Beispielbild einer Kinderbetreuungseinrichtung
© AdobeStock

Agenda Kinderbildung & Kinderbetreuung

WKÖ fordert deutliche Verbesserung des Kinderbetreuungsangebots in Österreich

Lesedauer: 3 Minuten

Aktualisiert am 27.11.2023

Ausgangslage

  • Aufholbedarf v. a. bei Betreuungsquote der unter 3-Jährigen
    Die Betreuungsquote der unter 3-Jährigen liegt mit 29,9 % deutlich unter dem EU-27-Durchschnitt. 
  • Hoher Teilzeitanteil
    Die heimische Teilzeitquote von Frauen mit Kindern unter sechs Jahren liegt 2022 mit 71,6 % an zweiter Stelle und damit 38 Prozentpunkte über dem EU-27-Schnitt
  • Steuer- und -abgabensystem fördert Teilzeit
    Wenn eine Teilzeitkraft in Österreich die Wochenarbeitszeit um 50 % ausweitet, steigt der Nettolohn lediglich um 32,4 %. Das ist der drittschlechteste Wert in der EU.
  • Österreich investiert im internationalen Vergleich wenig
    Mit Ausgaben von rund 0,7 % des BIP liegt Österreich um 0,2 Prozentpunkte unter dem OECD-Durchschnitt. Internationale Spitzenreiter sind die nordischen Länder. Norwegen etwa gibt im Vergleich rund 2 % seines BIP für frühkindliche Bildung aus.

Herausforderungen

Größte Herausforderungen bei Rahmenbedingungen und Finanzierung

  • Fragmentierte Zuständigkeiten für Kinderbetreuung
  • Unterschiedliche Bedingungen für Fachpersonal
  • Qualitativer Rahmen nicht einheitlich
  • Komplexe Finanzierung
  • Intransparenz, schwere Administrierbarkeit und Unübersichtlichkeit

Investitionen in Kinderbildung und -betreuung sind Investitionen in die Zukunft


Chancengerechtigkeit für Kinder.
Echte Wahlfreiheit und Partnerschaftlichkeit für Eltern.
Wohlstand und Wertschöpfung für Österreich.


Infografik: Mehrwert von Kinderbildung und -betreuung
© WKÖ/DMC

Handlungsfelder

  • Handlungsfeld „Frühkindliche Bildung“
    Frühkindliche Bildung bezieht sich auf die Bildung und Entwicklung von Kindern im Alter von 0 bis 6 Jahren. Sie zielt darauf ab, die kognitiven, sprachlichen, emotionalen, sozialen und motorischen Fähigkeiten der Kinder zu fördern. Elementare Bildungseinrichtungen, Tageseltern und Kindergruppen sind neben der Familie die ersten Bildungsorte für derzeit rund 300.000 Kinder in Österreich. Kindergärten müssen daher auch als Bildungseinrichtungen wahrgenommen werden - und nicht nur als „Beaufsichtigungsstätten“. Jeder in elementare Bildung investierte Euro bringt langfristig mindestens den achtfachen volkswirtschaftlichen Nutzen.
  • Handlungsfeld „Qualitativer und quantitativer Ausbau des Angebots“
    Ein qualitätsvolles Angebot an formeller Kinderbetreuung gibt Eltern die Wahlfreiheit, Familie und Beruf besser zu vereinbaren. Die VIF-Kriterien (VIF - Vereinbarkeitsindikator für Familie und Beruf (1) sind Mindest-Level für die Öffnungszeiten. Gewährleistet sein müssen Verfügbarkeit, Zugänglichkeit, Leistbarkeit, Flexibilität und insbesondere auch Qualität. Die Ausweitung des Angebots soll durch institutionalisierte Strukturen, betriebliche Angebote sowie neue Marktinitiativen erreicht werden. Betrieb und Ausbau innovativer, privater Kinderbetreuungsangebote sollen in ganz Österreich gezielt gefördert werden.
  • Handlungsfeld „Personal- und Ausbildungsoffensive“
    Die Anzahl der Elementarpädagog:innen und Kindergarten-Assistent:innen ist derzeit für die notwendige Ausweitung von Öffnungszeiten sowie für den Ausbau der Betreuungsinfrastruktur nicht ausreichend. Daher gilt es, unterschiedliche Hebel für mehr Personal zu nutzen, wie z. B. ein breiteres Ausbildungsangebot für Erwachsene und bessere bzw. flexiblere Rahmenbedingungen für Mitarbeiter:innen.

Ziele und Kosten des Ausbaus

  • Ziel 1: Betreuungsquote von unter 3-Jährigen auf 45 % heben
  • Ziel 2: Echte Wahlfreiheit für die Betreuung der 3- bis 6-Jährigen
  • Ziel 3: Ausweitung der Öffnungszeiten um 2 Stunden pro Tag 


Die Gesamtkosten des Ausbaus kumuliert bis 2030 betragen 6,32 Milliarden Euro
© WKÖ/DMC


Laut Input-Output-Analysen (2) betragen die fiskalischen Effekte beim Erreichen der gesetzten Ausbauziele rund 1,6 Mrd. Euro pro Jahr. Das BIP erhöht sich um insgesamt rund 7,01 Mrd. Euro pro Jahr ab 2030.


Agenda für Kinderbildung & Kinderbetreuung & als Gewinn für alle

Sowohl bei der frühkindlichen Bildung als auch beim quantitativen und qualitativen Ausbau der Kinderbetreuung hat Österreich unbestritten Handlungsbedarf. Mit der Umsetzung einer Agenda Kinderbetreuung & Kinderbildung kann Österreich entscheidende Schritte für die Zukunft von Wertschöpfung, Wohlstand und Chancengerechtigkeit im Land setzen. 

Eine ausreichende und qualitativ hochwertige Kinderbetreuung ist ein Gewinn für alle Beteiligten:

  • für die Kinder, die damit ein gutes Fundament für ihre persönliche Entwicklung erhalten,
  • für die Eltern, die echte Wahlfreiheit bekommen und Familie und Beruf besser vereinbaren können und
  • für die Gesellschaft, der mehr (weibliche) Arbeits- und Fachkräfte zur Verfügung stehen 

(1) VIF erfordert Öffnungszeiten von mindestens 47 Wochen im Kindergartenjahr, mindestens 45 Stunden wöchentlich, jedenfalls werktags von Montag bis Freitag an vier Tagen pro Woche zu mindestens 9,5 Stunden pro Tag und ein Angebot an Mittagessen.

(2) Umfasst sind direkte Effekte, indirekte Effekte, die bei den Zulieferbetrieben entstehen und induzierte Effekte durch zusätzlich generiertes Einkommen.

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