WKO Analyse: COSME - Europas Programm für KMU
März 2018: Publikation der Stabsabteilung Wirtschaftspolitik
Lesedauer: 5 Minuten
Competitiveness of Enterprises and SMEs (COSME) ist das EU-Programm für die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen und für kleine und mittlere Unternehmen (KMU). Es läuft von 2014 bis 2020 und ist europaweit mit einem Budget von 2,3 Mrd. EUR ausgestattet.
Mit COSME werden KMU in folgenden Bereichen unterstützt: Erleichterung des Zugangs zu Finanzmitteln, Unterstützung der Internationalisierung und des Zugangs zu Märkten, Schaffung eines günstigen Umfelds für die Wettbewerbsfähigkeit, und Förderung einer unternehmerischen Kultur.
Was ist das COSME-Programm?
COSME ist das EU-Programm für KMU, um deren Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Österreichische Unternehmen können beispielsweise von vergünstigten Garantien profitieren, wenn Sie einen Förderantrag bei de Austria Wirtschaftsservice GesmbH (aws) gestellt haben. Die einzelnen Maßnahmen des Programms richten sich in der Regel an Intermediäre wie die aws und nicht direkt an KMU.
Wie verteilen sich die COSME-Mittel?
Eines der Hauptziele von COSME ist es, Unternehmen besseren Zugang zu
Finanzmitteln zu bieten. Über 60 % des Budgets sind diesem Ziel gewidmet. Um dieses Ziel zu erreichen, werden Kreditbürgschaftsfazilitäten vergeben, sodass
Finanzinstitute oder Förderbanken KMU mehr Darlehen und diese zu günstigeren Konditionen gewähren können. Per 30.9.2017 haben knapp 1.900 Unternehmen in Österreich ein Garantievolumen in Höhe von rund 255 Mio. EUR nutzen können.
Somit profitieren Unternehmen in Österreich vom COSME-Programm beispielsweise durch eine Senkung der Finanzierungskosten, wenn sie einen Förderantrag bei der Austria Wirtschaftsservice GmbH (aws) stellen. Die Förderungsfähigkeit unter COSME wird bei der aws automatisch geprüft, somit profitieren Unternehmen ohne zusätzlichem Antrag von einem günstigeren Garantieentgelt auf Darlehen, sofern die Kriterien erfüllt werden. Der Europäische Rechnungshof stellte in einem Bericht zu Finanzmitteln fest, dass Kreditbürgschaften das Wachstum der Empfängerunternehmen hinsichtlich Gesamtvermögen, Umsatz und Produktivität förderten.
Thematische Aufteilung des COSME-Budgets 2014 – 2016
Unter dem 63 %-Anteil des COSME-Budgets, der für den Zugang zu Finanzierung zur Verfügung steht, werden ebenso Mittel an Wagniskapitalfonds vergeben, die KMU vorwiegend in ihrer Expansions- und Wachstumsphase Risikokapital zur Verfügung stellen.
Das Enterprise Europe Network ist die Anlaufstelle für alle EU-Fragen
Die Dienstleistungen des Enterprise Europe Network (EEN) sind für Unternehmen kostenfrei und werden ebenso vom COSME-Programm kofinanziert. Das Netzwerk für Unternehmen unterstützt innovative Firmen, in Europa und international zu wachsen. Experten beraten Unternehmen bei allen Anliegen rund um das EU-Recht und zu europäischen Förderungen, suchen nach Lösungen bei Hürden im Binnenmarkt und finden Kooperationspartner über eine weltweite Geschäftsdatenbank.
Die Zahlen sprechen für sich: In den letzten drei Jahren hat das Enterprise Europe Network in Österreich mehr als 11.000 Unternehmen bei Informationsveranstaltungen und b2b Kooperationsbörsen im In- und Ausland begrüßt, weiters mehr als 2.000 Unternehmen auf ihrem Weg zur Internationalisierung begleitet und fast 4.000 Unternehmen persönlich bei EU-Fragen zum Binnenmarkt beraten.
Mit dem Austauschprogramm für Jungunternehmer werden Auslandsaufenthalte gefördert
Das mit COSME-Mitteln finanzierte Austauschprogramm Erasmus für Jungunternehmer unterstützt Jungunternehmer mit einem finanziellen Zuschuss von bis zu 1.100 EUR pro Monat – abhängig vom Aufenthaltsland.
Mit dem Austauschprogramm können Jungunternehmer in ein anderem Land der EU in einem KMU zusammen mit erfahrenen Unternehmen arbeiten. Die Vermittlung der Jungunternehmer und der erfahrenen, gastgebenden Unternehmer erfolgt in Österreich mit Hilfe der Jungen Wirtschaft der Wirtschaftskammer Österreich.
Somit verteilen sich 85 % des COSME-Budgets auf die Aktivitäten Finanzinstrumente, EEN und Erasmus für Jungunternehmer. Die restlichen 15 % des COSME-Budgets verteilen sich auf Zuschüsse für Netzwerke, Pilot- und Demonstrationsprojekte, Technologievermarktungsprojekte und Analysen, die von der Europäischen Kommission auf der Grundlage jährlicher Arbeitsprogramme zugeteilt werden, wie z.B. dem „Intellectual Property Rights SME Helpdesk“, der Unternehmen bei Fragen zum Schutz immaterieller Güter in China, Südostasien und Lateinamerika kostenfrei beantwortet; der „EU Chemical Legislation Finder“, der ab 2020 den Zugang zu Informationen im Chemikalienrecht bzw. bezüglich der Regulierung chemischer Substanzen verbessern wird; und dem „Small Business Act Factsheet“, dem Datenblatt der Europäischen Kommission zum Fortschritt nationaler KMU-Politik.
Eine unmittelbare Antragstellung durch Unternehmen ist im Rahmen des COSME-Programms nicht möglich, außer bei einzelnen, spezifischen Demonstrations- und Technologievermarktungsprojekten, wie der Ausschreibung des „Light Industries Innovation and Technology Project“, dessen Ziel es ist, neue Technologien und Verarbeitungstechniken in Geschäftsmodelle der Textil-, Bekleidungs-, Schuhwaren- und Lederindustrie zu integrieren.
Evaluierung und Ausblick des Programms
Die Interessen der KMU müssen auch mit dem neuen europäischen Finanz-
rahmen ab 2021 berücksichtigt werden, das COSME-Programm eignet sich hierfür sehr gut. Ebenso sind die Ziele des Programms wie Zugang zu Finanzierung, Unterstützung beim Zugang zu Märkten und Schaffung eines günstigen Umfelds für Wettbewerbsfähigkeit relevant. Insbesondere das Enterprise Europe Network, Initiativen im Bereich des Chemikalienrechts, der „Intellectual Property Rights Helpdesk for SMEs“, der bessere Zugang zu Finanzmittel wie auch das Austauschprogramm Erasmus für Jungunternehmer erweisen sich als wichtige Unterstützungsmaßnahmen für Unternehmen. Die Finanzierung dieser Maßnahmen für Unternehmen muss auch mit dem neuen, europäischen Finanzrahmen ab 2021 gewährleistet sein.
Bei Internationalisierungsmaßnahmen in Drittstaaten ist besonders darauf zu
achten, dass nationale Strukturen wie die Aussenwirtschaft Austria, die Internationalisierungs- und Innovationsagentur der österreichischen Wirtschaft mit über 100 Stützpunkten in über 70 Ländern, nicht dupliziert werden. Daher müssen zukünftige Internationalisierungsmaßnahmen des COSME-Programms besonders auf die Komplementarität zu bereits bestehenden Strukturen achten und sollten besonders auf Maßnahmen im europäischen Binnenmarkt fokussieren.
230.000 Unternehmen haben europaweit das COSME nutzen können
Gemäß der Zwischenevaluierung des EU-Programms haben europaweit 230.000 Unternehmen die unterschiedlichen Maßnahmen nutzen können, die meisten dieser Unternehmen sind in den alten EU-15-Staaten angesiedelt. Das Programm ist mit der Erleichterung beim Zugang zu Finanzierung und Unterstützung bei Binnenmarktfragen durch das Enterprise Europe Network oder dem Zugang zu Märkten sehr relevant. Außerdem ist ein solches Programm auf europäischer Ebene effizienter als einzelne, nationale Programme, da es schwierig wäre, ein ähnliches Maß an Unterstützung in den unterschiedlichen Regionen mit ähnlich kohärentem Programm ohne einem einheitlichen EU-Rahmen durchzuführen.
Fazit
Das COSME-Programm unterstützt österreichische und europäische KMU. Die Interessen der Unternehmen müssen auch mit dem neuen EU-Finanzrahmen ab 2021 berücksichtigt werden. Besonders der verbesserte Zugang zur Finanzierung, das Enterprise Europe Network, Initiativen im Bereich des Chemikalienrechts, der „Intellectual Property Rights Helpdesk“ sowie das Austauschprogramm Erasmus für Jungunternehmer nützt Unternehmen. Die Finanzierung dieser Maßnahmen muss auch ab 2021 gewährleistet sein.