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Außenhandel Österreichs 2024: 10 Mrd. Euro weniger Export

Informationen der Bundessparte Industrie

Lesedauer: 3 Minuten

17.03.2025

Österreich weist für das Jahr 2024 eine positive Handelsbilanz aus, erstmals seit 2007. Aber: Der Außenhandel ist stark zurückgegangen.

Inhaltsverzeichnis

    Die anhaltende Schwäche der europäischen Wirtschaft belastet den österreichischen Außenhandel. Während die Exporte von Waren von 2023 auf 2024 um 4,9 % auf nominell 191,0 Mrd. Euro zurückgingen, sanken die Importe um 6,7 % auf 189,3 Mrd. Euro. Im Vergleich zur Vorperiode hat Österreich um 9,8 Mrd. Euro weniger exportiert.

    Per se weiterhin stark ausgeprägt sind die Handelsverflechtungen Österreichs mit der EU. 67 % der gesamten heimischen Warenausfuhren gingen im Jahr 2024 nach Europa, 66 % der Wareneinfuhren kamen aus Europa. Allerdings sind bei den Werten starke Einschnitte spürbar: Die Ausfuhren Österreichs in die Mitgliedsstaaten der EU sanken 2024 im Vergleich zum Vorjahr vorläufig um 9,4 Mrd. Euro auf 128,0 Mrd. Euro, die Einfuhren gingen um 5,6 Mrd. Euro auf 125,8 Mrd. Euro zurück. Nach Deutschland, dem wichtigsten Handelspartner, lieferte die heimische Wirtschaft im Jahr 2024 insgesamt 1,7 Mrd. Euro weniger.

    Deutschland ist nach wie vor der Top-Handelspartner Österreichs: 44 % der Intra-EU Exporte Österreichs gehen in dieses Nachbarland und 49 % der Importe kommen aus Deutschland. Innerhalb der EU zählen Italien, Polen, Frankreich, Ungarn und Tschechien zu den Top-Destinationen der Ausfuhren Österreichs. Abgesehen von den wesentlichen Außenhandelsdestinationen der Intra-EU sind die Vereinigten Staaten, die Schweiz, China oder das Vereinigte Königreich relevante Länder, in welche die heimischen Waren ausgeführt werden.

    Tabelle
    © Bundessparte Industrie
    Tortendiagramm und Text
    © Quelle: Außenhandelsstatistik, Statistik Austria Anm.: 2024 vorläufige Werte, 2023 endgültige Werte. Reihung: Top Länder nach Ausfuhr. Im Jahr 2023 stiegen die Ausfuhren nach Belgien in einer Warengruppe (KN 29 Organische Verbindungen) überdurchschnittlich an, diese sind im Jahr 2024 wieder rückläufig und liegen in etwa bei einem Zehntel des Wertes des Vorjahres.

    Allen voran sind es „Kernreaktoren, Kessel, Maschinen, Apparate und mechanische Geräte“ (KN 84), die „Pharmazeutischen Erzeugnisse“ (KN 30) und „Zugmaschinen, Kraftfahrzeuge, Traktoren, Motorräder, Fahrräder“ (KN 87), die im nominellen Ranking als die Top-Produktgruppen der heimischen Exportlandschaft gelten, gefolgt von den „Elektrischen Maschinen, Apparate und elektrotechnischen Waren“ (KN 85). Während im Vorjahresvergleich bei vielen der TOP-Warengruppen 2024 keine nominellen Wertsteigerungen bei der Ausfuhr verbucht wurden, zeigten sich z.B. bei den „Pharmazeutischen Erzeugnissen“ Zuwächse. Dieses Mehr an pharmazeutischem Export geht im Wesentlichen in die Vereinigten Staaten bzw. in die EU.

    Tabelle mit Text und Zahlen
    © Quelle: Außenhandelsstatistik, Statistik Austria Anm.: 2024 vorläufige Werte, 2023 endgültige Werte. Reihung: Top KN nach Ausfuhr.

    Die Vereinigten Staaten sind seit vielen Jahren einer der wichtigsten Handelspartner Österreichs, bei den Importen wie bei den Exporten. Von 2023 und 2024 stiegen die Exporte in diese Region um 1,5 Mrd. Euro, wobei dieses Plus vor allem aus der Pharmazie kommt. Zu den wichtigsten gehandelten Warengruppen zählen zudem insbesondere die „Kernreaktoren, Kessel, Maschinen, Apparate und mechanische Geräte“ sowie die „Zugmaschinen, Kraftfahrzeuge, Traktoren, Motorräder, Fahrräder“.

    Tabelle mit Text und Zahlen
    © Quelle: Außenhandelsstatistik, Statistik Austria Anm.: 2024 vorläufige Werte, 2023 endgültige Werte. Farblich hinterlegte KN-Codes: Warengruppe ist unter den TOP 15 beim Import und Export.

    Bereits vor der Trump-Administration war die Handelspolitik der USA protektionistisch geprägt. Die USA haben ihre protektionistische Handelspolitik seit dem Amtsantritt von Präsident Donald Trump weiter verschärft, was zu einer Vielzahl von handelspolitischen Maßnahmen und Zollankündigungen führte. Die Situation ist von Unsicherheit geprägt, da Maßnahmen kurzfristig eingeleitet, aber teilweise auch wieder zurückgenommen wurden. Die Auswirkungen der Zollmaßnahmen sind schmerzhaft und betreffen sowohl die Wirtschaft der Vereinigten Staaten als auch die ihrer Handelspartner. Diese Maßnahmen führen zu höheren Kosten und steigender Inflation.

    Die USA, als zweitwichtigster Exportpartner Österreichs, hat sich in den letzten Jahren als wesentliche Stütze etabliert und bietet per se weiteres Wachstumspotential für die heimischen Wirtschaftstreibenden. In einzelnen Branchen fand in den letzten Jahren bereits eine Verankerung vor Ort statt. Laut Oesterreichischer Nationalbank haben die Zuflüsse der ausländischen Direktinvestitionen von Österreich in die USA in den letzten Jahren zugenommen. Sowohl die Bestände als auch die Zuflüsse der österreichischen Direktinvestitionen in die USA haben sich in den letzten Jahren positiv entwickelt – vice versa gilt dies ebenso.

    In den kommenden Jahren werden die Handelspolitik und strukturpolitische Maßnahmen zur Stärkung der wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit Europas die wirtschaftspolitische Debatte in Europa prägen, so auch das aktuelle FIW-Jahresgutachten zur österreichischen Außenwirtschaft. Einfache politische Lösungen dafür sind nicht in Sicht. Die EU muss entschlossene Handlungen zeigen, um glaubwürdige Gegendrohungen zu formulieren. Mit ersten Gegenmaßnahmen zu den USA-seitig eingeführten Zöllen auf Stahl- und Aluminiumprodukte ist zu rechnen.

    Autorin:

    Mag. Sandra Lengauer
    E-Mail: sandra.lengauer@wko.at

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