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KV-Abschlüsse mit Augenmaß wichtiger denn je

KV-Verhandlungen von Industrie, Handel und Gewerbe & Handwerk betreffen zwei Drittel aller Arbeitsplätze in der gewerblichen Wirtschaft

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Aktualisiert am 14.11.2023

Für die aktuell laufenden bzw. in vielen Branchen beginnenden KV-Verhandlungen herrscht heuer eine fast beispiellos schwierige Ausgangslage für tragfähige Lohnabschlüsse. Österreichs Wirtschaft befindet sich in einer Rezession. Der Spielraum der Unternehmen ist daher denkbar gering. Magere Ertragslage oder Geschäftseinbußen bei gleichzeitig gestiegenen Kosten stellen viele Betriebe vor existenzielle Herausforderungen. Zusätzliche überzogene Lohnsteigerungen würden zahlreiche Unternehmen endgültig überfordern – Insolvenzen, Schließungen und Arbeitsplatzverluste wären die dramatischen Folgen. 

Deshalb forderten die Spartenobleute von Industrie, Handel und Gewerbe & Handwerk diese Woche KV-Abschlüsse mit Augenmaß und appellierten an das Verantwortungsgefühl der KV-Verhandler:innen auf Arbeitnehmerseite. Immerhin gehe es um 1,74 Millionen Mitarbeiter:innen – zwei Drittel aller Arbeitsplätze in der gewerblichen Wirtschaft. 

Gewerbe & Handwerk tief in der Rezession

So mussten die vielen Klein- und Mittelbetriebe in jenen acht Branchen, die dem Metallgewerbe-KV unterliegen und ab 20. November verhandeln, bereits 2022 einen Umsatzrückgang von bis zu 9,3 % hinnehmen. Im ersten Halbjahr 2023 setzte sich dieser Negativtrend fort. Der Ausblick bis ins erste Quartal 2024 ist ebenfalls überwiegend pessimistisch: So erwarten etwa mehr als die Hälfte der Metalltechniker Auftragsrückgänge im Ausmaß von durchschnittlich mehr als 25 %. 

Lohnstückkosten in Industrie schon bisher weit über EU-Schnitt

Die Industrie leidet derweil schon jetzt massiv unter den in den vergangenen Jahren gestiegenen Lohnstückkosten. Österreichische Unternehmen laufen Gefahr, ihre Produkte am Weltmarkt nicht mehr zu konkurrenzfähigen Preisen anbieten zu können. Durch die aktuellen Forderungen sowohl nach hohen Lohnsteigerungen als auch nach einer Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich würde sich der Export schmerzlich abbremsen. Das träfe mittelfristig alle Betriebe und Beschäftigten im Land. 

Handel mit massiven Umsatzrückgängen konfrontiert

Im heimischen Handel ist die schwache Konjunktur besonders spürbar. Im Einzelhandel war die reale Umsatzentwicklung mit -3,4 % bereits im ersten Halbjahr negativ. Im Nicht-Lebensmittelhandel lag das reale Umsatzminus im September sogar bei -11,1 %. Der Absatzrückgang bei gleichzeitigen Kostensteigerungen hat bereits zu einer massiven Insolvenz- und Schließungswelle geführt. Enorme Steigerungen bei den Lohnkosten würden daher v.a. auch die vielen Klein- und Mittelbetriebe im heimischen Handel massiv bedrohen.

Zeit für kreative Lösungen gekommen

Nachdem die Arbeitgeber:innen schon im Vorjahr Verantwortung übernommen und trotz schwieriger Situation hohe Lohnsteigerungen akzeptiert haben, ist es nun an der Zeit, dass auch die Arbeitnehmervertreter:innen sich ihrer Verantwortung bewusst sind. Sie sind aufgerufen, auch kreative Lösungen zuzulassen und alle Instrumente zu nützen, um für alle Seiten tragbare KV-Abschlüsse mit Augenmaß zu ermöglichen.