Roter Papierflieger durchbricht eine Linie und startet senkrecht nach oben
© Worawut | stock.adobe.com

Digitale Barrierefreiheit

Grundlagen, Standards und Checkliste zur Inklusion im Web

Lesedauer: 4 Minuten

Barrierefreiheit bringt Vorteile für alle! Sie ermöglicht es Menschen, gleichberechtigt, selbstbestimmt und unabhängig zu leben und ihren Pflichten nachzukommen. In einem inklusiven Unternehmen ist Barrierefreiheit daher unverzichtbar.

Digitale Barrierefreiheit bezieht sich auf die Gestaltung und Entwicklung digitaler Inhalte und Anwendungen, die für alle Benutzer:innen zugänglich sind, unabhängig von ihren Fähigkeiten oder Behinderungen. Sie ist ein wesentlicher Aspekt der Inklusion und Gerechtigkeit in der digitalen Welt.

Grundlagen der digitalen Barrierefreiheit

Zugänglichkeit von Webseiten

Websites sollten so gestaltet sein, dass sie von Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen genutzt werden können.

Dazu gehören:

  • Visuelle Barrieren: Für Menschen mit Sehbehinderungen sollten Webseiten Screenreader-kompatibel sein und alternative Texte für Bilder bieten. Kontraste und Schriftgrößen sollten anpassbar sein.
  • Hörbehinderungen: Videos und Audiodateien sollten Untertitel und Transkripte haben, um den Inhalt zugänglich zu machen.
  • Motorische Einschränkungen: Webseiten sollten mit Tastaturen und Sprachsteuerungen navigierbar sein.
  • Software und Apps: Anwendungen sollten intuitive Benutzeroberflächen bieten, die leicht navigierbar sind. Funktionen wie Sprachsteuerung, Bildschirmvergrößerung und Text-zu-Sprache helfen, Barrieren zu überwinden.
  • Dokumente und PDFs: Elektronische Dokumente sollten strukturiert und mit Lesehilfen kompatibel sein. Überschriften, Absätze und Listen sollten korrekt formatiert sein, um die Navigation zu erleichtern. 

Richtlinien und Standards

Die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) sind ein international anerkannter Standard für die Barrierefreiheit von Webinhalten.

Sie basieren auf vier Prinzipien:

  • Wahrnehmbarkeit: Informationen und Benutzeroberflächenkomponenten müssen für alle Sinne der Benutzer wahrnehmbar sein.
  • Bedienbarkeit: Benutzeroberflächen und Navigationselemente müssen bedienbar sein.
  • Verständlichkeit: Informationen und die Bedienung der Benutzeroberfläche müssen verständlich sein.
  • Robustheit: Inhalte müssen robust genug sein, um zuverlässig von einer Vielzahl von Benutzeragenten, einschließlich assistiver Technologien, interpretiert zu werden.

Gesetzliche Vorgaben der Europäischen Union, wie der European Accessibility Act (EAA), verpflichten Unternehmen, Verantwortung zu übernehmen und umfassende Barrierefreiheit sicherzustellen. 

Bedeutung und Vorteile

Digitale Barrierefreiheit hat viele Vorteile:

  • Erhöhte Reichweite: Zugängliche digitale Inhalte erreichen eine breitere Nutzerbasis, einschließlich älterer Menschen und Menschen mit Behinderungen.
  • Verbesserte Benutzererfahrung: Barrierefreie Designs sind oft benutzerfreundlicher und intuitiver.
  • Rechtliche Anforderungen: In vielen Ländern gibt es Gesetze und Vorschriften, die die digitale Barrierefreiheit vorschreiben. Die Nichteinhaltung kann zu rechtlichen Konsequenzen führen.
  • Soziale Verantwortung: Die Schaffung einer inklusiven digitalen Welt fördert die Gleichberechtigung und Teilhabe aller Menschen.

Umsetzung

Die Implementierung digitaler Barrierefreiheit erfordert ein ganzheitliches Vorgehen:

  • Bewusstsein und Schulung: Sensibilisierung und Schulung von Entwicklern, Designern und Inhaltserstellern für Barrierefreiheitsstandards und -praktiken.
  • Werkzeuge und Technologien: Nutzung von Barrierefreiheits-Tools und -Technologien, wie z.B. Screenreader, Farbschema-Tester und automatisierte Prüfwerkzeuge.
  • Testen und Validieren: Regelmäßige Tests der digitalen Inhalte und Anwendungen auf Barrierefreiheit, unter Einbeziehung von Nutzern mit Behinderungen.

Digitale Barrierefreiheit ist nicht nur eine technische Herausforderung, sondern auch eine ethische Verpflichtung. Durch die Berücksichtigung der Bedürfnisse aller Benutzer:innen kann eine inklusive digitale Welt geschaffen werden, die allen Menschen gleiche Chancen bietet.

Wir haben für Sie eine Checkliste erstellen lassen, mit der sie eine erste Überprüfung Ihrer Webseite auf Barrierefreiheit durchführen können.

Checkliste für digitale Barrierefreiheit

1. Wahrnehmbarkeit

☐ Bilder und andere grafische Elemente haben einen Alternativtext.
Kommentar:

☐ Videos haben Untertitel & für Audioelemente gibt es Textalternativen.
Kommentar:

☐ Das Kontrastverhältnis zwischen Text und Hintergrund entspricht den Richtlinien.
Kommentar:

☐ Das Vergrößern der Website bis zu 200 % führt nicht zu Inhalts- oder Funktionalitätsverlusten; Auch bei vergrößerter Ansicht brechen Inhalte so um, dass kein horizontales Scrollen notwendig ist.
Kommentar:

2. Tastaturbedienbarkeit

☐ Alle interaktiven Elemente sind mit der Tastatur (Tabulator-Taste) ansteuer- und bedienbar.
Kommentar:

☐ Es gibt einen wahrnehmbaren Fokus für alle interaktiven Elemente, wenn diese angesteuert werden.
Kommentar:

3. Struktur

☐ Überschriften sind korrekt mit h-Elementen ausgezeichnet und entsprechen einer logischen und hierarchischen Struktur.
Kommentar:

☐ Visuell wahrnehmbare Listen sind als geordnete, beschreibende oder ungeordnete Listen programmatisch gekennzeichnet und mit entsprechenden Listenelementen ausgezeichnet.
Kommentar:

☐ Die Regionen und Inhaltsbereiche der Seiten sind mit HTML-Landmarks gekennzeichnet.
Kommentar:

4. Formulare

☐ Eingabefelder haben Beschriftungen/Labels, die vor, über oder neben dem Eingabefeld positioniert sind.
Kommentar:

☐ Alle Elemente sind tastaturbedienbar und interagieren mit assistiven Technologien (Dropdown Menüs, Datepicker, Radio Buttons, Checkboxen, etc.)
Kommentar:

☐ Fehlermeldungen sind nachvollziehbar und mit den entsprechenden Eingabefeldern visuell und programmatisch verknüpft.
Kommentar:

☐ Fehler, Warnungen, Statusmeldungen und Bestätigungen werden nicht nur durch Farbe kommuniziert.
Kommentar:

5. Dynamische Elemente und Zeitbeschränkungen

☐ Es gibt keine dynamischen Elemente auf der Webseite. Wenn doch, gibt es ein Mechanismus zum Stoppen/Beenden.
Kommentar:

☐ Es gibt keine flackernden, aufblitzenden Elemente.
Kommentar:

☐ Es gibt keine Time Outs oder automatische Log-Outs bzw. diese können verlängert werden.
Kommentar:

☐ Linktexte sind eindeutig und aus dem Kontext heraus verständlich. Zu vermeiden sind „hier“, „mehr lesen“, etc.
Kommentar:

☐ Links sind visuell erkennbar und unterscheiden sich nicht nur durch Farbe vom restlichen Text.
Kommentar:

☐ Links, die zu einer externen Website führen, in einem neuen Tab/Fenster öffnen oder einen Download auslösen sind entsprechend gekennzeichnet.
Kommentar:

7. Verständlichkeit

☐ Die Sprache der Website ist verständlich. Fremd-/Fachwörter und Abkürzungen werden weitestgehend vermieden oder erläutert.
Kommentar:

☐ Die Seite hat eine konsistente Navigation. Die Struktur der Seite ist konsistent und Navigationselemente sind an gleicher Stelle positioniert.
Kommentar:

☐ Elemente mit gleicher Funktion, sind in ihrer Darstellung konsistent über die Seiten hinweg.
Kommentar:


© 2024 myAbility Alle Rechte vorbehalten.


Charta der Vielfalt Get-Together: Fokus Digitale Barrierefreiheit

Stand: 24.05.2024