Stadtansicht von Zürich: historische Häuser mit roten Dächern, darunter ragen einzelne Türme hervor, eine Brücke führt über den Fluss. 
Über das Bild wurde ein weißes Austria A gelegt.
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Schweiz: Wirtschaftslage

Die wichtigsten Informationen zur schweizerischen Wirtschaft – zuverlässig und aus erster Hand

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Aktuelle Lage: Wirtschaftsbericht

Nach einem BIP-Wachstum von +4,2 % im Jahr 2021 konnte die Schweizer Wirtschaft im Gesamtjahr 2022 wieder um 2,1 % wachsen. Im internationalen Vergleich als auch relativ zur Finanzkrise gelang es der Schweizer Wirtschaft sich post-Covid verhältnismäßig zügig zu erholen. Das eingetrübte internationale Umfeld hemmte jedoch die Warenexporte, was auch die Schweizer Industrie belastet. Im 1. Quartal 2023 lässt sich eine Verbesserung erkennen, mit einem Wachstum von +0,9 %, was vor allem auf den steigenden Privatkonsum zurückzuführen ist (Zuwachs insbesondere bei Privatreisen und im Gastronomiesektor). Im zweiten Quartal 2023 blieb das BIP unverändert und verzeichnete ein konstantes Wachstum von 0,0 %. Dabei verzeichnete die Industrie einen Rückgang in ihrer Wertschöpfung, während der Dienstleistungssektor erneut überdurchschnittlich wuchs.  

Die Inflation war mit 2,8 % im Jahr 2022 auf dem höchsten Niveau seit den 1990er-Jahren. Im internationalen Vergleich blieb sie aber moderat. Zudem stützte die gute Lage am Arbeitsmarkt die Einkommen. Die relativ gesehen niedrige Inflation war auch ein wichtiger Faktor für die starke Entwicklung des Schweizer Franken, welche gegenüber dem EURO in den letzten 3 Jahren fast 15 % an Wert zugelegt hat. Für das Gesamtjahr 2023 wird ein mäßiger Anstieg der Inflation in Höhe von +2,2 % erwartet. Die Prognose für das Jahr 2024 zeigt eine Inflationsrate von lediglich 1,3 %. 

Der Schweizer Arbeitsmarkt konnte 2022 eine sehr positive Entwicklung verzeichnen. Im Gesamtjahr 2022 weist die Schweiz eine Arbeitslosenquote von 2,2 % aus, was einer Abnahme um 0,8 % gegenüber dem Vorjahr (3,0 %) entspricht. Im Jahr 2023 verzeichnet das Land weiterhin positive Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt, mit durchschnittlichen Arbeitslosenzahlen von nur noch 1,9 %. Dabei handelt es sich um die niedrigste Arbeitslosenquote seit über 20 Jahren. Nach 1,9 % im Jahresdurchschnitt 2023, wird für 2024 eine Arbeitslosenquote von 2,0 % erwartet. Auch die Schweiz kämpft mit einem Fachkräftemangel; dies ist vor allem in der Bauwirtschaft zu erkennen.  

Das herausfordernde internationale Umfeld wirkt sich zunehmend bremsend auf die konjunktursensitiven Bereiche der Schweizer Industrie aus. International wurde die Nachfrage nach Schweizer Exporten durch hohe Teuerungsraten, steigende Zinsen und die Unsicherheit rund um den Krieg in der Ukraine sowie die Energieversorgung in Europa gebremst. Dennoch stieg 2022 der Schweizer Warenexport im Vergleich zu 2021 um 7,2 % auf CHF 278,6 Milliarden (ohne Goldexporte; Quelle: Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit). Auch die Importe erreichten 2022 mit einer Zunahme von 16,8 % ein Allzeithoch. Preisbereinigt ist der Export über das ganze letzte Jahr gesehen allerdings stagniert und der Import nur leicht gewachsen. Das weitaus größte Wachstum kam erneut vom Bereich der chemischen und pharmazeutischen Erzeugnisse. Fast bei allen gehandelten Waren konnte beim Export für 2022 ein Plus verzeichnet werden. Insbesondere bei Uhren und Bijouterie ergab sich ein großer Anstieg von 11,4 %, respektive 14,8 %. Die Chemie- / Pharma- und Uhrenexporte stehen für mehr als 50 % des gesamten Exportaufkommens. 

Besondere Entwicklungen

Die Beziehungen zwischen der Schweiz und der Europäischen Union gründen auf einem Vertragsnetz aus rund 100 bilateralen Abkommen. Bisher konnte die Schweiz oft einseitig Umsetzungsregeln einführen, die aus Sicht der EU nicht Abkommens-konform waren. Es galt: Wo kein Richter, da kein Kläger. Die EU ist nun nicht mehr bereit, weitere Abkommen, ohne ein gesamthaftes Rahmenabkommen mit der Schweiz abzuschließen. Dieses Rahmenabkommen soll u.a. auch Auslegungsdifferenzen einem geregelten Streitbeilegungsmechanismus unterwerfen. Nach mehr als sieben Jahren Verhandlungen lag seit Mitte Dezember 2018 ein ausverhandeltes Abkommen vor. Mit Ende Mai 2021 ließ die Schweiz die Verhandlungen zum institutionellen Rahmenabkommen mit der EU platzen. 

Mit 1. Januar 2024 tritt die Aufhebung der Industriezölle in Kraft. Das bedeutet für österreichische Unternehmen eine Steigerung ihrer Wettbewerbsfähigkeit. Aufgrund der wegfallenden Zollabgaben und der damit verbundenen administrativen Erleichterungen bei den Zollverfahren wird die Marktbearbeitung für österreichische Unternehmen leichter: Es wird die Zolltarifstruktur wird vereinfacht, so dass es nur mehr 8 Ziffern bei Produkten des Zolltarifkapitels 25–97 und nur noch 7500 Zolltarifnummern statt 9000 gibt. Es wird kein Ursprungsnachweis mehr benötigt, wenn bei der Einfuhr feststeht, dass die Ware in der Schweiz bleibt und nicht wieder exportiert wird.

Im März 2023 ging es in der Schweizer Bankenszene Schlag auf Schlag: die taumelnde Credit Suisse wird zum Kaufpreis von CHF 3 Milliarden von der UBS, der größten Schweizer Bank übernommen. Um die Finanzmarktstabilität zu stärken, bis die Übernahme vollzogen ist, leistete der Schweizer Bund die Garantie für eine zusätzliche Liquiditätshilfe der Schweizerischen Nationalbank (SNB) an die Credit Suisse. Die SNB gewährte beiden Instituten zudem außerordentliche Liquiditätshilfen von insgesamt CHF 200 Mrd. Im Mai genehmigte auch die EU-Kommission die Übernahme der Schweizer Krisenbank Credit Suisse durch die eidgenössische Großbank UBS. Die UBS hat die Credit Suisse-Übernahme am 12. Juni 2023 formell abgeschlossen. Im August hat die UBS die Garantien mit dem Schweizer Staat freiwillig aufgelöst und alle Hilfen zurückbezahlt. Das Vertrauen und das Image des Schweizer Finanzplatzes hat darunter massiv gelitten. In der Schweiz ist die Sorge groß, dass eine Großbank in der Größenordnung der UBS für das Land ein zu hohes Risiko sein kann: schwer zu kontrollieren und auch sehr herausfordernd im Ernstfall zu retten. 

Im September 2022 stimmte das Schweizer Stimmvolk für eine Erhöhung der Mehrwertsteuer. Demnach gilt ab dem 1. Jänner 2024 ein Normalsteuersatz von 8,1 % (derzeit 7,7 %); der reduzierte Steuersatz ändert sich von 2,5 % auf 2,6 %. 

Wirtschaftsbeziehungen mit Österreich

Nachdem es bereits im Jahr 2021 zu einer Exportsteigerung von österreichischen Waren in die Schweiz von +9,3 % kam, ergab sich für das Gesamtjahr 2022 eine merkliche Steigerung von +22,3 %, mit einem Warenexportwert in Höhe von EUR 9,991 Mrd. Die Warenimporte betrugen 2022 EUR 10,018 Mrd. (inklusive Goldimporte) und erhöhten sich damit leicht im Vergleich zum Vorjahr mit einem Plus von +3,0 %. Im ersten Halbjahr 2023 ergab sich eine Steigerung von 4,6 %, mit einem Warenexportwert von EUR 5,101 Mrd. Die Schweiz bleibt weiterhin der viertwichtigste Warenexportpartner Österreichs.  

Mit einem Wert von EUR 5,275 Mrd. (+17,2 %) an österreichischen Dienstleistungsexporten in die Schweiz, stellt die Schweiz auch 2022 weiterhin nach Deutschland mit Abstand den zweitwichtigsten Absatzmarkt österreichischer Dienstleistungsexporte dar. Das erste Quartal 2023 zeichnete ein Wachstum von 24,1 %. Nachdem Österreich im Jahr 2022 Dienstleistungen in Höhe von EUR 2,939 Mrd. aus der Schweiz importierte, verzeichnete Österreich 2022 in der Dienstleistungsbilanz einen beträchtlichen Überschuss mit der Schweiz. Bei den Dienstleistungsimporten 2022 betrug das Plus demnach +16,1 %, sowie 26,3 % im ersten Quartal 2023. 

Allgemein gehört die Schweiz zu den bedeutendsten Investoren in Österreich. Der Gesamtbestand an Investitionen von Schweizer Firmen stieg zuletzt kontinuierlich und erreichte 2022 einen Rekordwert von knapp EUR 14.871 Mrd. Beispielsweise übernahm der Schweizer Technologiekonzern ABB das oberösterreichische Automatisierungstechnik-Unternehmen Bernecker & Rainer. Über 27.000 Personen finden Beschäftigung in diesen Schweizer Niederlassungen (Letztstand 2020).

Geschäftschancen für österreichische Unternehmen

Österreich hat sich in den letzten Jahren als zuverlässiger Wirtschaftspartner für Schweizer Unternehmen entwickelt, der mit innovativen Qualitätsprodukten und –services bei der  anspruchsvollen Schweizer Kundschaft punkten kann. Der Schweizer Partner ist bereit für Top-Qualität und Service einen entsprechenden Preis zu bezahlen.

Große Chancen ergeben sich um das Thema der erneuerbaren Energien und vor allen in den Bereichen Smartgrids (2/3 des Schweizer Stromnetzes sind veraltet), Photovoltaik (der jährliche Zubau von Photovoltaikanlagen muss mindestens verdoppelt werden), CleanTech (hinsichtlich der beschlossenen Energiewende) und energetische  Gebäudesanierung/energieeffiziente Gebäudetechnik. Die Bauindustrie und das Baugewerbe bleiben weiter interessant.

Die Lieferungen und Servicierungen von Maschinen und Anlagen, aber auch die verstärkte Kooperation bei der Entwicklung neuer Produkte und Verfahren, sind Wachstumsfelder. Besonders stark ist die Nachfrage für Lösungen im Bereich der Digitalisierung der gesamten Wirtschaft. Software, IT-Vernetzungen, Robotik, Logistiklösungen und Umsetzungskonzepte für künstliche Intelligenz aus Big-Data stehen als Schlagwörter für Bereiche, die immer stärker nachgefragt werden. Insbesondere maßgeschneiderte Software-Lösungen sind gefragt, nicht zuletzt auf Grund des großen und für die Schweizer Volkswirtschaft bedeutenden Finanz- und Dienstleistungssektors.

Angebote im Gesundheits- und Wellnessbereich sowie in der Medizintechnik, auch rund um die Themen Barrierefreiheit, Mobilität im Alter oder Energetik, gewinnen an Bedeutung. Auch Konsumgüter (die Schweiz ist der zweitgrößte Abnehmer österreichischen Weins),  (Bio-) Nahrungsmittel und Getränke aus dem Feinkostladen Österreich sind weiter gefragt.

Auch im Bereich der Alpinen-Infrastruktur greift die Schweiz gerne auf Lösungen und Dienstleistungen aus Österreich zurück.

Statistik: Länderprofil 

Einen kurzen Überblick über die wichtigsten statistischen Daten zu Wirtschaft, Politik und Gesellschaft bietet das Länderprofil Schweiz der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA und der Stabsabteilung Statistik. 

Wichtige Wirtschafts- und Basisdaten und Informationen für eine Vielzahl weiterer Länder finden Sie auf den jeweiligen Länderseiten sowie in der Übersicht Länderprofile weltweit

Maßgeschneiderte Informationen

Damit Ihre Marktbearbeitung in der Schweiz problemlos abläuft, hat unser Team vor Ort Informationen zu außenhandels- und investitionsrelevanten Fach- und Branchenthemen, die Sie jederzeit beim AußenwirtschaftsCenter Zürich anfordern können.

Allgemeines zu Wirtschaft, Land und Leute sowie persönliche Tipps finden Sie in unserem Länderreport Schweiz

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Stand: 02.11.2023