Kommentar Wirtschaftspolitik: Prognosen für 2017

Ausgabe 4/2017

Lesedauer: 4 Minuten

Aktualisiert am 13.03.2023

In Kürze

  • Die Ergebnisse des „GEM Global Report 2016“ zeigen eine Steigerung bei der „Rate des frühen Unternehmertums“.
  • Österreich liegt in der Gruppe der innovationsbasierten Länder Europas auf dem 5. Platz. Bei den „Etablierten UnternehmerInnen“ erreicht Österreich sogar Rang 3 in Europa. Ebenso hebt der Bericht die hohe FTI-Affinität der heimischen Unternehmen hervor.
  • Trotz der positiven Ergebnisse wird auch Handlungsbedarf identifiziert, u.a. bei der Steuer- und Abgabenbelastung, bei der Bürokratie und bei der unternehmerischen Erziehung im Schulbereich.
  • Diese Bereiche decken sich zu einem Großteil mit Forderungen der Wirtschaftskammer Österreich.

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Der „Global Entrepreneurship Monitor“ (GEM) ist die größte Vergleichsstudie zur unternehmerischen Aktivität und zu Gründungsaktivitäten weltweit. Im Rahmen des GEM wird in Österreich im Zuge umfassender Bevölkerungsbefragungen (ca. 4.500 Telefoninterviews) und 36 ausführlicher Experteninterviews ein Bild der heimischen unternehmerischen Aktivität gezeichnet, förderliche und hemmende Faktoren für das Unternehmertum identifiziert und Handlungsempfehlungen zur Stärkung des Unternehmertums in Österreich herausgearbeitet.

Die Österreich Ergebnisse des GEM im Überblick

Der GEM zeigt, dass Österreich bei der „Rate des frühen Unternehmertums“ (total early-stage entrepreneurial activity rate bzw. TEA-Rate*) im internationalen Vergleich gut aufgestellt ist. Mit 9,6 % der Bevölkerung zwischen 18 und 64 Jahren – also ca. 550.000 Personen – liegt Österreich unter den europäischen Ländern in der Gruppe der innovationsbasierten Länder auf dem 5. Platz. 2014 lag die TEA-Rate noch bei 8,8 %. Gerade die hohe Zahl an Vorgründern wird sich aller Voraussicht nach über kurz oder lang positiv auf die heimischen Gründerzahlen auswirken.

Gemessen an den Alterskohorten zeigt GEM, dass die 25-34-Jährigen mit fast 28 % der TEA-Rate unternehmerisch am aktivsten sind. Jeweils knapp ein Viertel fallen auf die 35-44-Jährigen bzw. die 45-54-Jährigen. Lediglich der Anteil der 55-64-Jährigen ist in Österreich unterrepräsentiert. 

*Die Rate des frühen Unternehmertums oder TEA-Rate umfasst lt. GEM-Definition Vorgründer (Personen, die sich kurz vor der Gründung befinden), Gründer und neue Unternehmer (bis zu 3,5 Jahre am Markt tätig). 

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Bei den so genannten „Etablierten UnternehmerInnen“ (lt. GEM-Definition jene, die schon länger als 3,5 Jahre am Markt tätig sind) liegt Österreich sogar auf Rang 3 unter den EU-Ländern und somit im Spitzenfeld.

Mit 18,1 % ist im Jahr 2016 die „Gesamte Unternehmerische Aktivität“ (TEA und Etablierte) ähnlich hoch wie 2014, im Vergleich mit 2012 sogar gestiegen (17,0 %). Laut GEM dominieren klar die Möglichkeitsmotive bei der unternehmerischen Aktivität bzw. Gründung. Während über 79 % aus einer Möglichkeit heraus unternehmerisch aktiv sind oder ein Unternehmen gründen, sind es 16 %, die dies aus einer Notwendigkeit heraus machen.  

Bezüglich Technologienutzung durch die heimischen Unternehmen zeigt sich, dass JungunternehmerInnen tendenziell aktuellere und neuere Technologien benutzen. Für etablierte Unternehmen zeigt sich in diesem Bereich Handlungsbedarf. 2016 wurde im Rahmen der Österreich-Analyse wieder eine tiefgreifende Erhebung bzgl. forschungs-, technologie- und innovationsbasierter Gründungsaktivitäten durchgeführt.

Die FTI-Ergebnisse des GEM zeigen, dass ein überwiegender Anteil der in der Gründungsphase befindlichen Unternehmen sowie JungunternehmerInnen sich selbst im weitesten Sinne als forschungs-, technologie- und innovationsbasiert einschätzen, wobei sowohl die Forschungs-, Technologie- und Innovationsindikatoren im Vergleich zu 2014 gestiegen sind. 

Bestätigt wird im heurigen GEM-Bericht Österreichs Spitzenplatz bei der internationalen Orientierung der JungunternehmerInnen. Im EU-Vergleich (in der Gruppe der innovationsbasierten Länder) liegt Österreich 2016 auf Platz 1.

Erfreulich erweist sich laut GEM, dass sich die Beschäftigungssituation bei den Jungunternehmen leicht verbessert hat, d.h. im Vergleich zu 2014 schaffen die Jungunternehmen 2016 tendenziell mehr Jobs (egal ob in der Kategorie 1-5 Jobs, 6-19 Jobs oder 20+ Jobs). Leicht optimistischer als noch 2014 sind auch die Erwartungen der Beschäftigungssituation für die kommenden fünf Jahre.

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GEM identifiziert aber auch zahlreiche Handlungsfelder

Trotz der teils erfreulichen Ergebnisse geht aus GEM hervor, dass in Österreich nach wie vor zahlreiche hemmende Faktoren für das Unternehmertum bestehen und Handlungsbedarf gegeben ist, um das Unternehmerland und somit den Wirtschaftsstandort Österreich zu stärken:

  • Steuer-/Abgabenbelastung sowie Lohnnebenkosten werden als zu hoch eingestuft
  • Bürokratie wirkt sich negativ auf die unternehmerische Aktivität aus
  • unternehmerische Bildung (v.a. im Schulbereich) ist stark ausbaufähig
  • Zugang zu Unternehmensfinanzierung soll weiter verbessert und Investitionsanreize für Unternehmen gesetzt werden

Diese Punkte decken sich großteils auch mit Vorschlägen der Wirtschaftskammer Österreich, die das Ziel haben, Österreich als Unternehmens- und Wirtschaftsstandort zu verbessern, durch die finanzielle Entlastung der Unternehmen von Steuern und Abgaben wie auch von bürokratischen Hemmnissen sowie über gezielte Investitionsanreize.

Über GEM

Die heuer in 63 Ländern durchgeführte GEM-Studie besteht seit 1999, Österreich nimmt nach 2005, 2007, 2012 und 2014 zum fünften Mal teil. Im Zuge der „GEM Annual Conference“ wurden der „GEM Global Report“ und erste Vergleichsergebnisse präsentiert. Die Umsetzung und Durchführung des GEM-Projekts in Österreich erfolgt durch die FH JOANNEUM, unterstützt durch die Wirtschaftskammer Österreich, Wien und Steiermark sowie durch das BMWFW, das BMVIT, BMF, BMeiA, das AWS, den Rat für Forschungs- und Technologieentwicklung und JOANNEUM RESEARCH. Infos zu GEM Austria finden Sie unter: http://gemaustria.at/.

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Ansprechpartner

Mag. Stephan Henseler
Wirtschaftskammer Österreich
Stabsabteilung Wirtschaftspolitik

+43 (0)5 90 900-4269
stephan.henseler@wko.at

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