Lehrlingsausbildung in der Industrie: Stabil und attraktiv
Informationen der Bundessparte Industrie
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Neue Auswertung der Statistik Austria bestätigt hohes Prestige der Lehrlingsausbildung am Arbeitsmarkt
Die Gesamtzahl der Lehrlinge in der österreichischen Industrie ist im vergangenen Jahr weiter gestiegen: Zum Stichtag 30. September 2024 wurden insgesamt 17.140 Lehrlinge ausgebildet (+0,8 % im Vergleich zu 2023). Dieser Anstieg beruht jedoch v.a. auf den guten Lehrlingszahlen der letzten beiden Jahre, denn die Zahl der neuen Lehrverträge ist rückläufig: Zum Stichtag 30. September wurden 4.654 Lehranfänger:innen gezählt (-8,0 % gegenüber 2023).
Diese Entwicklung ist aufgrund der anhaltenden Krise der österreichischen Industrie nicht verwunderlich, verdient aber eine nähere Betrachtung: Zum einen stieg die Zahl der Lehrlinge im 1. Lehrjahr, nach dem Rückgang während der Covid-19-Pandemie, auf ein historisches Hoch von über 5.000 Personen. Weiters hat sich die Zahl der Lehrlinge im 1. Lehrjahr bis Juni 2024 nach oben entwickelt – also weit hinein in eine Zeit, wo die wirtschaftlichen Aussichten für große Teile der heimischen Industrie bereits düster waren. Die Ausbildungsbereitschaft der heimischen Industriebetriebe ist demnach also auch unter schwierigen Rahmenbedingungen weiter hoch. Zum anderen sind unterschiedliche Entwicklungen in den einzelnen Branchen zu erkennen: Während die Zahl der Lehranfänger:innen in den Fachverbänden PROPAK und Lebensmittelindustrie nach Abnahme im letzten Jahr wieder gestiegen ist, war in der lehrlingsstarken Metalltechnischen Industrie erst jetzt ein Rückgang an neuen Lehrverträgen zu verzeichnen.
Insgesamt wurden mit 30. September 2024 in Österreich 108.251 Lehrlinge ausgebildet, davon 102.804 in Ausbildungsbetrieben (entspricht rund 95 %) und 5.447 in überbetrieblichen Ausbildungseinrichtungen.
Lehrabsolvent:innen sind am Arbeitsmarkt gefragt. Diese – keineswegs neue – Erkenntnis bestätigt eine Auswertung der Statistik Austria auf Basis der Daten des „Bildungsbezogenen Erwerbskarrierenmonitorings“ (BibEr). Während der Großteil der Lehranfänger:innen nach wie vor aus der Pflichtschule stammt (63,2 %) nimmt die Zahl der Maturant:innen im 1. Lehrjahr stetig zu: Machte diese Gruppe 2008/09 noch etwa 3,8 % aller Absolvent:innen aus, waren es im Schuljahr 2019/20 bereits 8,6 %.
Ein großer Vorteil der dualen Ausbildung war und ist ihre Arbeitsmarknähe, was sich in einer verhältnismäßig kurzen Dauer bis zum Berufseinstieg widerspiegelt- im Median nur etwa 1,3 Monate. Im Vergleich dazu dauert es bis zum Berufseinstieg nach anderen sekundären Ausbildungen länger: Berufsbildende Mittlere Schule (BMS) 2,5 Monate; Allgemeinbildende Höhere Schule (AHS) 4,5 Monate; Berufsbildende Höhere Schule (BHS) 3,1 Monate.
Auch der weitere Karriereverlauf von Lehrabsolvent:innen ist von einer hohen Erwerbsbeteiligung geprägt: 18 Monate nach Lehrabschluss befanden sich 79,3 % in Erwerbstätigkeit (zum Vergleich: BMS: 73,2 %; AHS: 36,1 % und BHS: 83,8 %). Zum gleichen Zeitpunkt lag der Anteil an Personen mit AMS-Vormerkung bei 10,5 %. Der Rest (10,1 %) verteilte sich auf Präsenz- bzw. Zivildienstleistende (2,7 %) und auf Personen in einem sonstigen Status (z. B. Elternkarenz, Krankengeldbezug, etc.; 7,5 %).
Ein Lehrabschluss bietet auch attraktive Verdienstmöglichkeiten: Im Median verdienten Lehrabsolvent:innen 18 Monate nach Abschluss bei unselbständiger Erwerbstätigkeit 2.418 Euro brutto (inkludiert Vollzeit- und Teilzeit). In Industrieberufen reichte das Medianeinkommen sogar bis knapp 2.900 Euro. Die Bruttoeinkommen 18 Monate nach Abschluss anderer Sekundarausbildungen lagen darunter: BMS 2.206 Euro; AHS 1.905 Euro und BHS 2.386 Euro. Über die Jahre betrachtet ist das Einkommen von Lehrabsolvent:innen auch bei Berücksichtigung der Inflation angestiegen: 18 Monate nach Abschluss einer Lehre im Schuljahr 2008/09 belief sich das inflationsangepasste Einkommen auf 2.322 Euro, 2019/20 waren es 18 Monate danach 2.491 Euro.
Autor:
Mag. Johannes Fraiss
E-Mail: johannes.fraiss@wko.at