
Chart of the Week: Erste Schritte aus der Mid-Tech-Falle
Aktuelle Daten und Fakten visualisiert
Lesedauer: 13 Minuten
25.3.2025: Erste Schritte aus der Mid-Tech-Falle
Die EU muss ihre Investitionsquote erhöhen, um Herausforderungen wie den ökologischen Wandel, die Überwindung der Innovationslücke, den KI-Boom, Qualifikationsdefizite und den Verteidigungsbedarf zu bewältigen. Vor diesem Hintergrund sind die Investitionspläne der Unternehmen, die die Europäische Investitionsbank (EIB) in ihrer jüngsten Investitionsumfrage (EIBIS) erhoben hat, vorsichtig optimistisch zu deuten. Die Ergebnisse zeigen, dass die Investitionserwartungen per Saldo im positiven Bereich liegen – das heißt, mehr Unternehmen planen, ihre Investitionen auszuweiten als sie zu kürzen. Triebkräfte dieser Entwicklung sind vor allem Branchen mit hohem Technologisierungsgrad.
High-Tech Unternehmen planen eher eine Ausweitung der Investitionen
Saldo der Unternehmen, die einen Investitionsanstieg erwarten, nach Sektor

Fazit
Trotz der Fortschritte der letzten zehn Jahre bestehen in der EU nach wie vor Defizite im High-Tech-Sektor. Die überdurchschnittliche Investitionsdynamik der Unternehmen in diesem Bereich ist insofern ein ermutigendes Signal. Viele neue Technologien befinden sich in einer dynamischen Entwicklungsphase und bieten damit ein erhebliches Potenzial für zukünftiges Wachstum. Damit Unternehmen diese Chancen tatsächlich nutzen können, sind jedoch Voraussetzungen zu schaffen: Zum einen müssen regulatorische Hemmnisse abgebaut werden, zum anderen braucht es einen besseren Zugang zu Risikokapital, um technologische Innovationen erfolgreich zur Marktreife zu bringen. Auch die von der Bundesregierung angekündigte Strategie zur Stärkung des Industrie- und Wirtschaftsstandorts Österreich setzt explizit auf zukunftsweisende Branchen. Es gilt, sie nun zügig umzusetzen.
18.3.2025: Starker Lohnstückkostenanstieg belastet die Wettbewerbsfähigkeit
Der starke Anstieg der Lohnstückkosten in Österreich hat die Wettbewerbsfähigkeit des Landes erheblich geschwächt. In den letzten Jahren sind die Löhne deutlich stärker gestiegen als bei unseren Handelspartnern, während die Produktivitätsentwicklung hinterherhinkt. Infolgedessen sind die Lohnstückkosten seit 2015 um 39,5 % angestiegen – ein Zuwachs, der deutlich über dem EU-Durchschnitt von 26,6 % liegt.
Auch im Vergleich zu Deutschland, wo die Lohnstückkosten pro Arbeitsstunde um 8 Prozentpunkte weniger gestiegen sind, verliert Österreich zunehmend an Wettbewerbsfähigkeit. Der Kostennachteil gegenüber Deutschland wächst im Bereich der Industrie weiter aufgrund des aktuellen Pilotabschlusses der IG Metall.
Wettbewerbsfähigkeitsverlust: Lohnstückkosten steigen viel stärker als bei unseren Handelspartnern
Nominelle Lohnstückkosten (auf Basis von Arbeitsstunden), Index, 2015 = 100

Fazit
In den vergangenen zwei Jahren haben der hohe Lohnkostendruck und die rückläufige Produktivität die preisliche Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Wirtschaft erheblich geschwächt. Um diesen Entwicklungen entgegenzuwirken, gilt es nun zügig die angebotsseitige Kostenbelastung zu lindern.
Dazu zählt die Senkung der Lohnnebenkosten ebenso wie die Wiederherstellung und Sicherung wettbewerbsfähiger Energiepreise. Auch bei der Reduktion der Bürokratiekosten gibt es noch erhebliches Potenzial.
11.3.2025: Deutschland saniert sich
Infrastruktur-Sondervermögen lässt positive Impulse erwarten
Die anhaltende Stagnationsphase sowie geopolitische Entwicklungen stellen die zukünftige deutsche Bundesregierung vor fundamentale Herausforderungen. Die jahrzehntelange Unterfinanzierung der mittlerweile maroden Infrastruktur – insbesondere von Straßen, Brücken und der Bahn – lässt sich aufgrund der gesetzlichen Schuldenbremse nicht über den laufenden Staatshaushalt kompensieren.
Vor diesem Hintergrund beschreitet die voraussichtlich nächste Regierungskoalition aus CDU, CSU und SPD neue Wege, um die Wirtschaft zurück auf den Wachstumspfad zu führen. Geplant ist die Einrichtung eines neuen föderalen Infrastruktur-Sondervermögens (SV) in Höhe von rund 500 Mrd. Euro über einen Zeitraum von zehn Jahren. Simulationsergebnisse des IW-Köln zeigen die positiven wirtschaftlichen Effekte des SV: So könnten die realen Gesamtinvestitionen bis 2034 um 6,7 % steigen, wobei die stärksten Effekte voraussichtlich in den ersten fünf Jahren zu erwarten sind.
Auch das BIP würde im Vergleich zum Basisszenario mit einem Zuwachs von rund einem Prozent spürbare Wachstumsimpulse erhalten. Ebenso dürften die Industrieproduktion und der private Konsum nachhaltig um rund ein Prozent ansteigen. Den positiven gesamtwirtschaftlichen Effekten steht ein zusätzliches Haushaltsdefizit von 1,1 Prozentpunkten des BIP gegenüber.
Deutlicher Investitionsschub: deutsche Gesamtinvestitionen könnten bis 2034 um 6,7 % steigen
Makroökonomische Effekte eines Sondervermögens für Infrastruktur von 500 Mrd. Euro über 10 Jahre in Deutschland
Oxford Modell, zusätzliche 50 Mrd. Euro p.a., Abweichung vom Basisszenario in Prozent und Prozentpunkten

Fazit
Das Infrastruktur-Sondervermögen dürfte in Deutschland sowohl die Produktion als auch den Konsum ankurbeln und dadurch deutliche Wachstumseffekte entfalten. Aufgrund der engen wirtschaftlichen Verflechtung könnten sich diese Impulse zudem positiv auf die schwächelnde österreichische Exportwirtschaft auswirken. Insbesondere die deutsche Industrie – und in der Folge auch die österreichische – dürfte von der Investitionsoffensive profitieren.
4.3.2025: Deutschlands kriselndes Wachstumsmodell
Das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) befindet sich in einer ausgedehnten Stagnationsphase. Im 4. Quartal 2024 lag das BIP gerade einmal 1,8 % über dem Niveau des 4. Quartals 2017. Im internationalen Vergleich fällt das Wachstum ebenso enttäuschend aus: Die USA verzeichneten im gleichen Zeitraum einen Zuwachs von 18,4 %, die OECD insgesamt von 13,6 %. Ein wesentlicher Grund für die anhaltende Stagnation ist der Einbruch der Netto-Exporte, die kumuliert seit 2017 insgesamt 4,2 %-Punkte vom BIP abgezogen haben.
Auch die Bruttoanlageinvestitionen lagen zuletzt unter dem Ausgangsniveau von Ende 2017 und dies bei gleichzeitig hohem Investitionsbedarf. Nach Berechnungen des IW Köln fehlten allein zwischen 2020 und dem 1. Halbjahr 2024 Investitionen in Höhe von 210 Mrd. Euro. Stabilisierend wirkte hingegen der öffentliche Konsum, ohne dessen ausgleichende Wirkung das BIP Ende 2024 um -1,7 % unter dem Niveau von Ende 2017 gelegen hätte.
Deutschlands Wirtschaftsleistung kommt seit 7 Jahren kaum vom Fleck
Kumuliertes BIP-Wachstum seit dem 4. Quartal 2017
Angaben in Prozent, saison- und kalenderbereinigt

Fazit
Im Gegensatz zu vielen anderen EU-Ländern verfügt Deutschland über größere fiskalische Spielräume. Diese könnten genutzt werden, um Wachstumseffekte im gesamten europäischen Binnenmarkt zu generieren, wovon neben der deutschen Exportwirtschaft insbesondere auch Länder profitieren würden, die eng in deutsche Wertschöpfungsketten eingebunden sind, wie z.B. Österreich.
Darüber hinaus sollte ein „Europe First“-Ansatz in Anlehnung an den Draghi-Bericht aufgegriffen werden, wie er mittlerweile auch im österreichischen Regierungsprogramm verankert ist. Dieser könnte Teil einer gemeinsamen Strategie zum Comeback der europäischen Kernindustrien sein, wovon Deutschland als industrielles Zentrum Europas letztlich am meisten profitieren würde.
25.2.2025: Österreich mit stärkstem Rückgang der Industrieproduktion in der EU
Zum Jahresende 2024 verzeichnete kein anderes EU-Land einen so starken Rückgang der Industrieproduktion wie Österreich. Während die Produktion im europäischen Durchschnitt im Dezember 2024 im Vergleich zum Vorjahresmonat um 1,7 % sank, fiel der Rückgang hierzulande mit 9,5 % deutlich drastischer aus.
Starker Einbruch: Österreichs Industrieproduktion im Dezember 2024
um -9,5 % gesunken
Produktion in der Industrie im Dezember 2024
Veränderung gg. Vorjahresmonat in %

Fazit
Österreichs Industrie steht im internationalen Wettbewerb zunehmend unter Druck und sieht sich neben konjunkturellen auch mit tiefgreifenden strukturellen Herausforderungen konfrontiert. Ein Ende der Industrieschwäche ist derzeit nicht absehbar. Um den Industriestandort Österreich nachhaltig zu stärken und Zukunftsinvestitionen zu ermöglichen, müssen die preisliche Wettbewerbsfähigkeit gesteigert sowie Innovation und Produktivität gezielt gefördert werden.
Darüber hinaus erfordern die ambitionierten industriepolitischen Ansätze der USA und China eine koordinierte europäische Antwort. Mit einer EU-Industriestrategie lässt sich die bestehende Produktivitätslücke schließen und die Wettbewerbsfähigkeit Europas sichern.
19.2.2025: US-Markt als Wachstumstreiber
Die USA haben in den letzten Jahren als Handelspartner erheblich an Bedeutung gewonnen. Seit Dezember 2005 sind die österreichischen Warenexporte in die USA um rund 188 % gestiegen. Besonders stark (107 %) fiel der Anstieg während der Biden-Präsidentschaft aus.
Aufgrund dieser dynamischen Entwicklung erreichten die USA im Jahr 2023 mit einem Anteil von etwa 7,1 % an den gesamten österreichischen Warenexporten den zweiten Platz unter den wichtigsten Exportmärkten. Die von Präsident Donald Trump angedrohten Zollerhöhungen stellen daher eine ernstzunehmende Gefahr für die österreichische Wirtschaft dar.
Österreichs Warenexporte in die USA zuletzt dynamischer als in anderen Schlüsselmärkten
Österreichs Waren-Exportwachstum nach Partnerregion
Index: Dez. 2004= 100, gleitende 12-Monatssummen

Fazit
Gute transatlantische Handelsbeziehungen sind für die österreichische Wirtschaft von großer Bedeutung. Gerade in Zeiten rückläufiger Exporte stellte der wachsende Handel mit den USA während der letzten Jahre einen Lichtblick dar. An erster Stelle sollte daher die Vermeidung eines Handelskonflikts stehen, der stets die Gefahr einer Eskalation mit sich bringt. Ein offener Austausch zwischen der US-Regierung und der Europäischen Kommission über die jeweiligen Interessen könnte die Basis für eine politische Einigung bieten und eine Zollspirale vermeiden.
In jedem Fall muss sich die EU geeint zeigen und mit einer Stimme sprechen. Daneben gilt es jetzt, ein handelspolitisches Signal der Offenheit an potenzielle weitere Partner zu senden, um Handelsbeziehungen weiter zu diversifizieren und Risken zu minimieren.
11.2.2025: Unternehmensgründungen erreichen neuen Höchststand
Trotz anhaltender wirtschaftlicher Unsicherheiten und einer rückläufigen Konjunktur bleibt die Gründungsdynamik in Österreich ungebrochen: Im vergangenen Jahr wurden 36.673 neue Unternehmen in Österreich gegründet. Die Zahl der Unternehmensgründungen stieg im Vergleich zum Vorjahr um 0,6 % und markiert damit erneut einen Rekordwert. Besonders erfreulich ist der Anteil der Gründerinnen, der mit 46 % ebenfalls einen neuen Höchststand erreicht.
Gründungsrekord als Lichtblick für den Wirtschaftsstandort Österreich
Anzahl der Unternehmensgründungen in Österreich, 2014–2024

Fazit
Unternehmensgründer:innen setzen mit innovativen Produkten und Dienstleistungen wichtige Impulse, schaffen Arbeitsplätze und fördern die regionale Entwicklung. Um die positive Dynamik nachhaltig zu stärken, gilt es, die Modernisierung des Unternehmensgründungsprozesses für alle Rechtsformen auf einer zentralen, digitalen Plattform voranzutreiben.
Die Einführung eines Beteiligungsfreibetrags – ein steuerlicher Anreiz für private Anleger, in heimische Betriebe zu investieren – könnte zudem die Eigenkapitalbasis der Jungunternehmen stärken und ihr zukünftiges Wachstum anstoßen.
4.2.2025: Existenzielle Belastungsprobe - Industrie und Bau stecken in der Konjunkturkrise fest
Die Rezession in Österreich erweist sich als hartnäckig: Die Wirtschaftsleistung blieb Ende 2024 um -0,2 % hinter dem Ergebnis des Vorjahres zurück. Die Entwicklung verläuft dabei jedoch heterogen: Während konsumnahe Dienstleistungsbereiche - wie Handel, Verkehr, Beherbergung und Gastronomie - allmählich eine Erholung verzeichnen, verbleibt die wirtschaftliche Entwicklung im produzierenden Bereich weiter auf sehr niedrigem Niveau. Hier sind die Umsätze im Dezember 2024 im Vergleich zum Vorjahr um -8,0 % eingebrochen.
Besonders stark betroffen ist weiterhin die Industrie, die einen Rückgang von -9,7 % verzeichnete. Etwas besser steht die Baubranche da, die einen bescheidenen Umsatzzuwachs von 0,3 % verbuchen konnte.
Im Dezember 2024 ist der Umsatz im produzierenden Bereich um -8,0 % eingebrochen
Entwicklung des Umsatzes im Vergleich zum Vorjahr
Umsatzindex, Dezember 2024, Veränderung zum Vorjahresmonat in %

Fazit
Vom derzeit schwierigen wirtschaftlichen Umfeld ist der produzierende Bereich besonders stark betroffen. Während die Bauwirtschaft nahezu stagniert, fällt die Industrie weiterhin stark zurück. Beide haben mit großen strukturellen Herausforderungen zu kämpfen, wie die hohe Belastung durch Energie- und Arbeitskosten in Österreich.
Um den Standort zu stärken und wieder an Wettbewerbsfähigkeit zu gewinnen, sind eine spürbare Senkung der Lohnnebenkosten, die Sicherstellung nachhaltig niedriger und berechenbarer Energiepreise sowie weitere Schritte zum Bürokratieabbau unerlässlich. Dazu müssen politische Weichenstellungen auf nationaler und europäischer Ebene Hand in Hand gehen.
> zum Chart of the Week
28.1.2025: Chinas E-Auto-Boom - Gezielte Industriepolitik führt zu Rekordproduktion
Neue Daten des chinesischen Statistikamtes zeigen, dass die monatliche Produktion von E-Autos und Plug-in-Hybriden in China im Dezember einen neuen Rekordwert von 1,65 Millionen Fahrzeugen erreicht hat – das ist ein Anstieg von 43 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Mittlerweile machen E-Autos und Plug-in-Hybride etwa die Hälfte der gesamten chinesischen Fahrzeugproduktion aus.
Während China im Jahr 2020 noch kein Nettoexporteur von Autos war, exportierte das Land in den letzten 12 Monaten bis September 2024 rund 5 Millionen Fahrzeuge mehr als es importierte. Zum Vergleich: Deutschland verzeichnete im selben Zeitraum einen Überschuss von 1,2 Millionen Fahrzeugen.
China: E-Auto- und Plug-in-Hybrid-Produktion wächst im Dezember um 43 % gegenüber Vorjahr
Monatliche Produktion von E-Autos und Plug-in-Hybriden in China, in Mio. Einheiten

Fazit
Das gegenwärtige chinesische Wachstumsmodell weist erhebliche langfristige Risiken auf – sowohl für China selbst als auch die gesamte Weltwirtschaft. Ein Umsteuern in Richtung einer stärkeren Binnennachfrage und gesünderen Unternehmensstruktur, wie von internationalen Institutionen gefordert, würde die Lage deutlich verbessern.
Aufgrund der massiven Herausforderungen, mit denen sich die europäische Industrie derzeit konfrontiert sieht, ist aber auch zügiges Handeln seitens der EU gefragt: Ohne eine eigene, an den Stärken des EU-Binnenmarktes ausgerichtete Industriestrategie und eine offene und aktive Handelspolitik lässt sich der Wettbewerbsbenachteiligung der heimischen Industrie unter den aktuellen Bedingungen nicht beikommen
21.1.2025: MAGAnomics: Herausforderung für die Weltwirtschaft
Im Rahmen seiner prominenten Kampagne "Make America Great Again" hat Donald Trump auch eine neue Wirtschaftspolitik für die USA in Aussicht gestellt. Der mittlerweile als "MAGAnomics" bekannt gewordene Ansatz sieht unter anderem die Einführung von Universalzöllen auf US-Importe vor. Dies sind keine guten Nachrichten für den transatlantischen Handel. Genannt wurden Zölle auf Waren in Höhe von 10 % bis 20 %; zusätzliche Zollerhöhungen auf 60 % bis 100 % sind speziell für Importe aus China im Gespräch.
Eine solches Vorgehen würde einen radikalen Bruch mit der jüngeren zollpolitischen Vergangenheit der USA bedeuten, die langfristig zu einem Rückgang des durchschnittlichen effektiven Zollsatzes von 7,2 % im Jahr 1962 auf 1,4 % im Jahr 2006 geführt hatte.
Angekündigte US-Universalzölle von 10 % bis 20 % kämen einer historischen Zäsur gleich
Durchschnittlicher effektiver Zollsatz der USA und Bandbreite der Zollankündigungen in %

Fazit
Die von Trump geplanten massiven Zollerhöhungen stellen die Weltwirtschaft vor erhebliche Herausforderungen. Sie brechen mit der liberalen Handelsordnung und werden der Exportwirtschaft ein hohes Maß an Flexibilität abfordern. Für die EU gilt es jetzt, sowohl aus wirtschafts- als auch sicherheitspolitischen Gründen alles daran zu setzen, auch in Zukunft eine verlässliche transatlantische Partnerschaft aufrecht zu erhalten. Als Verhandlungsgegenstand fiele etwa eine Ausweitung von LNG-Lieferungen aus den USA in die EU ins Auge.
Daneben ist es jetzt mehr denn je notwendig, die EU-eigenen Hausaufgaben anzugehen: Vor allem die Steigerung der eigenen Wettbewerbsfähigkeit durch einen vertieften Binnenmarkt und eine aktive Handelspolitik ist eine unverzichtbare Voraussetzung, um sich im neuen geopolitischen Umfeld zu behaupten.
14.1.2025: Hoher Kostendruck ist stärkste Wachstumsbremse
Österreich hat bereits zwei Rezessionsjahre in Folge hinter sich. Traditionelle Wachstumstreiber der heimischen Wirtschaft, wie die Konsumnachfrage oder ein anziehendes Exportgeschäft haben bisher nicht zum erhofften Aufschwung geführt.
Eine Sonderauswertung des WKÖ Wirtschaftsbarometers (Winter 2024), der größten Umfrage der gewerblichen Wirtschaft in Österreich, zeigt deutlich: Als gravierendste Wachstumsbremse identifizieren die heimischen Unternehmen die hohen Arbeitskosten.
Für 78 % der Betriebe stellen die hohen Arbeitskosten das größte Wachstumshemmnis dar
Welche der folgenden Themen stellen für Ihr Unternehmen die größten Wachstumshemmnisse in den kommenden 12 Monaten dar? Top 5, in %, Mehrfachantworten möglich

Fazit
Nach zwei Rezessionsjahren müssen nun alle Hebel in Bewegung gesetzt werden, um die Voraussetzungen für neues Wachstum zu schaffen. Um die größten Wachstumshemmnisse – hohe Arbeitskosten, Nachfrageschwäche, Unsicherheit, Bürokratie und Arbeitskräftemangel – zu überwinden, ist eine ganze Bandbreite an Maßnahmen vonnöten: Sie reicht von einer Senkung der Lohnnebenkosten über wettbewerbsfähige Energiepreise, gezielte Investitionsanreize, den Abbau bürokratischer Hürden bis hin zu Strategien zur Fachkräftesicherung.
Denn eines steht fest: Nur durch wirtschaftliches Wachstum lassen sich die großen Zukunftsaufgaben, die der demografische Wandel und die Twin Transition mit sich bringen, bewältigen.
7.1.2024: Hohe Lohnnebenkosten bremsen den Standort aus
Unternehmen in Österreich sind mit einer überdurchschnittlich hohen Belastung durch Lohnnebenkosten konfrontiert. Diese machen hierzulande fast 27 % der Arbeitskosten aus. Zum Vergleich: In Deutschland liegt der Anteil bei 23 %, im Schnitt der EU-27 bei 24,7 %.
Ein höherer Anteil an Lohnnebenkosten führt dazu, dass die Diskrepanz zwischen den Arbeitskosten, die Arbeitgeber:innen zu tragen haben, und dem Nettogehalt, das Arbeitnehmer:innen letztlich ausgezahlt bekommen, größer wird.
Österreich hat den fünfthöchsten Lohnnebenkostenanteil in der EU
Lohnnebenkosten als Anteil an den Arbeitskosten (in %), 2023

Fazit
Zusätzlich zu hohen Energiekosten und Bürokratieaufwand haben Österreichs Unternehmen auch die fünfthöchste Lohnnebenkostenbelastung in der EU zu tragen. Da die Lohnsteigerungen der letzten Jahre im EU-Vergleich nicht nur überdurchschnittlich hoch ausgefallen sind, sondern auch über dem Produktivitätswachstum lagen, hat sich Österreichs Wettbewerbsfähigkeit erheblich verschlechtert.
Die hohe kostenseitige Belastung der Betriebe entwickelt sich immer mehr zu einem strukturellen Standortproblem. Eine Absenkung der Lohnnebenkosten würde eine spürbare Entlastung bringen und wäre eine Win-Win-Situation für Arbeitgeber:innen, Dienstnehmer:innen und den Wirtschaftsstandort Österreich.