Unbehandelter Hörverlust steigert Demenzrisiko bei Senioren
Tag des Hörens am 3. März
Lesedauer: 2 Minuten
Gutes Gehör hat im Alter einen entscheidenden Impact auf die Gesundheit: Das Demenzrisiko reduziert sich beispielsweise bei der Verwendung eines Hörgeräts um 18 Prozent. Dennoch tragen geschätzte 85 Prozent derer, die von Hörverlust betroffen sind, kein solches Gerät.
Etwa 10 Prozent der Österreich geben an, dass sie schlecht hören. Bis zum Jahr 2050 soll diese Zahl auf rund 1,5 Millionen ansteigen. Dabei steigt die Wahrscheinlichkeit mit dem Alter: Untersuchungen zufolge hört beispielsweise mehr als die Hälfte der Über-Siebzigjährigen schlecht.
„Es ist besonders wichtig, frühzeitig anzusetzen, die Ohren regelmäßig kontrollieren zu lassen und bei Anzeichen von Hörverslust ein Hörgerät einzusetzen“, sagt Josef Riegler, Bundesinnungsmeister der Hörakustiker. „Häufig gehen die Menschen aber sechs bis zehn Jahre zu spät zum Test.“ Geschätzte 85 Prozent der Menschen, die eigentlich ein Hörgerät bräuchten, haben keines.
Das Problem: Wer sich jahrelang auf diese Art durchkämpft, dessen Sprachverständlichkeit reduziert sich fortschreitend. Die Hörgewohnheiten verändern sich. Die Gewöhnung an ein Hörgerät fällt dann immer schwerer und dauert länger. „Manche Menschen, die zu lange zugewartet haben, lehnen dann wegen dieser Umstellungsphase ein Hörgerät komplett ab.“
Demenz, Angststörungen und Depressionen
Hörverlust ist aber gerade bei älteren Menschen nicht nur an sich ein Problem. Es zieht eine ganze Reihe Folgen mit sich. Mittlerweile sieht die Wissenschaft klare Zusammenhänge zwischen Hörvermögen und Demenz. Beispielsweise kam eine Studie der Universität Michigan jüngst zum Ergebnis, dass das Risiko von Menschen mit Hörverlust, an Demenz, Depression und Angstzuständen zu erkranken, deutlich geringer ist, wenn sie nach der Erstdiagnose ein Hörgerät zu tragen beginnen. Die Studie stellte fest, dass innerhalb von drei Jahren eine Demenzdiagnose inklusive Alzheimer um 18 Prozent weniger wahrscheinlich war. Das Risiko, an Depressionen oder Angststörungen zu erkranken, verringerte sich um 11 Prozent. Dazu kamen auch um 13 Prozent weniger körperliche Verletzungen.
Frühe Intervention wichtig
Riegler sagt: „Hören ist ein zutiefst sozialer Sinn. Wer nicht mehr mitbekommt, was rund um ihn und zu ihm gesprochen wird, nimmt immer weniger Teil am gesellschaftlichen Leben. Oftmals verwenden die Betroffenen zudem viel Energie darauf, zu kaschieren, dass sie ihre Freunde und Familienmitglieder nicht mehr verstehen. Das Risiko der Isolation und Vereinsamung steigt.“ Studien zufolge betragen die Kosten des unbehandelten Hörverlusts inklusive arbeitsmarktrelevanter Kosten europaweit rund 178 Milliarden Euro.
Der Experte rät, Anzeichen von Schwerhörigkeit bei älteren Verwandten und Bekannten ernst zu nehmen und sie dazu zu ermutigen, ihr Gehör beim Hörakustiker kontrollieren zu lassen. Vor allem im Frühstadium ist eine Intervention wichtig. „Die Erstüberpüfung ist unkompliziert und geht schnell. Je früher die Intervention, desto mehr bringt sie.“