Gute Chancen für Ältere am Arbeitsmarkt

Argumente der WKÖ

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Aktualisiert am 01.07.2024

2023 waren in Österreich 77,2 % der Menschen im erwerbsfähigen Alter (20 – 64 Jahre) erwerbstätig, in der EU 75,3 %. Bei den 55- bis 64-Jährigen waren 2023 in Österreich 57,3 % erwerbstätig, im EU-Schnitt waren es 60,5 %. Hauptgrund für die unterdurchschnittliche Erwerbsbeteiligung Älterer ist das frühe Pensionsantrittsalter in Österreich. Stabile Dienstverhältnisse älterer Beschäftigter, Arbeitsrecht und höhere Lohnansprüche erschweren die Reintegration älterer Arbeitsloser.  

2023 ist die Beschäftigung Älterer abermals überdurchschnittlich angestiegen.

Die Beschäftigung Älterer stieg mit +1,4 % überdurchschnittlich. 1,15 Mio. Personen 50+ waren unselbständig beschäftigt. Über alle Altersgruppen stieg die Beschäftigung um +1,1 %.

Seit 2014 ist die Erwerbsquote der Männer (55 – 64 Jahre) um 11,1 %-Punkte, die Erwerbsquote der Frauen (55 – 64 Jahre) um 13 %-Punkte angestiegen, gesamt um 12,2 %-Punkte von 45,1 % auf 57,3 %. Besonders stechen die Frauen zw. 55 und 59 Jahren mit plus 28 %-Punkte hervor. Bei Männern zw. 60 und 64 hat sich die Erwerbsquote seit 2014 sogar fast verdoppelt. Die Erwerbsquoten sinken jedoch stark, sobald der Pensionsantritt möglich wird.

Die Arbeitslosigkeit Älterer sank stärker als im Schnitt

Im Jahresschnitt 2023 sank die Arbeitslosenquote der 50+ um –0,3 %-Punkte auf 6,9 %. Die allgemeine Arbeitslosenquote stieg um +0,1 %-Punkte auf 6,4 %. Ältere werden seltener arbeitslos. Wenn Ältere arbeitslos werden, haben sie eine längere Suchdauer (169 Tage). Ein Grund dafür sind gesundheitliche Einschränkungen: 42,1 % der Arbeitslosen 50+ haben laut AMS gesundheitliche Einschränkungen (alle Altersgruppen: 23,8 %). 

Endigungsgründe von Dienstverhältnissen über 50-Jähriger

Rund 70 % aller Dienstverhältnisse von über 50-Jährigen, die im Jahr 2023 geendet haben, endeten durch einvernehmliche Lösung, DN-Kündigung, Zeitablauf oder Pensionierung. Lediglich 8,9 % endeten durch Dienstgeberkündigung.

Ältere sind gut in den Arbeitsmarkt integriert und stabil beschäftigt 

Ältere treten zu 70 % direkt aus dem Erwerbsleben in die Pension über. Weitere 13 % aus Arbeitslosigkeit, der Rest aus erwerbsfernen Positionen (AMS, EWKM 2023). Bei Frauen sind die Werte mit 72 % und 10,7 % besser als im Schnitt. Männer mit Anspruch auf Korridorpension (ab 62 Jahre) können weitere 364 Tage Arbeitslosengeld beziehen und dadurch ihre Pension aufwerten. Dies bietet einen Anreiz für Männer, weiter im Arbeitslosengeldbezug zu bleiben, obwohl ein Pensionsantritt bereits möglich wäre.

Das faktische Pensionsantrittsalter lag unter Einbeziehung der Personen mit Reha-Geldbezug in Österreich 2023 bei 60,7 Jahren und lag damit kaum höher als 2020 mit 60,3 Jahren. 

In Deutschland arbeiten fast doppelt so viele über 60-Jährige als in Österreich

Deutschland, Anteil der 60-Plus im Erwerbsleben
© WKÖ

Hauptursachen Pensionssystem und Pensionsmentalität

Hauptursachen für die geringe Erwerbsintegration Älterer ist das Pensionssystem, das einen frühen Pensionsantritt ermöglicht. Bis 2023 hatte Österreich mit 60 Jahren das niedrigste gesetzliche Pensionsalter bei Frauen in der ganzen EU. Seit 2024 steigt es schrittweise an, bis es 2033 das Pensionsalter der Männer von 65 Jahren erreicht. Pro Jahr werden dadurch zusätzlich rund 20.000 Frauen 60+ auf dem Arbeitsmarkt kommen.

Maßnahmen zugunsten der Beschäftigung Älterer

Es im Interesse aller, die Beschäftigung Älterer zu steigern: Die Betroffenen erzielen so höhere Einkommen und Pensionen. Die Unternehmen halten oder bekommen qualifizierte Arbeitskräfte mit viel Erfahrung. Das Sozial-, insbesondere das Pensionssystem bleibt finanzierbar.  

  1. Pensionssystem: Dem Hauptproblem, dem frühen Pensionsantrittsalter (faktisches Pensionsantrittsalter 2023: 60,7 Jahre) kann nur an der Wurzel, nämlich im Pensionssystem begegnet werden. Immerhin steigt die Lebenserwartung, aber auch die Erwartung gesunder Lebensjahre stetig an. Kurzfristig braucht es Anreize für längeres Arbeiten bis oder während der Pension, etwa die Befreiung des Zuverdiensts von Pensionsversicherungsbeiträgen. Die Beschäftigung Älterer wirksam heben würden eine bessere Arbeitsmarktintegration nach erfolgter Rehabilitation. Viele EU-Länder koppeln das gesetzliche Pensionsalter an die steigende Lebenserwartung.
  2. Löhne: Ältere Arbeitskräfte kommen Unternehmen teurer als Jüngere (mehr Urlaub, längerer Entgeltfortzahlung im Krankenstand, etc.). Während in den meisten Kollektivverträgen der Privatwirtschaft die Einkommen abgeflacht wurden, gibt es im öffentlichen Dienst noch eine große Gehaltskluft zwischen Jung und Alt. Eine gezielte Senkung der Lohnnebenkosten bei Neueinstellung älterer Arbeitskräfte könnte steigende Kosten reduzieren. 
  3. Altersteilzeit (ATZ): Die Altersteilzeit fördert einen teilweisen Rückzug aus dem Erwerbsleben. Defacto eine teure Form der Frühpension. Männer können ab 60 Jahren in ATZ gehen. Für Frauen steigt das frühestmögliche Antrittsalter parallel zum ansteigenden gesetzlichen Pensionsantrittsalter. Im Jahresschnitt 2023 waren 34.077 Personen in ATZ, die Kosten betrugen 529,7 Mio.
  4. Beschäftigungsanreize: Die Eingliederungsbeihilfe (EB) des AMS geht an Unternehmen, die ältere Arbeitslose einstellen. Evaluierungen zeigen, dass die EB die Beschäftigung Älterer dauerhaft steigert und weniger kostet als andere Förderungen für ältere Arbeitslose.


Autor: Mag. Maria Kaun
Stand: Mai 2024