Kolumne
Überlegungen der Geschäftsführung
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Das letzte Jahr war für den Handel wohl das herausforderndste seit dem 2. Weltkrieg. Die Corona-Epidemie hat die Unternehmen wirtschaftlich an die Grenzen des Machbaren gebracht. Drei Lockdowns mit insgesamt 90 Schließtagen des Handels haben starke Spuren hinterlassen. Die Betroffenheit der Branchen fällt höchst unterschiedlich aus und das Bild im Handel ist extrem differenziert, wie Sie den Umsatzentwicklungen entnehmen können.
Als Interessenvertretung des Handels waren wir das letzte Jahr gefordert, die Unternehmen durch die Krise zu begleiten. Vieles ist gelungen: von der Kurzarbeit, über den Fixkostenzuschuss, den Umsatzersatz bis hin zu den nun endlich veröffentlichten Richtlinien für die vom Lockdown indirekt betroffenen Betriebe.
Aus zahlreichen Rückmeldungen von Unternehmen weiß ich, dass die Unterstützungsleistungen einerseits zu lange auf sich warten ließen und dass aufgrund der Komplexität der vielfältigen Hilfsinstrumente es für die Unternehmen nicht leicht ist, die passende Kombination von Förderprodukten zu finden. Dennoch bin ich davon überzeugt, dass mit den Unterstützungsmaßnahmen eine wichtige Säule geschaffen wurde, um das wirtschaftliche Überleben vieler zu sichern.
Ich weiß, dass die Politik in einer schwierigen Situation ist und trotz des Verständnisses des Handels, die Infektionszahlen einzudämmen und die Lockdowns mitzutragen, wünsche ich uns in Zukunft mehr Planbarkeit, die ich auch immer wieder einfordere. Die unzähligen Verordnungen und Maßnahmen, die quasi über Nacht erlassen wurden, waren für die Unternehmen in der Umsetzung mehr als herausfordernd.
Der Digitalisierungsschub, den die 3 harten Lockdowns mit sich gebracht haben, wird sicherlich anhalten. Gut für den österreichischen Online- und Multi-Channel-Handel, schlecht für den österreichischen Handel insgesamt, wenn man sich die Ausgaben der Österreicher vor Augen führt, die zu ausländischen Plattformen fließen. Insgesamt 4,5 Mrd. Euro gehen ins Ausland. Ich gebe nicht auf, mich hier mit meinem Team für faire Wettbewerbsbedingungen einzusetzen: Sei es im Steuerrecht, im Abgabenrecht oder beim Umgang der Plattformen mit den heimischen Unternehmen, die auf den internationalen Plattformen ihre Waren verkaufen. Das ist ein steiniger und langwieriger Weg, aber ich werde sicher nicht locker lassen.
Neben Corona beschäftigen uns noch viele andere Themen, die aktuell auf den Handel zukommen: Stichworte sind umweltpolitische, gewerberechtliche und konsumentenschutzrechtliche Maßnahmen, die teils auf EU-Ebene und teils national in der Pipeline sind.
Die Palette ist groß und wir sind in den nächsten Monaten stark gefordert, in dieser für die Unternehmen so schwierigen Zeit, die Rahmenbedingungen für unsere Mitgliedsunternehmen so tragbar wie möglich zu machen.
Als Mitarbeiterin der Wirtschaftskammer Österreich bin ich wirklich stolz, für die Interessen des Handels zuständig zu sein. Für mich war es speziell in den letzten Monaten eindrucksvoll, wie professionell und umsichtig die Unternehmen mit der Krise und allen damit zusammenhängenden Maßnahmen umgegangen sind. Sie haben alle politischen Entscheidungen trotz der eigenen angespannten wirtschaftlichen Lage mitgetragen und somit für ein sicheres Öffnen des Handels für Mitarbeiter und Kunden gesorgt.