Sparte Industrie

Technologieoffenheit: Vielfalt an Lösungsoptionen

Informationen der Bundessparte Industrie

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26.09.2023

Die Herbstlohnrunde muss vom gemeinsamen sozialpartnerschaftlichen Bemühen getragen sein, die internationale Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Industrie zu erhalten, um dadurch nachhaltig den Wirtschaftsstandort Österreich sowie Arbeitsplätze und Einkommen abzusichern. Verteilt kann nur werden, was auch tatsächlich erwirtschaftet wird!

Die Forderungsüberreichung zwischen Gewerkschaften und Arbeitgeber-Vertretern in der Eisen-/Metallindustrie, mit der medial der Auftakt zur Herbstlohn- und –gehaltsrunde gesetzt wird, fand am 25. September 2023 statt. Die hohe Inflation lässt schwierige Verhandlungen erwarten.

Seit Monaten liegt die Inflation in Österreich deutlich über jener der Eurozone. Um größere volkswirtschaftliche Schäden in Form von entgangener Wertschöpfung durch Streiks und sonstige Arbeitskampfmaßnahmen zu verhindern, wurde im Rahmen der vergangenen Kollektivvertragsverhandlungen der Frühjahreslohnrunde praktisch von allen Fachorganisationen nachhaltig die Inflation zumindest in Höhe der rollierenden 12-Monatsinflation abgegolten. Diese Abschlüsse sind aber auf lange Sicht wirtschaftlich nicht zu verkraften und werden zunehmend zum Problem für die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Industrie. Denn überdurchschnittlich steigende Arbeitskosten in Österreich führen dazu, dass hier erzeugte Güter international weniger konkurrenzfähig sind. In diesem Zusammenhang zeigt sich bei der Entwicklung des Tariflohnindex (siehe die nachfolgende Grafik) bereits eine deutlich nach oben gehende Abkopplung Österreichs von der Entwicklung in Deutschland und im Euroraum.

Grafik
© EZB, Destartis, Statistik Austria

Explodierende Lohnstückkosten

Die (überdurchschnittlich) steigenden Arbeitskosten sind aber leider nur ein Teil der schlechten Nachrichten: Gleichzeitig leidet die Industrie unter den hohen Energiepreisen und der schwachen internationalen Nachfrage, vor allem auch seitens des wichtigsten Handelspartners Deutschland. Mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung in der Sachgüterproduktion, einen 2,5 %igen Rückgang bei der Stundenproduktion in Warenherstellung, befindet sich die Industrie in einer echten Rezession. In Verbindung mit den hohen KV-Abschlüssen haben sich die Lohnstückkosten dadurch um fast zehn Prozent (exakt: 9,7 %) im Jahresvergleich erhöht.

Gerade dieser hohe Anstieg der Lohnstückkosten spiegelt den alarmierenden Verlust an heimischer Wettbewerbsfähigkeit wider. Je höher der Zuwachs bei den Lohnstückkosten, desto schwächer fällt das Wachstum der Exporte aus. Die Verschlechterung der relativen Lohnstückkosten im Vergleich von Österreich zum EU-Durchschnitt, seit längerer Zeit ein Anlass für eine gewisse Sorge, hat sich zuletzt in dramatischer Weise beschleunigt. Relativ bald, nachdem die Lohnstückkosten gegenüber relevanten Handelspartnern und/oder Mitbewerbern auf Drittmärkten sich verschlechtern, wird sich zwangsläufig eine Verschlechterung des Leistungsbilanzsaldos zeigen – als Abbild davon, dass sich die inländische Produktion – und somit die inländische Wertschöpfung und das Einkommen – verringern.

Was verteilt werden kann…

Unbestritten sollte auch in Österreich sein, dass sich nur verteilen lässt, was auch vorhanden ist. Daher lassen sich externe Kostenerhöhungen nicht in üblicher Weise in KV-Verhandlungen integrieren: Erhöhte Importpreise für Energie machen heimische Arbeitgeber und Arbeitnehmer ärmer, genauso wie eine gezielte Energiekostensteigerung im Rahmen der Energiewende auch heimische Arbeitgeber und Arbeitnehmer ärmer macht. Man kann – sinnvoller Weise – über eine gerechte Aufteilung dieser externen Kosten verhandeln, aber man kann deren Abgeltung durch entsprechende Kollektivvertragsabschlüsse nicht als jedenfalls automatisch gegeben annehmen. Die bisherigen „Lohnfindungs-Formeln“ können daher in der aktuellen Herbstlohnrunde nicht mehr herangezogen werden.

Umso wichtiger ist es heuer, die Kollektivvertragsverhandlungen in Ruhe und mit dem klaren Ziel einer in jeder Hinsicht dem Standort dienenden Lösung zu führen.

Unterschrift
©

Mag. Sigi Menz
Obmann der Bundessparte Industrie

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