SPIK - Sozialpolitik informativ & kurz

Newsletter Abteilung Sozialpolitik und Gesundheit 20.12.2022

Lesedauer: 6 Minuten

Aktualisiert am 13.03.2023

Inhaltsübersicht

  • Gesetzliche Änderungen ab 1.1.2023
  • Arbeitsbedingungen und Work-Life-Balance: Österreich im europäischen Spitzenfeld
  • Fehlzeitenreport: Krankenstände gingen im Pandemiejahr 2021 weiter zurück
  • Grafik des Monats: Österreicher arbeiten eine Stunde pro Woche kürzer als vor COVID
  • Webinar Rot-Weiß-Rot – Karte, Mittwoch 11.1.2022, 14.00-15.00 Uhr
  • Präsentation des neuen Jahrbuchs Gesundheitspolitik und Gesundheitswirtschaft am 10.1.2022
  • Arbeitsrecht für Arbeitgeber – 21. Auflage erschienen


Liebe Leserinnen, liebe Leser,

mit 1.1.2023 ergeben sich viele gesetzliche Änderungen, die wir zusammengefasst haben.

Nur alle fünf Jahre erhebt die EU die Arbeitsbedingungen. Österreich schneidet bei der Arbeitsqualität im europaweiten Vergleich gut ab.  

Der Fehlzeitenreport 2022 enthält erstmals auch Zahlen zu COVID-Krankenständen, auch wenn die Datenlange hier noch mangelhaft ist. 

Der Arbeitskräftemangel hat mehrere Gründe – einer ist, dass die Österreicher heute weniger arbeiten (wollen) als vor COVID, wie eine aktuelle Statistik zeigt.

Am 10.1. wird das 14. Jahrbuch Gesundheitspolitik und Gesundheitswirtschaft 2022 präsentiert.

Am 11.1. findet ein für alle offenes Webinar zur Rot-Weiß-Rot-Karte statt. 

Damit beschließen wir ein schwieriges Jahr für Wirtschaft, Wirtschaftskammer und unser Team. Allen Leserinnen und Lesern wünschen wir ruhige, besinnliche Weihnachtstage und einen guten Rutsch in ein gesundes und glückliches Jahr 2023. 

Rolf Gleißner, Julia Moreno-Hasenöhrl 
sowie das gesamte Team Sozialpolitik und Gesundheit


Gesetzliche Änderungen ab 1.1.2023

Mit Jahreswechsel sowie zu Stichtagen kurz danach ergeben sich wieder viele arbeits- und sozialrechtliche Änderungen. Einige hat der Nationalrat erst am 14.12.2022 beschlossen (z.B. Teile Pflegereform), sodass die weitere Gesetzwerdung abzuwarten ist.

Übersicht pdf



Arbeitsbedingungen und Work-Life-Balance: Österreich im europäischen Spitzenfeld

Nur alle fünf Jahre erhebt die EU die Arbeitsbedingungen in fast allen europäischen Staaten. Die aktuelle Erhebung fand während der Pandemie statt und zeigt große innereuropäische Unterschiede. 

Die Europäische Stiftung zur Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen befragte 70.000 Arbeitnehmer in insgesamt 36 Ländern (EU, UK, EFTA, Westbalkan). Wesentlich war dabei die Frage nach der Arbeitsplatzqualität, die das physische und soziale Umfeld, Arbeitsaufgaben, organisatorische Merkmale, Arbeitszeit, Berufsaussichten und Motivation umfasst. Hier werden die Jobanforderungen den Ressourcen (soziale Unterstützung, Autonomie, Mitsprache, zeitliche Flexibilität, Ausbildung, etc.) gegenübergestellt. Anhand dieses Vergleichs werden „strained“ (belastete) und „resourced“ (gut ausgestattete) Jobs sowie Zwischenstufen unterschieden.  

Arbeitsbedingungen und Work-Life-Balance
© EWCTS

Österreich liegt dabei an 7. Stelle von 36 Staaten, d.h. der Anteil der stark belasteten Jobs ist geringer, jener der gut ausgestatteten deutlich höher als im EU-Schnitt. Die Arbeitsplatzqualität ist wesentlich, weil sie direkt mit der Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben, der Fähigkeit, seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, mit Motivation und Vertrauen am Arbeitsplatz zusammenhängt.

Abgefragt wurde auch, inwiefern die Arbeitszeit mit Familie und Privatleben gut vereinbar ist. Am besten schnitten hier die Niederlande und Österreich ab – nicht zufällig Länder mit hohem Teilzeitanteil, aber geringer Arbeitslosigkeit. Übrigens klafft in denselben Ländern die Arbeitszeit zwischen Frauen und Männern am stärksten auseinander. Dem entspricht, dass Frauen üblicherweise zufriedener mit der Vereinbarkeit sind, ihre Arbeitszeit aber eher der Familie anpassen.

Die Arbeitszeit ist während der COVID-Pandemie im Schnitt um eine Stunde pro Woche und Arbeitnehmer zurückgegangen, in Österreich noch deutlicher. 

Im Hinblick auf den Lohn gaben 26% der Befragten Schwierigkeiten an, damit über die Runden zu kommen, in Ö gaben das 22% an. 45% aller Befragten in den 36 Staaten erhielten eine Weiterbildung, die vom Unternehmen organisiert oder bezahlt wurde. Höher qualifizierte Arbeitnehmer erhielten mehr Weiterbildung als niedriger qualifizierte. 


von Mag. Christa Schweng, Mag. Katja Heine



Fehlzeitenreport: Krankenstände gingen im Pandemiejahr 2021 weiter zurück

Im Auftrag des Dachverbandes der Sozialversicherungsträger, der Wirtschaftskammer und der Arbeiterkammer erarbeitet das Institut für Wirtschaftsforschung jährlich den „Österreichischen Fehlzeitenreport“. Erstmals wurden auch Krankenstände infolge COVID ausgewertet.

Demnach verbrachten die unselbständig Beschäftigten 2021 durchschnittlich 12,3 Kalendertage im Krankenstand, um 3,1% weniger als 2020 (12,7 Tage). Die Krankenstandsquote -  die Relation der Krankenstandstage zum gesamten Arbeitsvolumen als Indikator für den Verlust an Arbeitszeit - reduzierte sich auf 3,4%, die Krankenstandstage je Krankheitsfall gingen von 11,7 auf 10,3 Tage zurück. Ein Grund für den Rückgang ist, dass COVID-Krankenstände statistisch nicht zu den Krankenständen, sondern zur Quarantäne zählen.

Weiter fortgesetzt hat sich auch der langfristig rückläufige Trend bei den Arbeitsunfällen: 1974 waren statistisch gesehen 7,6% der Beschäftigten von einem Arbeitsunfall betroffen, im Jahr 2021 war es nur 2,7%. Von den insgesamt 720.000 Unfällen waren nur 100.000 Arbeitsunfälle.

Schlechte Datenlage bei COVID-Erkrankungen 

2021 wurden in Österreich erstmals neue Diagnosecodes zur Erfassung von COVID-Erkrankungen eingeführt. Allerdings ist der niedergelassene Bereich nicht zur Codierung verpflichtet, was die Aussagekraft verringert. Etwa 3% der Krankenstandstage waren auf COVID zurückzuführen. Die durchschnittliche Dauer von COVID-Krankenständen lag bei 13,4 Tagen und war damit im Schnitt um drei Tage länger als bei Krankenständen insgesamt.

Männer waren im Schnitt 14,8 Tage abwesend, Frauen nur 11,7 Tage. Beschäftigte im unteren Einkommensviertel waren bei einer COVID-Erkrankung im Schnitt um 2,5 Tage länger abwesend als Beschäftigte im oberen Einkommensviertel. Die Dauer der Arbeitsunfähigkeit bei COVID-Erkrankungen war in Energieversorgung, Verkehr und öffentlicher Verwaltung am längsten, in Handel und Gesundheits- und Sozialwesen am kürzesten.

Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems und des Atemsystems waren für 42,6% der Krankenstandsfälle und 36,9% aller Krankenstandstage verantwortlich, die Zahl der psychischen Erkrankungen stieg auf 11,4 % aller Krankenstandstage an, wozu die Pandemie und ihre Folgen sicher beigetragen haben. Die direkten und indirekten betriebs- und volkswirtschaftlichen Kosten der Fehlzeiten summierten sich 2021 auf bis zu 2,2% des BIP. Die Kosten der öffentlichen Hand betrugen 2021 bis zu 4,4% und damit – aufgrund der Pandemie – deutlich mehr als 2020 (bis zu 3,6%). 

Alle Fehlzeitenreports unter https://news.wko.at/news/oesterreich/Fehlzeitenreport_Uebersicht.html


von Mag. Maria Cristina de Arteaga



Grafik des Monats: Österreicher arbeiten eine Stunde pro Woche kürzer als vor COVID

Die Wirtschaft beschäftigt heute 128.000 Arbeitnehmer mehr als vor COVID. Dennoch fehlen in allen Branchen Arbeitskräfte und allein beim AMS sind 42.000 mehr offene Stellen gemeldet als vor drei Jahren. Wirtschaftsaufschwung und Demografie sind Gründe für die Arbeitskräfteknappheit.

tatsächliche Arbeitszeit
© WKÖ

Eine aktuelle Statistik zeigt einen weiteren Grund: Insgesamt werden heute weniger Arbeitsstunden geleistet als vor der Pandemie. Im dritten Quartal 2022 leisteten die Österreicher (Voll- und Teilzeit) tatsächlich im Schnitt 28,1 Stunden pro Woche, im dritten Quartal 2019 waren es 29,2 Stunden. Der Rückgang ist bei Männern (-1,7h) weit stärker als bei Frauen (-0,5h). Der selbe Rückgang zeigte sich schon im zweiten Quartal 2022 und noch stärker im ersten Quartal, das aber noch von Kurzarbeit gedämpft wurde.

Der Rückgang ist auf den steigenden Anteil von Teilzeit und auf den Rückgang der Überstunden zurückzuführen. Im dritten Quartal wurden in Summe 15 Mio Überstunden weniger geleistet als drei Jahre zuvor, also ca. 4 Stunden weniger je Arbeitnehmer.

Wenn rund 4 Mio Arbeitnehmer um eine Stunde kürzer arbeiten, entspricht das einem Rückgang um 120.000 Vollzeitkräfte. Das ist eine Erklärung für den Arbeitskräftemangel.

https://www.eurofound.europa.eu/surveys/2021/european-working-conditions-telephone-survey-2021


von Mag. Dr. Rolf Gleißner



Webinar Rot-Weiß-Rot – Karte, Mittwoch 11.1.2023, 14.00-15.00 Uhr

In ganz Österreich fragen sich Unternehmen, wie sie mittels Rot-Weiß-Rot – Karte Fachkräfte anwerben können. Wirtschaftskammer und Austrian Business Agency, die Servicestelle für die Rot-Weiß-Rot – Karte, bieten dazu ein Online-Webinar, durchgeführt von Frau Mag. Natasha Ghulam, LL.M. (WKÖ, Abteilung für Sozial- & Gesundheitspolitik) und Frau Elisabeth Palfner, MSc. (ABA).

Das Webinar vermittelt Grundkenntnisse zum System der Rot-Weiß-Rot – Karte und informiert über

  • das Funktionieren der Karte,
  • die Verbesserungen der jüngsten Reform,
  • die Service-Angebote für Unternehmen.

Die Teilnahme ist kostenlos und steht allen Interessierten offen. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich, ein Einstieg über diesen MS Teams-Link ist direkt möglich. 



Präsentation des neuen Jahrbuchs Gesundheitspolitik und Gesundheitswirtschaft am 10.1.2023

Wir laden Sie ein zur Online-Präsentation unseres 14. Jahrbuchs Gesundheitspolitik und Gesundheitswirtschaft 2022 am Dienstag, 10.1.2023 von 12:00-13:30 Uhr. Heuer mit dem Fokus „Wissen wie: Gesundheit leben ist die beste Investition“.

Hier geht es zu unserem diesjährigen Programm und zur Anmeldung für den Livestream (Anmeldung bis 9. Jänner) 



Arbeitsrecht für Arbeitgeber – 21. Auflage erschienen

Die jüngste Auflage des bekannten Werks von Dr. Thomas Rauch enthält auf 1.000 Seiten (samt Mustern zum Download) die COVID-Regelungen, die Richtlinie zum Hinweisgeberschutz sowie praxisrelevante, aber wenig beachtete Themen wie Alkohol am Arbeitsplatz, Rauchpausen, Krankenstandsmissbrauch, Detektiveinsatz etc.

Weitere Informationen unter
https://www.lindeverlag.at/buch/arbeitsrecht-fuer-arbeitgeber-19488?page_id=1&gclid=EAIaIQobChMIsrvh8OiF_AIVgoxRCh1W7Ak_EAAYASAAEgICS_D_BwE




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