Viele Personen, Fans, stehen vor einer Bühne, die mit Scheinwerfern beleuchtet ist
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„Bzzzz“: Die Musikbranche zeigt, wie sie als Wirtschaftsmotor brummt

Fachverband Film/Musik: 7,5 Mrd. Euro jährliche Wertschöpfung – Ziel: neue Standortstrategie für noch mehr Hits made in Austria und positive Effekte auf Beschäftigung und Wachstum

Lesedauer: 5 Minuten

Aktualisiert am 27.08.2024

Wie die drittstärkste Branche weiterwachsen kann, darum geht es bei der „Bzzzz – Konferenz der österreichischen Musikwirtschaft“ am 5. und 6. September 2024 (www.wko.at/bzzzz). Bei der zweiten Ausgabe dieser Musikwirtschaftskonferenz diskutiert und analysiert die Branche die jüngste Studie „Wertschöpfung der Musikwirtschaft in Österreich 2024“, die ihr deutlich größere ökonomische Kraft und Wirkmacht als gedacht attestiert: Ein verhältnismäßig kleiner Kern von 7.000 kreativen Musikproduzent:innen und Musikschaffenden sichert insgesamt 117.000 Arbeitsplätze in der österreichischen Volkswirtschaft und sorgt für eine Bruttowertschöpfung von 7,5 Milliarden Euro pro Jahr. Das macht die Musik zu einem der wichtigsten Bereiche für Österreichs Wirtschaft. Die Musikbranche liegt bei der Wertschöpfung auf Platz drei hinter dem Gesundheitswesen und dem Landverkehr, in Bezug auf Jobs und Beschäftigungseffekte sogar auf Platz zwei hinter dem Einzelhandel.

War die zitierte Studie ein direktes Resultat der ersten Ausgabe der „Bzzzz“-Konferenz im Vorjahr, so sollen diesmal konkrete Inputs und Feedback aus der Branche den nächsten Schritt ermöglichen: eine klare, gemeinsame Musikstandortstrategie. Diese soll – mit den Nationalratswahlen am 29. September 2024 im Hinterkopf – vor allem der Bundespolitik eine Möglichkeit und Leitlinie geben, die in vielen Bereichen wirtschaftlich unterschätzte Branche besser zu sehen und zu verstehen. Bei der „Bzzzz“ können alle, die in Österreich mit Musik zu tun haben, ihre Ideen einbringen und sich austauschen. Neben Vorträgen, Präsentationen und Podiumsdiskussionen werden auch zwei Arbeitsgruppen („Bildung & Professionalisierung“ sowie „Wirtschaftlichkeit & Standortperspektive“) gebildet, um die Standortstrategie konkret zu entwickeln.

Die Rechnung, die Hannes Tschürtz (Vorsitzender der Berufsgruppe Labels im Fachverband der Film- und Musikwirtschaft und Vorstandsmitglied des Musikwirtschaftsverbands IFPI) dazu aufstellt, ist überzeugend: „Wir haben gesehen, dass eine vermeintlich kleine Zahl – 7.000 Kreative, die laut Statistik von dieser Arbeit leben können – erstaunlich weite ökonomische Kreise zu ziehen vermag. Wie ein kleiner Stein, den man ins Wasser wirft. Jetzt wollen wir diesen Kern stärker, den Stein sichtbarer und seine Kreise und Wellen größer machen, um aus den dadurch ausgelösten wirtschaftlichen Effekten noch mehr volkswirtschaftlichen und kulturpolitischen Nutzen generieren zu können.“ Es gilt also, das gewaltige Potenzial sowohl für den Musikstandort als auch für die gesamte heimische Ökonomie zu heben. Die „Bzzzz“-Konferenz will konkrete Wachstumsmöglichkeiten aufzeigen, um diesen Wirtschaftsmotor noch stärker brummen zu lassen.

Konferenz-Programm, Förderprogramme und hilfreiche Tipps

Die Themenpalette der Konferenz insgesamt ist breit gestreut, dreht sich aber natürlich rund um die Musikökonomie: Einen Schwerpunkt bilden die vorhandenen Förderprogramme und wie diese weiterentwickelt werden können. Ein Zukunftsthema dabei ist der Einsatz Künstlicher Intelligenz in der Kultur. Neben neuen Förderungen zeigt Cresqa-Gründerin Maria Brachmanska, die sich selbst ironisch als „Mother Theresa of the Music Industry“ bezeichnet, wie KI bei der Social-Media-Arbeit helfen kann. Auch ein verstärktes Zusammenspiel von Film und Musik birgt erhebliche Potenziale, und Filmförderprogramme können auch Musikschaffenden zugutekommen. Ergänzt wird das Programm um die Vorstellung neuer Förderprogramme durch den Österreichischen Musikfonds.

Michael Walcher, Gründer der Eventplattform maany.xyz, stellt seine Vision für ein „neues, tatsächlich unabhängiges musikwirtschaftliches Ökosystem“ vor, in dem Kreative selbst Rechte und deren Kapitalisierung nach eigenen Vorstellungen kontrollieren. Ein Workshop von IFPI und GfK Austria widmet sich der Bedeutung von Musikcharts. Und ein ganzer Vormittag ist dem Thema „Diversität in der Musikbranche“ gewidmet. Passend dazu erzählt Sophie Lindinger von den verschiedenen Mauern, die sie als erfolgreiche Musikerin und Produzentin auf ihrem Karriereweg durchbrochen hat. Francine Gorman (MusicAlly) wiederum gibt Tipps zum Thema Kampagnenmanagement. Das gesamte Programm ist im Internet auf www.wko.at/bzzzz zu finden.

Internationalisierung, Professionalisierung, Vernetzung

Drei Schlagworte nennt Hannes Tschürtz im Vorfeld als wichtigste Punkte für die diesjährige Konferenz: Internationalisierung, Professionalisierung, Vernetzung. Alle drei hängen zusammen: „Wenn wir ein starker, angesehener Musikstandort und eine ‚Kulturnation‘ sein wollen, müssen wir neben der klassischen Musik mit Mozart, Haydn, Bruckner oder Strauss auch in zeitgenössischen Genres selbstbewusster sein, uns mehr zutrauen und aus Österreich herausgehen“, meint Tschürtz: In den vergangenen zehn Jahren sei das Ansehen Österreichs auf dem internationale Musikmarkt enorm gestiegen. „Aber es sind nur wenige Musikschaffende, die da durchbrechen können, weil die Struktur dahinter insgesamt noch zu wenig unterstützt wird und Künstler:innen sich meist selbst überlassen bleiben.“ 

Mehr internationale Acts aus Österreich

Um mehr internationale Acts aus Österreich zu ermöglichen, braucht es also professionellere Strukturen. Und je besser vernetzt die Branche ist, desto mehr können die einzelnen Musikschaffenden voneinander lernen und einander unterstützen. Auch darüber wird bei der Konferenz „Bzzzz“ viel gesprochen werden, ebenso über den Umgang mit den Streamingdiensten, denen Musikschaffende in einem starken Abhängigkeitsverhältnis gegenüberstehen. Es braucht ein regulatorisches Umfeld, in dem Musikschaffende in der digitalen Welt Möglichkeiten haben, einen fairen Anteil und Einnahmen generieren zu können.

Mehr Geld für den Musikfonds

Was kann da nun die Politik zu dem Ganzen beitragen? Einen konkreten Wunsch gibt es bereits: eine Aufstockung der finanziellen Mittel für den Österreichischen Musikfonds als wichtigste Förderinstitution in diesem Bereich. Denn nur mit einem entsprechenden Ausbau und einer nachhaltigen Weiterentwicklung der Förderungen wird es möglich sein, den Kern der Musikbranche zu stärken und die Anzahl jener zu vergrößern, die von ihrer Musik leben können. „Die Verwertungsgesellschaft AKM weist rund 27.000 Personen in Österreich aus, die für ihre Werke Geld bekommen. Das heißt, außerhalb des Kerns von 7.000 Leuten gibt es weitere 20.000 – wenn wir nur einen Bruchteil davon auf ein Level heben, dass auch sie mit ihrer Musik genügend Geld verdienen, hat das gigantische Folgeeffekte“, ist Tschürtz überzeugt: „Denn höhere Umsätze bedeuten natürlich auch mehr Steuereinnahmen. Wenn das keine Motivation für die nächste Regierung ist, die Musikstandortstrategie in ihr Regierungsprogramm zu schreiben!“

Es geht aber noch um viel mehr, nämlich auch darum, generell den Wert der österreichischen Musikwirtschaft zu verdeutlichen. „Wir müssen begreifbar machen“, betont Tschürtz, „was wir innerhalb der Branche längst wissen und die Studie belegt: dass ein aktiver Kulturverein, ein Proberaum, ein Live-Club, eine aktive Musikgruppe im Ort nicht nur kulturell, sondern auch gesellschaftlich und wirtschaftlich ein bedeutender und nachhaltiger Faktor sein kann.“ (PWK316/HSP)

„Bzzzz – die Konferenz der österreichischen Musikwirtschaft“

Termin: 5. und 6. September 2024

Ort: Stadtkino im Wiener Künstlerhaus

Tickets: € 75,-- / kostenlos für FAMA-Mitglieder, Promotionscode für Mitglieder des Fachverbands der Film- und Musikwirtschaft gerne unter fama@wko.at erfragen.

Mit dem „Kombiticket“ kann man an sämtlichen Vorträgen und Workshops von „Bzzzz“ und „Waves Vienna Festival“ teilnehmen – der Zutritt zu den „Waves“-Konzerten kann optional aufgebucht werden.

Link zur Konferenz: www.wko.at/bzzzz