Kommentar Wirtschaftspolitik: Prognosen für 2017

Ausgabe 3/2017

Lesedauer: 4 Minuten

Aktualisiert am 13.03.2023

In Kürze


1 Globales Wachstum nimmt zu, aber auch die globalen Unsicherheiten

Das globale Wirtschaftswachstum beträgt 2016 voraussichtlich 2,9 % bis 3,4 %, für 2017 und 2018 rechnen Prognosen mit bis zu 3,4 %. Das Wachstum des Welthandels beschleunigt sich nach nur 1 % wieder und soll in den kommenden zwei Jahren rund 2,8 % bzw. 3,3 % erreichen. Indien und China gelten als die Wachstumsmotoren der Weltwirtschaft, Russland und Brasilien kommen aus der Rezession, wachsen 2017 aber jeweils weniger als 1 %. Insgesamt hat sich das Wachstums der Weltwirtschaft gegenüber 2008 verlangsamt – Gründe dafür liegen im geringen Wachstum des Welthandels, der schwachen Produktivitäts-entwicklung und den vergleichsweise niedrigen Investitionen.

Globale Risiken stellen die Unsicherheiten bezüglich der wirtschaftspolitischen Ausrichtung der USA dar; weitere Unwägbarkeiten sind mit der geopolitischen Lage (Mittlerer Osten), den Spannungen zwischen der EU und Russland und der Türkei, terroristischen Gefahren und den damit einhergehenden Flüchtlings-bewegungen verbunden. 

Prognose: Bruttoinlandsprodukt (real), Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %

2016 2017 2018
Welt* +2,9 +3,2  +3,4 
China +6,7 +6,4 +6,1
USA +1,5 +2,2 +2,1
EU-28 +1,8 +1,6 +1,7
Euroraum 19 +1,6 +1,5 +1,5
Deutschland +1,7 +1,5 +1,6
Frankreich +1,3 +1,4 +1,5
Italien +0,8 +0,8 +0,7

Vorläufige Daten für 2016 (Dezember 2016) | Quelle: WIFO, *IHS

2 Die Eurozone erholt sich weiter – Potenzial für die kommenden Jahre 

Eine robuste Konsumnachfrage, niedrige Finanzierungskosten von Investitionen, ein niedriger Euro/Dollar-Wechselkurs, sinkende Arbeitslosigkeit und maßvoll steigende Inflationsraten bilden solide Rahmenbedingungen für 2017 und 2018.

Europa befindet sich in einem früheren Stadium des Konjunkturzyklus als die USA. In Verbindung mit der erst später erfolgenden Zinswende sind die Potenziale für die nächsten Jahre in Europa wohl noch größer als in den USA. Die expansive Geldpolitik ist für Europa Wachstumstreiber und Risikofaktor zugleich. Weitere Risiken stellen die Ausgestaltung des Brexit, nationalistische Tendenzen innerhalb der EU, teils weiterhin hohe Staatsverschuldung dar. Geopolitische Risiken und terroristische Gefahren führen zu einer allgemeinen hohen Unsicherheit.

3 Wachstum Österreichs nach 4 Jahren wieder über 1 %

Die österreichische Wirtschaft verzeichnete im Jahr 2016 ein reales Wachstum von (vorläufig) bis zu 1,5 %. Die prognostizierten Wachstumsraten in den kommenden zwei Jahren betragen 1,4 % und 1,5 %, etwas unter dem Wachstum der Eurozone und der EU. Gemäß IWF-Prognose sollte mittelfristig bis 2021 das Wachstum Österreichs unter dem Durchschnitt der Eurozone liegen.   

Hauptergebnisse Österreich, Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %

Veränderung gegenüber dem Vorjahr in % 2016 2017 2018
Bruttoinlandsprodukt (real) +1,5 +1,5 +1,4
Bruttoanlageinvestitionen (real) +3,7 +2,6 +2,0
Warenexporte (real)  +2,8 +3,0 +3,5
Private Konsumausgaben (real) +1,5 +1,2 +1,1
Unselbständig aktiv Beschäftigte +1,5 +1,2 +1,0
Arbeitslosenquote lt. Eurostat  in %  6,1 6,2 6,2 
Quelle: WIFO; 2016: vorläufige Zahlen 

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4 Moderates Wachstum der österreichischen Exporte   

Die österreichischen Warenexporte entwickelten sich 2016 aufgrund des verhaltenen Welthandels nur mäßig. Die preisliche Wettbewerbsfähigkeit und die Marktanteile bleiben im Prognosezeitraum weitgehend unverändert. Vor diesem Hintergrund wird 2017 ein Warenexportwachstum von bis zu 3,3 % (statt bisher 4,5 %), erwartet. Das nach unten revidierte Wachstum der österreichischen Exportmärkte wirkt sich somit direkt auf die Güterexporte aus.

5 Investitionen steigen leicht nach 4 schwachen Jahren

Die Bruttoanlageinvestitionen steigen 2016 voraussichtlich um rund 3,7 %, für 2017/2018 werden Wachstumsraten von 2,6 % und von 2 % prognostiziert. Das deutliche Investitionswachstum 2016 ist überwiegend auf den Anstieg bei Fahrzeugen und auch Maschinen zurückzuführen. Die Ausrüstungs-investitionen wuchsen 2016 um bis zu 7 %, die Bauinvestitionen verzeichneten erstmals seit 2013 einen Anstieg. Dem Investitionszyklus folgend lässt das Wachstum 2017 und 2018 nach, dennoch sind die Zuwächse größer als in den Jahren zuvor. Dazu tragen auch die investitionsfördernden Maßnahmen der Regierung bei.

6 Sondereffekte treiben Konsum, Sparquote steigt

Der zuletzt stagnierende private Konsum wächst 2016 bedingt durch die Steuerreform um 1,5 %. Die Effekte der Steuerreform halten bis etwa Mitte 2017 an, das Konsumwachstum wird auf 1,1 % bis 1,2 % zurückgehen. Da die zuletzt sinkende Sparquote 2016 wieder deutlich ansteigt, wird ein Teil des realen Einkommensanstiegs von rund 2,3 % nicht nachfragewirksam. Dennoch ist der private Konsum eine wichtige Konjunkturstütze der nächsten Jahre.

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7 Beschäftigung steigt, aber Arbeitslosigkeit auch

Die Arbeitslosigkeit befindet sich in Österreich bis 2018 auf dem Niveau von 6,2 %. Die Arbeitslosigkeit resultiert überwiegend aus dem erhöhten Arbeits-kräftepotenzial und auch der Migration, deren Effekte sich bis 2018 stärker niederschlagen werden als noch im Jahr 2016. Dennoch steigt auch die Beschäftigung: Bis 2018 schaffen die Unternehmen in Österreich zusätzliche Arbeitsplätze für 78.000 Beschäftigte.

Rahmenbedingungen für Unternehmen verbessern

Angesichts der großen Herausforderungen für den Wirtschafts- und Arbeits-standort Österreich sind zukunftsorientierte wirtschaftspolitische Maßnahmen und Reformen dringender denn je umzusetzen. Der Weg zu mehr Wirtschaftswachstum und mehr Beschäftigung kann nur über die Entlastung der Unternehmen von Steuern und Abgaben wie auch von bürokratischen Hemmnissen sowie über gezielte Investitionsanreize führen. 

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Ansprechpartnerinnen

MMag. Claudia Huber
Wirtschaftskammer Österreich
Stabsabteilung Wirtschaftspolitik

+43 (0)5 90 900-4401
claudia.huber@wko.at

Dr. Elisabeth Nindl
Wirtschaftskammer Österreich
Stabsabteilung Wirtschaftspolitik

+43 (0)5 90 900-4216
elisabeth.nindl@wko.at



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