterhin stark zurück. Beide haben mit großen strukturellen Herausforderungen zu kämpfen, wie die hohe Belastung durch Energie- und Arbeitskosten in Österreich.
Um den Standort zu stärken und wieder an Wettbewerbsfähigkeit zu gewinnen, sind eine spürbare Senkung der Lohnnebenkosten, die Sicherstellung nachhaltig niedriger und berechenbarer Energiepreise sowie weitere Schritte zum Bürokratieabbau unerlässlich. Dazu müssen politische Weichenstellungen auf nationaler und europäischer Ebene Hand in Hand gehen.
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28.1.2025: Chinas E-Auto-Boom - Gezielte Industriepolitik führt zu Rekordproduktion
Neue Daten des chinesischen Statistikamtes zeigen, dass die monatliche Produktion von E-Autos und Plug-in-Hybriden in China im Dezember einen neuen Rekordwert von 1,65 Millionen Fahrzeugen erreicht hat – das ist ein Anstieg von 43 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Mittlerweile machen E-Autos und Plug-in-Hybride etwa die Hälfte der gesamten chinesischen Fahrzeugproduktion aus.
Während China im Jahr 2020 noch kein Nettoexporteur von Autos war, exportierte das Land in den letzten 12 Monaten bis September 2024 rund 5 Millionen Fahrzeuge mehr als es importierte. Zum Vergleich: Deutschland verzeichnete im selben Zeitraum einen Überschuss von 1,2 Millionen Fahrzeugen.
China: E-Auto- und Plug-in-Hybrid-Produktion wächst im Dezember um 43 % gegenüber Vorjahr
Monatliche Produktion von E-Autos und Plug-in-Hybriden in China, in Mio. Einheiten

Fazit
Das gegenwärtige chinesische Wachstumsmodell weist erhebliche langfristige Risiken auf – sowohl für China selbst als auch die gesamte Weltwirtschaft. Ein Umsteuern in Richtung einer stärkeren Binnennachfrage und gesünderen Unternehmensstruktur, wie von internationalen Institutionen gefordert, würde die Lage deutlich verbessern.
Aufgrund der massiven Herausforderungen, mit denen sich die europäische Industrie derzeit konfrontiert sieht, ist aber auch zügiges Handeln seitens der EU gefragt: Ohne eine eigene, an den Stärken des EU-Binnenmarktes ausgerichtete Industriestrategie und eine offene und aktive Handelspolitik lässt sich der Wettbewerbsbenachteiligung der heimischen Industrie unter den aktuellen Bedingungen nicht beikommen
21.1.2025: MAGAnomics: Herausforderung für die Weltwirtschaft
Im Rahmen seiner prominenten Kampagne "Make America Great Again" hat Donald Trump auch eine neue Wirtschaftspolitik für die USA in Aussicht gestellt. Der mittlerweile als "MAGAnomics" bekannt gewordene Ansatz sieht unter anderem die Einführung von Universalzöllen auf US-Importe vor. Dies sind keine guten Nachrichten für den transatlantischen Handel. Genannt wurden Zölle auf Waren in Höhe von 10 % bis 20 %; zusätzliche Zollerhöhungen auf 60 % bis 100 % sind speziell für Importe aus China im Gespräch.
Eine solches Vorgehen würde einen radikalen Bruch mit der jüngeren zollpolitischen Vergangenheit der USA bedeuten, die langfristig zu einem Rückgang des durchschnittlichen effektiven Zollsatzes von 7,2 % im Jahr 1962 auf 1,4 % im Jahr 2006 geführt hatte.
Angekündigte US-Universalzölle von 10 % bis 20 % kämen einer historischen Zäsur gleich
Durchschnittlicher effektiver Zollsatz der USA und Bandbreite der Zollankündigungen in %

Fazit
Die von Trump geplanten massiven Zollerhöhungen stellen die Weltwirtschaft vor erhebliche Herausforderungen. Sie brechen mit der liberalen Handelsordnung und werden der Exportwirtschaft ein hohes Maß an Flexibilität abfordern. Für die EU gilt es jetzt, sowohl aus wirtschafts- als auch sicherheitspolitischen Gründen alles daran zu setzen, auch in Zukunft eine verlässliche transatlantische Partnerschaft aufrecht zu erhalten. Als Verhandlungsgegenstand fiele etwa eine Ausweitung von LNG-Lieferungen aus den USA in die EU ins Auge.
Daneben ist es jetzt mehr denn je notwendig, die EU-eigenen Hausaufgaben anzugehen: Vor allem die Steigerung der eigenen Wettbewerbsfähigkeit durch einen vertieften Binnenmarkt und eine aktive Handelspolitik ist eine unverzichtbare Voraussetzung, um sich im neuen geopolitischen Umfeld zu behaupten.
14.1.2025: Hoher Kostendruck ist stärkste Wachstumsbremse
Österreich hat bereits zwei Rezessionsjahre in Folge hinter sich. Traditionelle Wachstumstreiber der heimischen Wirtschaft, wie die Konsumnachfrage oder ein anziehendes Exportgeschäft haben bisher nicht zum erhofften Aufschwung geführt.
Eine Sonderauswertung des WKÖ Wirtschaftsbarometers (Winter 2024), der größten Umfrage der gewerblichen Wirtschaft in Österreich, zeigt deutlich: Als gravierendste Wachstumsbremse identifizieren die heimischen Unternehmen die hohen Arbeitskosten.
Für 78 % der Betriebe stellen die hohen Arbeitskosten das größte Wachstumshemmnis dar
Welche der folgenden Themen stellen für Ihr Unternehmen die größten Wachstumshemmnisse in den kommenden 12 Monaten dar? Top 5, in %, Mehrfachantworten möglich

Fazit
Nach zwei Rezessionsjahren müssen nun alle Hebel in Bewegung gesetzt werden, um die Voraussetzungen für neues Wachstum zu schaffen. Um die größten Wachstumshemmnisse – hohe Arbeitskosten, Nachfrageschwäche, Unsicherheit, Bürokratie und Arbeitskräftemangel – zu überwinden, ist eine ganze Bandbreite an Maßnahmen vonnöten: Sie reicht von einer Senkung der Lohnnebenkosten über wettbewerbsfähige Energiepreise, gezielte Investitionsanreize, den Abbau bürokratischer Hürden bis hin zu Strategien zur Fachkräftesicherung.
Denn eines steht fest: Nur durch wirtschaftliches Wachstum lassen sich die großen Zukunftsaufgaben, die der demografische Wandel und die Twin Transition mit sich bringen, bewältigen.
7.1.2024: Hohe Lohnnebenkosten bremsen den Standort aus
Unternehmen in Österreich sind mit einer überdurchschnittlich hohen Belastung durch Lohnnebenkosten konfrontiert. Diese machen hierzulande fast 27 % der Arbeitskosten aus. Zum Vergleich: In Deutschland liegt der Anteil bei 23 %, im Schnitt der EU-27 bei 24,7 %.
Ein höherer Anteil an Lohnnebenkosten führt dazu, dass die Diskrepanz zwischen den Arbeitskosten, die Arbeitgeber:innen zu tragen haben, und dem Nettogehalt, das Arbeitnehmer:innen letztlich ausgezahlt bekommen, größer wird.
Österreich hat den fünfthöchsten Lohnnebenkostenanteil in der EU
Lohnnebenkosten als Anteil an den Arbeitskosten (in %), 2023

Fazit
Zusätzlich zu hohen Energiekosten und Bürokratieaufwand haben Österreichs Unternehmen auch die fünfthöchste Lohnnebenkostenbelastung in der EU zu tragen. Da die Lohnsteigerungen der letzten Jahre im EU-Vergleich nicht nur überdurchschnittlich hoch ausgefallen sind, sondern auch über dem Produktivitätswachstum lagen, hat sich Österreichs Wettbewerbsfähigkeit erheblich verschlechtert.
Die hohe kostenseitige Belastung der Betriebe entwickelt sich immer mehr zu einem strukturellen Standortproblem. Eine Absenkung der Lohnnebenkosten würde eine spürbare Entlastung bringen und wäre eine Win-Win-Situation für Arbeitgeber:innen, Dienstnehmer:innen und den Wirtschaftsstandort Österreich.