WKÖ-Mahrer: Warnung vor Kosten des Arbeitskräftemangels
Noch nie so viele offene Stellen wie heute. Ohne Gegenmaßnahmen droht bis 2040 zusätzliche Lücke von 363.000 Arbeitskräften. Forderung nach Anreizen, um mehr zu arbeiten. Strategie für qualifizierte Zuwanderung nötig.
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206.500: So viele offene Stellen gab es im Jahr 2022. Das war nicht nur ein Plus von 41,4 % im Vergleich zum Vorjahr, ohne konkrete Gegenmaßnahmen setzt sich dieser Trend bis 2040 auch unvermindert fort. Zu diesem Ergebnis kommt Harald Mahrer, Präsident der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), im Gespräch mit Armin Wolf in der ZIB 2, um Alarm zu schlagen „vom Bodensee bis zum Wörthersee“. Arbeitskräftemangel sei nicht mehr nur ein Mangel an hochspezialisierten Fachkräften, vielmehr fehle es in allen Branchen an allen Ecken und Enden. Ohne entsprechende Gegenmaßnahmen droht deshalb bis 2040 sogar eine Lücke von zusätzlich 363.000 Arbeitskräften.
Großer Arbeitskräftebedarf
Auf die einzelnen Branchen heruntergebrochen zeigen die Zahlen, dass in der Produktion bis 2040 60.000 Beschäftigte fehlen, im Handel 53.000, im Gesundheitswesen 28.000 und in den Bereichen Erziehung sowie Unterricht über 10.000. Letzteres sei besonders problematisch, so Mahrer, weil dort die Weichen für die Zukunft gestellt werden. Man könne nicht wegschauen, denn wenn nicht gegengesteuert wird, kostet dies allen Wohlstand. Deshalb fordert er auch eine ernsthafte Debatte ohne Scheuklappen. Ohne effektives Handeln droht ansonsten bis 2040 ein um 9 % geringeres BIP bzw. ein Fehlbetrag von rund 150 Milliarden Euro, die dem Staat an Steuereinnahmen und Sozialversicherungsbeiträgen entgehen.
Hohe Bereitschaft für längeres Arbeiten
Um dem entgegenzusteuern, ist ein Schulterschluss zwischen Bund, Ländern, Gemeinden sowie Sozialpartnern nötig. Darüber hinaus brauche es Anreize, mehr zu arbeiten, so Mahrer weiter – ob steuerlich oder in der Kinderbetreuung. Eine aktuelle Market-Umfrage, für die 1.000 Unternehmen und 2.000 Österreicher:innen befragt wurden, untersucht darüber hinaus die Auswirkungen einer Steuerbefreiung für Überstunden. Das Ergebnis: Rund jede:r zweite Befragte sieht in dieser Maßnahme eine Motivation Überstunden zu machen. Bei Jüngeren (16 bis 29 Jahre) ist diese Bereitschaft mit 70 % sogar noch höher. Länger arbeiten würden darüber hinaus mehr als drei Viertel (77 %), wenn man ab dem gesetzlichen Pensionsantrittsalter abgabenfrei zur Pension dazuverdienen könnte. Unter den befragten Firmen können sich 74 % vorstellen, Pensionist:innen zu beschäftigen.
Qualifizierte Zuwanderung, demografische Entwicklung
Beim Thema Arbeitskräfte aus dem Ausland sieht der WKÖ-Präsident Österreich im Wettbewerb mit anderen Ländern und fordert deshalb eine Strategie für qualifizierte Zuwanderung. Man wolle die Leute ins Land holen, die arbeiten wollen, die die Ärmel hochkrempeln und die sich nicht auf die Parkbank setzen und den anderen beim Arbeiten zusehen. „Wenn wir nicht umdenken, wird das zum größten Problem der Republik“, betont Mahrer abschließend und weist darauf hin, dass Lösungen im Kampf gegen Arbeitskräftemangel auch helfen, die Inflation einzudämmen.