EBIT zwischen Finanz- und Wirtschaftskrise und Corona
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Im Zeitablauf zeigt eine Bilanzkennzahlenanalyse der österreichischen Industrie deutliche Unterschiede: Ein Blick auf EBIT und Personalaufwand.
Mit dem Ziel eine Bilanzkennzahlenanalyse der Industrie Österreichs durchzuführen, beauftragten die Bundessparte Industrie und ausgewählte Fachverbände beim Industriewissenschaftlichen Institut (IWI) eine Sonderauswertung auf Basis von Wirtschaftszweigen. Das Bilanzbranchenbild reicht derzeit bis zum Wirtschaftsjahr 2021/22 und umfasst Kennzahlen zur Vermögens- und Kapitalstruktur sowie zur Kosten- und Leistungsstruktur. Das Augenmerk dieses Artikels liegt auf dem Ergebnis vor Finanzerfolg (Betriebserfolg bzw. EBIT) und dessen Entwicklung in einzelnen Branchen. Diese Kennzahl ist ein wichtiger Indikator für die betriebliche Leistungserstellung.
Der Betriebserfolg („Earnings before Interests and Taxes“) wird als Saldo der Betriebsleistung abzüglich aller operativen Ausgaben, vor allem des Material- und Personalaufwands, berechnet. Die Industrie, hier in der Abgrenzung der Herstellung von Waren, gilt als Vergleichsgröße, von der aus in den einzelnen Zeitetappen gemessen wird. Visualisiert wird die Differenz zwischen der Branche und dem Durchschnitt der Herstellung von Waren.
Während das EBIT der Bauwirtschaft in allen Analysejahren unterdurchschnittlich ausfällt, dreht die Dynamik des EBIT in der Holzindustrie über die Jahre – und gerade in Zeiten von Corona - ins Positive. Demgegenüber zeigt sich das EBIT der Fahrzeugindustrie insbesondere seit dem Beginn der Corona-Periode unterdurchschnittlich. Die Chemische Industrie oder aber auch die Bergwerke- u. Stahlindustrie weisen in einer Vielzahl der Jahre ein über dem Industrieschnitt liegendes EBIT auf.
Wird der Anteil des Personalaufwands an der Betriebsleistung – kurz Lohntangente - als eine der Analysekennzahlen auf dem Weg zum EBIT herausgegriffen, so zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen den Branchen. Die Bauwirtschaft gehört im betrachteten Zeitfenster zu den Branchen mit einer stark überdurchschnittlichen Lohntangente, die sich in weiterer Folge auch auf das EBIT auswirkt. Auch in der Elektro- und Elektronikindustrie, der Stein- und keramischen Industrie oder der Metalltechnischen Industrie ist der Anteil des Personalaufwands an der Betriebsleistung im Vergleich zum Referenzwert der Herstellung von Waren überdurchschnittlich hoch.
Die unterdurchschnittliche Lohntangente in der Bergwerke- und Stahlindustrie erklärt sich aus den über die Jahre hinweg überdurchschnittlichen Anteilen beim Materialaufwand an der Betriebsleistung. Besonders deutlich wird dies im Bilanzkennzahlenjahr 2021/2022: Der Anteil des Materialaufwands liegt in der Bergwerke- und Stahlindustrie bei rund 63% der Betriebsleistung, in der Herstellung von Waren liegt er um rund 10 Prozentpunkte niedriger.
Während sich die Struktur in einigen Branchen über die Jahre hinweg kaum wesentlich von jener der Herstellung von Waren unterscheidet, offenbaren sich in anderen Branchen ganz anders gelagerte Wirkungen. Wie sich die Situation seit Beginn der Corona-Zeitrechnung weiterentwickelt, wird die Auswertung des nächsten Bilanzkennzahlen-Studienpakets im Herbst nächsten Jahres zeigen.
Autorin:
Mag. Sandra Lengauer
E-Mail: sandra.lengauer@wko.at