SPIK - Sozialpolitik informativ & kurz

Newsletter Abteilung Sozialpolitik und Gesundheit 30.9.2024

Lesedauer: 7 Minuten

Aktualisiert am 27.09.2024

Inhaltsübersicht

  • Wirtschaftsflaute trotz hoher Lohnabschlüsse
  • Aufholbedarf bei Erwerbsintegration von ukrainischen Vertriebenen
  • Das Streikjahr 2023
  • Mentoring für Migrant:innen: Bewerbung als Mentorin oder Mentor ab jetzt möglich!
  • Betriebliches Impfen gegen Influenza und Covid
  • „Gemeinsam lächeln“: 100 Euro für den Zahnarztbesuch für Selbständige
    Bitte mehr Nachhaltigkeit: Geschichten hinter den Zahlen
  • Alterndes Europa: Lässt sich unser Wohlstand noch sichern?


Liebe Leserinnen, liebe Leser,

die Widersprüche in der Wirtschaft verschärfen sich: Die Wirtschaft schrumpft, dennoch steigt die Beschäftigung. Die Beschäftigung steigt, dennoch fehlen Arbeitskräfte. Die Kaufkraft steigt kräftig, dennoch springt die Wirtschaft nicht an. Die nächste Regierung hat viel zu tun – Gebot der Stunde ist die Entlastung der Unternehmen – von Lohnnebenkosten, Bürokratie und teuren Vorgaben. 

Viel zu tun ist auch am Arbeitsmarkt: Die Erwerbsintegration der Ukrainer kommt im Westen voran, im Osten nicht.

Der letzte Herbst war heiß – Österreich wurde zum Streikland. Heuer dürfte es „kühler“ werden.

Keine Entwarnung bei Krankenständen – ein Mittel dagegen sind Impfungen. Impfen im Betrieb wird wieder gefördert.

Ein anderes Mittel ist Prävention – die SVS setzt heuer auf Zahngesundheit.

Für unser Erfolgsprogramm Mentoring für Migrant:innen suchen wir wieder Mentoren.

Hinter abstrakten Zahlen zu Arbeitsmarkt & Arbeitszeit stecken konkrete Geschichten. Dazu spannende LookAut-Reportagen und eine hochkarätige Diskussion auf youtube.

Alles Gute!

Rolf Gleißner



Wirtschaftsflaute trotz hoher Lohnabschlüsse

Die Widersprüche in der heimischen Wirtschaft verschärfen sich: In der EU sind nur in Österreich Löhne und Pensionen durch flächige Abschlüsse gegen Inflation gesichert. Die Kaufkraft ist daher 2023 und 2024 kräftig gestiegen. Die Folge: Die Lohnquote, der Anteil der Arbeitnehmer am Wohlstandskuchen, ist laut WIFO am höchsten Stand seit 30 Jahren.

Lohnquote 2000 - 2025
© WKÖ

Eigentlich gute Nachrichten für Arbeitnehmervertreter, die in mehr Kaufkraft ein Patentrezept für Wirtschaftswachstum sehen. Das Rezept wirkt aber nicht, im Gegenteil: Die Wirtschaft ist seit 2022 geschrumpft und dürfte auch heuer nicht anspringen. Mitten in der Rezession trifft die Unternehmen die Wucht steigender Lohn-, Energie- und Klimaschutzkosten. Die Menschen spüren das und dürften, wie WIFO-Chef Felbermayr kürzlich feststellt, aus Angst sparen.

Gebot der Stunde ist daher die Entlastung der Unternehmen insbesondere bei Lohnnebenkosten, Bürokratie und teuren Vorgaben.


von Mag. Dr. Rolf Gleißner


Aufholbedarf bei Erwerbsintegration von ukrainischen Vertriebenen

Ab 1.10.2024 können erwerbstätige Ukrainer eine Rot-Weiß-Rot–Karte plus beantragen und damit dauerhaft bleiben. Dennoch kommt die Arbeitsmarktintegration nur langsam voran – mit gewaltigen Unterschieden zwischen den Bundesländern. 

Ab 1.10.2024 können erwerbstätige Ukrainer von einem Vertriebenenstatus auf eine Rot-Weiß-Rot–Karte plus wechseln. Dieser Aufenthaltstitel bietet eine längerfristige Bleibeperspektive. Allerdings dürften nur 10% die anspruchsvollen Voraussetzungen erfüllen - Deutschkenntnisse, finanzielle Sicherung des Lebensunterhaltes und eine Erwerbstätigkeit von mindestens 12 Monaten innerhalb der vergangenen 24 Monate.

Ein guter, aber unzureichender Schritt, kommt doch die Arbeitsmarktintegration auch 2 1/2 Jahre nach Kriegsausbruch nur schleppend voran. Zu Beginn des Jahres 2024 hielten sich rund 81.000 ukrainische Staatsangehörige in Österreich auf, davon 57.000 im erwerbsfähigen Alter zwischen 15 und 64 Jahren. Ende August 2024 waren 21.180 ukrainische Staatsbürger unselbstständig beschäftigt und 6.000 beim Arbeitsmarktservice gemeldet und insgesamt. Die Beschäftigungsquote steigt somit, aber nur langsam.

Starke regionale Unterschiede 

Fast die Hälfte der Ukrainer (47%) sind in Wien gemeldet. Die Beschäftigungsquote ist hier mit 21,9% am niedrigsten. Im Vergleich dazu ist in Tirol, Vorarlberg, Salzburg und Oberösterreich fast jeder zweite Ukrainer in Beschäftigung. Im Westen dank dem Tourismus, in Oberösterreich dank der Bemühungspflicht, d.h. die Personen müssen mit dem AMS kooperieren, dessen Angebote nutzen und sich um geeignete Jobs bemühen.

69% der Ukrainer im Alter zwischen 15 und 64 Jahren sind Frauen. Als Erwerbshürden werden immer noch Kinderbetreuung, die deutsche Sprache, die Beschäftigung unter der eigenen Qualifikation, die mangelnde Mobilität am Land und der Verlust der Unterkunft angegeben.

Unterstützung erhalten qualifizierte Ukrainer und Migranten abgesehen von ÖIF und AMS auch im Rahmen des Programms „Mentoring für Migrant:innen“, das demnächst in die nächste Runde geht.

Link AMS Spezialthema
Informationen RWR-Karte plus für ukrainische Vertriebene


von Mag. Natasha Ghulam, LL.M.



Das Streikjahr 2023

In Österreich wurde im internationalen Vergleich in der Vergangenheit wenig gestreikt. Das änderte sich im Jahr 2023, zu dem jetzt Zahlen vorliegen. 

Österreich ist traditionell ein Land, in dem sehr selten gestreikt wird. Grund dafür ist die jahrzehntelange gut funktionierende Sozialpartnerschaft. Zwischen 2005 und 2010 sowie zwischen 2015 und 2017 gab es überhaupt keine Streiks. Seit 2018 gab es immer wieder kurze Streiks, die aber mit 5.000 (2021) bis 38.000 (2018) Teilnehmern kaum ins Gewicht fielen.

Im Zeitraum 2013 bis 2022 ging in Österreich nur ein Arbeitstag pro Jahr und Tausend Arbeitnehmer verloren. Damit war Österreich im internationalen Vergleich fast Schlusslicht, in Belgien und Frankreich waren es 100mal soviel. (Griechenland und Italien dürften noch höher liegen, sind aber statistisch nicht erfasst). 

Anzahl der jährlich durch Streiks ausgefallenen Arbeitstage von 2013 bis 2022 pro 1.000 Beschäftigte nach Ländern

Streikstatistik 2013 - 2022
© WKÖ

Das änderte sich 2023: Letztes Jahr gab es in Österreich den höchsten Wert seit 20 Jahren mit über 110.401 Streikenden und 789.000 Streikstunden. Grund waren die schwierigen Kollektivvertragsverhandlungen vor dem Hintergrund von Rezession und Inflation. Sieht man vom Jahr 2003 ab, in dem breitflächig gegen die Pensionsreform gestreikt wurde, war 2023 sogar das streikstärkste Jahr seit 50 Jahren. 

Umgerechnet fielen damit im Jahr 2023 ca. 25 Arbeitstage je 1.000 Beschäftigte aus. Im internationalen Vergleich wäre Österreich damit nur mehr Mittelmaß. Heuer sollte es wieder „friedlicher“ werden. Denn Metallindustrie und Metallgewerbe schlossen 2023 für zwei Jahre ab und verhandeln heuer nicht. 

Es ist zu hoffen, dass sich das Streikjahr 2023 nicht wiederholt. Der Standort Ö ist aufgrund von Rezession, steigenden Kosten, darunter auch Arbeitskosten ohnehin unter Druck. Wir müssen Wettbewerbsvorteile zurückgewinnen, der soziale Friede ist einer davon.

Quellen:


von Dr. Ingomar Stupar


Mentoring für Migrant:innen: Bewerbung als Mentorin oder Mentor ab jetzt möglich!

Das Erfolgsprogramm „Mentoring für Migrant:innen“ der WKO in Kooperation mit AMS und ÖIF startet in die nächste Runde. Bewerbungen sind bis 15.11.2024 per Mail an mentoring@wko.at möglich.

Mentoren aus der Wirtschaft unterstützen qualifizierte Menschen mit Migrationshintergrund auf ihrem Weg in den Arbeitsmarkt und die Gesellschaft. Gemeinsam arbeiten sie am Aufbau des Netzwerks, an der Anerkennung von Qualifikationen und am Bewerbungsprozess. Die Unternehmen gewinnen Fachkräfte, die Wirtschaft wird gestärkt. Vom Programm profitieren erfahrungsgemäß nicht nur die Mentees, sondern auch die Mentoren, die sich miteinander vernetzen können.

Das Projekt wurde 2008 ins Leben gerufen und international mehrfach ausgezeichnet. Mittlerweile wurden österreichweit 2.700 Mentoringpaare gebildet und unzählige Glücksmomente geschaffen! 

Nähere Infos unter: https://www.wko.at/mentoring



Betriebliches Impfen gegen Influenza und Covid

Wie im Vorjahr steigen zu Herbstbeginn die Krankenstände wegen grippaler Infekte, Covid und der echen Grippe. Doch es ist noch nicht zu spät für eine Impfung: Mit Oktober 2024 beginnt die zweite Impfsaison des Öffentlichen Impfprogramms Influenza. Auch dieses Mal können Influenza-Impfungen in Betriebsimpfaktionen angeboten werden.

Die Bundesbeschaffung GmbH Neu hat den Impfstoff über den „Impf-e-Shop“ bestellt. Unternehmen können Impfstoff seit 9. September kostenlos bestellen, ausgeliefert wird im Oktober 2024. Die Bestellung erfolgt über das Benutzerkonto des betreuenden Arbeitsmediziners (und nicht durch den Betrieb selbst).

Neben Influenza- kann auch COVID-19-Impfstoff angefordert werden. Betriebe müssen nur das Impfhonorar des Arbeitsmediziners (jeweils zu vereinbaren) und den organisatorischen Aufwand tragen.

Details unter Influenza-Impfprogramm in Betrieben (gesundheitskasse.at) sowie Fragen für Betriebe | Impfen schützt einfach.



„Gemeinsam lächeln“: 100 Euro für den Zahnarztbesuch für Selbständige

Die SVS will Bewusstsein für gesunde Zähne schaffen: SVS-Kunden und ihre mitversicherten Angehörigen, die noch 2024 eine zahnärztliche Leistung in Anspruch nehmen, erhalten einmalig einen Bonus von 100 Euro. Um mitzumachen, melden sich SVS-Kunden mit ihrer ID-Austria über svsGO an oder können sich am „Tag der Zahngesundheit“ in einem SVS-Kundencenter auch ohne ID Austria direkt vor Ort anmelden. 

„Tag der Zahngesundheit“ in der SVS 

Im Rahmen der Gesundheitsaktion „Gemeinsam Lächeln“ 2024 findet in allen SVS-Kundencentern Mitte Oktober 2024 der Tag der Zahngesundheit statt. In persönlichen Gesprächen mit SVS-Experten kann man sich über die umfassenden SVS-Gesundheitsangebote, den svsGO-Services und zur ID Austria beraten lassen. Wer noch keine ID Austria hat, kann direkt vor Ort die Anmeldung zur laufenden Gesundheitsaktion 2024 erledigen. Die 100 Euro werden dann automatisch nach erfolgtem Zahnarztbesuch überwiesen.

Der „Tag der Zahngesundheit“ findet an folgenden Tagen in den SVS-Kundencentern statt:

  • Landesstellen Wien und Bgld: Mo., 14. Okt. 2024, 7:30 bis 14:30 Uhr
  • Landesstelle OÖ, Szbg, Tirol: Di., 15. Okt. 2024, 7:30 bis 14:30 Uhr
  • Landesstelle NÖ, Stmk, Ktn: Mi., 16. Okt. 2024, 7:30 bis 14:30 Uhr
  • Landesstelle Vorarlberg: Do., 17. Okt. 2024, 7:30 bis 14:30 Uhr

Weitere Informationen zur heurigen Gesundheitsaktion „Gemeinsam lächeln“ und zum „Tag der Zahngesundheit“ unter svs.at/gemeinsamlaecheln.



Bitte mehr Nachhaltigkeit: Geschichten hinter den Zahlen

Die Ungleichgewichte und Widersprüche in der Wirtschaft und am Arbeitsmarkt verschärfen sich. Unsere Beiträge geben meist die Fakten und Zahlen wieder. Hinter den abstrakten Zahlen stecken reale Geschichten vom Gastwirt, Pflegeheimbetreiber oder von Frisörunternehmern, die kein Personal finden, von Selbständigen, die großteils für die Finanz arbeiten. 

Zu den Geschichten und nachhaltigen Lösungen geht es hier.



Alterndes Europa: Lässt sich unser Wohlstand noch sichern?

Eine hochkarätige Diskussion zu Trends in der Arbeitswelt mit Arbeitsminister Martin Kocher, WKÖ-Generalsekretär Karlheinz Kopf, Strabag-Vorständin Annette Scheckmann und Eva Weissenberger.

Nachzuhören hier.




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