Kommentar Wirtschaftspolitik: Österreichs KMU beweisen Leistungsfähigkeit

Ausgabe 42/2016

Lesedauer: 3 Minuten

Aktualisiert am 21.09.2023

In Kürze

  • Die Analyse des aktuellen Datenblatteszum Small Business Act (SBA)der Europäischen Kommission zeigt, dass KMU in Österreich nach wie vor ein wettbewerbsfähiges SBA-Profil aufweisen und sie im EU-Vergleich zu den anpassungfähigsten während der Krise zählten.
  • Weitere Maßnahmen vor allem in den Bereichen Bürokratieabbau und Zugang zu Finanzierung sind notwendig, um die Wettbewerbsfähigkeit weiter zu steigern.

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Der Small Business Act (SBA) stellt den Grundpfeiler europäischer KMU-Politik dar. Der SBA zielt auf die Förderung von KMUs, die Vereinfachung  des regulatorischen Rahmens und die Beseitigung von Wachs­tumshindernissen ab. Inwieweit die Mitgliedstaaten der EU die Maß­nahmen aus dem SBA in den verschiedenen Bereichen - vom Unternehmertum über KMU-kompatible Verwaltung, Innovationen und Finanzierung bis hin zu internationalen Geschäftsaktivitäten – umgesetzt haben, wurde auch dieses Jahr wieder von der Europäischen Kommission (EK) bewertet (SBA Performance Review).

KMU in AT schneiden im europäischen Vergleich überdurchschnittlich ab

KMU in Österreich haben sich im EU-Vergleich in den vergangenen Jahren dynamischer entwickelt. Besonders deutlich zeigt sich der Unterschied zur Entwicklung der KMU der EU-28 bei den Indikatoren Beschäftigung und Bruttowertschöpfung. 

Entwicklung zwischen 2010 und 2015 

Zwischen 2010 und 2015 konnten die österreichischen KMU ihre Bruttowert­schöpfung bzw. die Beschäftigung um kumuliert 16 % bzw. 7 % steigern. In absoluten Zahlen stieg die Beschäftigung zwischen 2010 und 2015 um 122.000 Personen. Zwischen 2015 und 2017 wird ein weiterer Anstieg der Bruttowert­schöpfung um 7 % und ein Beschäftigungswachstum um 3 %  erwartet (in absoluten Zahlen ergibt das einen Zuwachs von 55.000 Beschäftigten).  

Österreichs SBA-Profil: Wettbewerbsfähigkeit ist nach wie vor gegeben 

Beim Umsetzen des Leitprinzips des SBA „Think Small First“ („Vorfahrt für KMU“) hat Österreich seit 2008 einige Fortschritte erzielt. Als Beispiele können hier die von der WKÖ lange geforderten Folgenabschätzungen von Rechtsvorschriften und der „KMU-Test“ genannt werden. Außerdem bringt die Novelle des Rechnungslegungsänderungsgesetzes Erleichterungen für kleine KMU, in dem Berichterstattungsverpflichtungen reduziert wurden. Trotzdem muss ständig an der Verbesserung der regulatorischen Rahmenbedingungen gearbeitet werden, nachdem laut SBA dieses Jahr 63 % (im Vorjahr 54 %) der KMU schnell ändernde Gesetze und 54 % administrative Prozeduren (im Vorjahr 51 %) als Problem sehen.  

Seit 2008 liegt Österreich in vier der neun Kategorien über dem EU-Durchschnitt: bei der „Positio­nierung im Binnenmarkt“, bei der „Internationalisierung“, bei „Fähigkeiten und Innovation“ sowie bei der „Nachhaltigkeit“. Seit der Einführung des Small Business Act im Jahr 2008 konnte sich Österreich in fünf Bereichen mehr als der EU-Durchschnitt verbessern. 

Ausgehend von einem hohen Niveau, hat sich Österreichs Profil in den Bereichen „öffentliche Verwaltung“, „Zugang zu Finanzierung“ und „Fähigkeiten und Innovation“ zwischen 2008 und 2016 leicht verschlechtert, obwohl gerade auch in diesen Bereichen positive Maßnahmen  in der jüngeren Vergan­genheit gesetzt wurden (z.B. das den Zugang zu Crowdfunding erleichternde Alternativfinanzierungsgesetz). 

Der Bereich „öffentliche Verwaltung“ bezieht sich auf die Bereitschaft der Verwaltung KMU-Bedürfnissen zu entsprechen und auf Änderungen zu reagieren. Für das schlechtere Abschneiden in diesem Punkt im Vergleich zu 2008 sind vor allem die komplexen Zulassungs-, Bewilligungs- und Genehmigungsprozesse Österreichs verantwortlich, welche dezentral organisiert und auf verschiedene Verwaltungsebenen verteilt sind. Beispielsweise wurden mit der Erweiterung der Genehmigungs­freistellung die administrativen Hürden für KMU erleichtert, dennoch erfolgen die Verbesserungen in diesem Bereich in einem geringeren Tempo als in den meisten anderen Staaten der EU.  

Eine wesentliche Herausforderung für den Standort ist der „Zugang zu Finanzierung“. Wie bereits im letzten Jahr schneidet Österreich in diesem Bereich unterdurchschnittlich ab.  Die Maßnahmen zur Förderung von Eigenkapitalfinanzierung und Risikofinanzierung von neuen und wachsenden Firmen, sind noch unzureichend. Börsengänge sind relativ unattraktiv, die Börsennotierung mit relativ hohen Kosten verbunden. Hier sind Maßnahmen zur Beseitigung der Diskriminierung von Eigenkapitalfinanzierung und zur Förderung von mehr Risikokapital notwendig.

Die Verschlechterung im Bereich „Fähigkeiten und Innovation“ ist – ausgehend von einem hohen Niveau – vor allem auf den seit 10 Jahren stagnierenden Anteil vom E-Commerce Umsatz am Gesamtumsatz und auf die fast gleichbleibende Anzahl von IKT-Spezialisten zurückzuführen. Obwohl Österreich in diesem Bereich noch einen EU-Spitzenplatz einnimmt, ist der stagnierende Verlauf in einem für die Wettbewerbsfähigkeit so essenziellen  Bereich kritisch zu betrachten. Weitere Maßnahmen müssen folgen, um wieder einen positiven Trend bei „Fähigkeiten und Innovation“ zu fördern.

Einschätzung der Wirtschaftspolitik

In den vergangenen Jahren wurden langjährige Forderungen der WKO in Richtung bessere Rahmenbedingungen für KMU umgesetzt. Dennoch zeigt das aktuelle SBA-Profil, dass es notwendig ist, die Rahmenbedingungen kontinuierlich zu optimieren. Wie dies zu erreichen ist, finden sie im interessenpolitischen Programm der Wirtschaftskammerorganisa­tion Agenda 2017.

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