SPIK - Sozialpolitik informativ & kurz
Newsletter Abteilung Sozialpolitik und Gesundheit 28.7.2023
Lesedauer: 7 Minuten
Inhaltsübersicht
- Gender Pensions Gap: Bitte sachlich bleiben
- OECD: Künstliche Intelligenz wird die Arbeitswelt verändern
- Defizite bei Ernährungskompetenz der Österreicher
- Neuer Leitfaden Mitarbeiterbindung – so halten Sie Ihr Personal
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
Österreich zählt zur Spitze in punkto Wohlstand und gleichmäßiger Verteilung. Dennoch werden häufig Ungleichheit und Armut beklagt und immer neue Tage erfunden, um Aufmerksamkeit zu erregen. Der Equal Pensions Day am 4. August soll daran erinnern, dass Männer deutlich mehr Pensionen erhalten als Frauen. Das liegt aber nicht am Pensionssystem, das Frauen mit dem (derzeit noch) niedrigsten Pensionsantrittsalter in der EU bei gleichzeitig hoher Lebenserwartung tendenziell begünstigt.
Nach Internet und Digitalisierung nun die Künstliche Intelligenz. Sie wird die Arbeitswelt, Arbeitsweise, Berufsbilder massiv verändern. Im Arbeits- und Sozialrecht besteht hingegen kaum Handlungsbedarf.
Die Österreicher leben bekanntlich nicht besonders gesund. Eine Umfrage zur Ernährungskompetenz zeigt die konkreten Defizite.
Mitarbeiter halten ist leichter als neue Mitarbeiter rekrutieren. Ein neuer Leitfaden zeigt, wie´s geht.
Alles Gute!
Rolf Gleißner
Gender Pensions Gap: Bitte sachlich bleiben
Österreich ist mit Skandinavien in der Spitzengruppe, was Wohlstand und gleichmäßige Verteilung betrifft. Dennoch werden häufig Ungleichheit und Armut beklagt und immer neue Tage erfunden, um darauf aufmerksam zu machen. Zum Equal Pay Day zweimal pro Jahr kommt seit einigen Jahren der Equal Pensions Day. Dabei wird beklagt, dass Männer deutlich mehr Pension erhalten als Frauen.
Dieses Faktum sollte eigentlich nicht überraschen: Bekanntlich erzielen Männer aus vielen Gründen höhere Erwerbseinkommen – weil sie öfter Vollzeit arbeiten, mehr Überstunden leisten, tendenziell in besser bezahlten Branchen tätig sind, aber auch länger arbeiten. Unser Pensionssystem zielt nun nicht primär auf Gleichheit ab, sondern darauf, das im Erwerbsleben erzielte Einkommensniveau im Pensionsleben zu erhalten. Daher setzt sich der Einkommensunterschied aus dem Erwerbsleben logischerweise im Pensionsleben fort.
Das Pensionssystem ebnet Unterschiede ein
Stimmt so aber nicht. Denn eigentlich ebnet das Pensionssystem Unterschiede ohnehin ein – zwischen höheren und niedrigeren Einkommen, aber auch zwischen den Geschlechtern: Frauen beziehen zwar niedrigere monatliche Pensionen, diese dafür aber wesentlich länger als Männer: Österreich hat mit 60 Jahren das niedrigste Frauenpensionsalter in der EU. Gleichzeitig leben Frauen bekanntlich um fünf Jahre länger als Männer. Das wirkt sich nicht nur in der Pensionsbezugsdauer aus, sondern etwa auch darin, dass sehr viel häufiger Witwenpensionen als Witwerpensionen anfallen. Dazu beziehen sie natürlich häufiger die Ausgleichszulage. Auch die Anrechnung von Kindererziehungszeiten kommt – völlig berechtigt! – Frauen zugute. Diese Faktoren führen dazu, dass Frauen insgesamt jährlich die gleiche Summe an Pensionen ausbezahlt wird wie Männern.
Also bitte sachlich bleiben: Das heimische Pensionssystem mit dem niedrigen Frauenpensionsalter und anderen Faktoren begünstigt Frauen. (Wobei das frühe Pensionsalter ein Danaergeschenk ist, weil Frauen dadurch die einkommensbesten Jahre verlieren, der Einkommensunterschied sich dadurch also erhöht). Unterschiede entstehen im Erwerbsleben etwa durch Teilzeit und Berufswahl. Umso wichtiger ist es,
- durch flächendeckende und ganztägliche Kinderbetreuung echte Wahlfreiheit zu schaffen und Vollzeit zu ermöglichen,
- Frauen zu motivieren, besser bezahlte Berufe, vor allem im MINT-Bereich zu wählen und
- stärker über die Auswirkungen von Erwerbsentscheidungen auf die Pensionshöhe zu informieren.
OECD: Künstliche Intelligenz wird die Arbeitswelt verändern
Die kürzlich publizierte OECD-Studie „Künstliche Intelligenz und der Arbeitsmarkt“ kommt zu dem Schluss, dass Tools wie ChatGPT sich auf fast alle Branchen und Betriebe auswirken, wie genau, ist noch nicht absehbar.
Robotik, PCs, Internet, Digitalisierung - sie alle änderten unsere Arbeitsweise, Berufsbilder sowie die Anforderungen am Arbeitsmarkt. Dasselbe gilt für die Künstliche Intelligenz (KI). Während der technologische Wandel aber bisher standardisierte, repetitive Tätigkeiten betraf, umfasst KI erstmals auch kognitive Aufgaben. Auch wenn auf den ersten Blick nicht sichtbar, wird KI sich auf fast jeden Arbeitsbereich und Betrieb auswirken. Natürlich sind die konkreten Effekte stark von Branche und Tätigkeitsfeld abhängig.
Durch Automatisierung und Robotik können viele Aufgaben schneller, sicherer und effizienter erledigt und menschliche Arbeitskraft so ersetzt werden. Die Studie nennt ein Beispiel für den Mehrwert von KI: Ein österreichischer Hersteller hat eine KI-Software implementiert, die eine Maschine steuert, mit der die Rundlaufgenauigkeit von Stahlstäben korrigiert wird. Vor der Einführung der KI kontrollierten Arbeiter die Richtmaschine, was zu Unfällen geführt hat. Jetzt müssen die Arbeiter die Maschine nur noch hinter einer Barriere überwachen. Dass Technologie Arbeitsplätze mit einfachen und repetitiven Tätigkeiten ersetzt, ist nicht neu. Neu ist, dass KI (hoch)qualifizierte Tätigkeiten (zB von Technikern) erleichtern oder gar übernehmen kann.
Erstmals werden qualifizierte Tätigkeiten ersetzt
Gleichzeitig werden aber auch neue Arbeitsmöglichkeiten geschaffen, wie beispielweise in der KI-Entwicklung. Weiters können Mitarbeiter durch die Automatisierung von bestimmten Aufgaben entlastet werden und sich dafür auf anspruchsvollere und kreative Tätigkeiten konzentrieren. Laut OECD-Studie müssen Betriebe sich in Zukunft noch stärker den ständig verändernden Rahmenbedingungen anpassen und ihre Mitarbeiter lebenslang (KI) lernen. Emotionale Intelligenz, zwischenmenschliche Fähigkeiten und das Führen von Teams werden immer wichtiger, auch weil sie durch KI nicht ersetzt werden können.
Der technologische Wandel ist nicht neu und ändert die Arbeitswelt in der Regel allmählich und nicht über Nacht (eine Ausnahme war Homeoffice bei Ausbruch von COVID). Die Auswirkungen von KI auf Branchen, Betriebe, Tätigkeiten sind noch nicht absehbar. Politik und Wirtschaft haben den Trend erkannt. Was den Rechtsrahmen betrifft, empfiehlt die OECD-Studie Maßnahmen bezüglich Datenschutz, Arbeitsrechten, Gleichbehandlung, um negative Auswirkungen zu verhindern, menschliche Kontrolle sicherzustellen und die zahlreichen Chancen zu nutzen.
Hier bestehen Zielkonflikte - zuviel Regulierung führt dazu, dass Fortschritt in den USA und China stattfindet und Europa weiter zurückfällt. So ist etwa das Arbeits- und Sozialrecht in Österreich gut auf die Herausforderungen von Digitalisierung und KI eingestellt, großer Änderungsbedarf besteht nicht. Hingegen müssen die Arbeitsmarktinstrumente stets am Puls der Zeit sein: Als WKÖ fordern wir in diesem Kontext (ebenso wie zuletzt IHS-Chef Holger Bonin) den Ausbau der Qualifizierungsförderung für Beschäftigte.
Zur Digitalisierung und ihrer Auswirkung auf Arbeitsrecht
https://www.drda.at/a/399_DRDA_17/Digitalisierung-der-Arbeitswelt-Fuerchtet-Euch-nicht!
von Jakob Julius Pühringer, MA
Defizite bei Ernährungskompetenz der Österreicher
Dass die Österreicher sich nicht übermäßig gesund ernähren, ist bekannt. Entscheidend ist dabei die sogenannte „Ernährungskompetenz“ des einzelnen. Eine Umfrage im Auftrag des Gesundheitsministeriums offenbarte die konkreten Defizite.
Gesunde Ernährung ist bekanntlich – neben ausreichender Bewegung und notwendiger Entspannung – maßgeblich für nachhaltige Gesundheit. Dazu braucht es ein gesundheitsförderliches Umfeld sowie individuelle Gesundheits- und Ernährungskompetenz. Damit ist die Fähigkeit gemeint, Gesundheitsinformationen zu finden, zu verstehen, zu bewerten und anzuwenden.
Im Auftrag des BMSGPK wurden nun 3.000 Personen zu ihrer Ernährungskompetenz befragt. Die Ergebnisse: 36% der Österreicher ab 18 Jahren haben eine eingeschränkte Kompetenz und können mit Angaben auf Lebensmittelverpackungen nicht adäquat umgehen. Am einfachsten gestaltet sich das Finden von Informationen (68 von 100 möglichen Punkten), während vor allem das Beurteilen von Ernährungsinformationen (51 Punkte) und das Anwenden dieser Informationen im Alltag (60 Punkte) große Herausforderungen darstellen. Schwierigkeiten bereitet auch das Verstehen von Angaben auf Lebensmittelverpackungen.
In Sachen Ernährungskompetenz bestehen die größten Herausforderungen in den Bereichen „Gesünderes Auswählen“ (44 Punkte), „Gesundes Snacken“ (52 Punkte), „Gesunde Ernährung in Ausnahmesituationen“ (54 Punkte), „Mahlzeiten planen“ (58 Punkte), „Gesunde Vorratshaltung“ (58 Punkte) und in der Dimension „Versuchungen widerstehen“ (60 Punkte).
Weniger Gesundheitskompetenz bei Männern und Personen mit niedriger Bildung
Männer und Personen mit niedriger Bildung schneiden durchwegs schlechter ab. Bei der Gesundheitskompetenz sind Personen ab 65 Jahren unter dem Durchschnitt, bei der Ernährungskompetenz über dem Durchschnitt.
Wie lassen sich Gesundheits- und Ernährungskompetenz verbessern? Das Regierungsprogramm sieht vor, mehr Bewusstsein für Lebensmittel und Ernährung zu schaffen sowie Lebensmittelkompetenz und Verbraucherbildung in der Lehrerausbildung besser zu verankern.
Letztlich muss mit Informationen und Bildungsinitiativen das Bewusstsein vermittelt werden, dass Ernährung mehr als nur Energie‐ und Nährstoffzufuhr ist. Ein gesunder Stoffwechsel braucht gesunde Nahrung zu den Hauptmahlzeiten, optimalerweise in entspannter Umgebung. Die genussvolle Zubereitung von gesunden Speisen ist leicht erlernbar, kann kostengünstig und zeitsparend sein.
Die Lebensmittelbetriebe informieren auf jedem Lebensmittel über seine Zusammensetzung, Nährwerte und oftmals über Verzehrsempfehlungen. Alle Konsumenten können sich anhand dessen täglich für eine ausgewogene Ernährung entscheiden. Hier zeigt sich, dass es häufig nicht an Informationen oder Wissen mangelt – es ist allgemein bekannt, dass Rauchen, übermäßiger Alkoholkonsum, fetthaltige Ernährung und Bewegungsmangel ungesund sind. Wichtiger ist die konsequente Anwendung des Wissens, die Gewohnheit und Disziplin erfordert.
Download des Ergebnisberichts: HIER
von Mag. Maria Cristina de Arteaga
Neuer Leitfaden Mitarbeiterbindung – so halten Sie Ihr Personal
Arbeitskräfte sind knapp und werden in Zukunft noch knapper. Dabei ist es wichtiger und einfacher, die bestehenden Mitarbeiter an sich zu binden als neue zu rekrutieren. Der Leitfaden zeigt ihnen die wichtigsten Hebel und welche Fehler zu vermeiden sind.
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