Blick auf Sarajevo, Hauptstadt von Bosnien-Herzegowina
© Sergii Figurnyi | stock.adobe.com

Bosnien und Herzegowina: Wirtschaftslage

Die wichtigsten Informationen zur bosnisch-herzegowinischen Wirtschaft – zuverlässig und aus erster Hand

Lesedauer: 3 Minuten

Aktuelle Lage: Wirtschaftsbericht

Das Wirtschaftswachstum war 2023 mit 1,8 % relativ gering und lag knapp unter den Prognosen. Grund sind die anhaltende Inflation und vorallem die sinkende Nachfrage der Exportpartner.

Hemmende Faktoren für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes sind generell die politische Unsicherheit, mangelnde Transparenz und Rechtssicherheit, komplexe Bürokratie sowie die ungünstige demographische Entwicklung aufgrund hoher Auswanderung, insbesondere jüngere und besser ausgebildeter Arbeitskräfte, welche zu einer Bevölkerungsabnahme führt.

Besondere Entwicklungen

Am 21. März 2024 beschloss die EU die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen mit Bosnien und Herzegowina. Diese Entscheidung fand in allen politischen La-gern vor Ort Zustimmung und bestätigt, dass die bisherigen Kompromisse zur Umsetzung wichtiger Reformen Wirkung zeigen: Die Verleihung des EU-Kandi-datenstaus im Dezember 2022 sowie die verhältnismäßig rasche Regierungsbil-dung nach den Wahlen im Oktober 2022 waren Impuls für einige, lange erwar-tete Reformen, die für den EU-Annäherungsprozess notwendig sind. Im Laufe des Jahres 2023 konnten (endlich) einige dieser Reformen umgesetzt werden. Es sind immernoch einige Reformen im Land ausständig. Die Aufnahme der Beitrittsverhandlungen stärkt jenen den Rücken, die hier Fortschritte vorantreiben wollen.

Das Verhältnis zwischen den Entitäten bzw. der Republika Srpska (RS) gegenüber dem Hohen Repräsentanten sowie gegenüber dem Gesamtstaat ist nach wie vor schlecht und behindert strukturelle Reformen. Im Gros der Bevölkerung finden die anhaltenden Zwistigkeiten auf politischer Ebene keine Unterstützung. Mangels Aussicht auf Verbesserung suchen immer mehr Menschen eine bessere Lebenssituation im Ausland.

Wirtschaftsbeziehungen zu Österreich

2021 und 2022 erlebte der bilaterale Warenhandel eine starke Steigerung. So stiegen die österreichischen Exporte nach Bosnien und Herzegowina nach einem Anstieg um 17,9 % im Jahr 2021 im Vorjahr deutlich stärker als die Inflation um 21,6 % auf 610,35 Mio. Euro während gleichzeitig die Einfuhren nach Österreich um 30,5 % auf 979,97 Mio. Euro zulegten. Das Handelsvolumen von mehr als 1,5 Mrd. Euro stellt somit ein neues Rekordergebnis dar. Anfang 2023 spiegelt sich die negative Neuauftragsentwicklung der österreichi-schen Industrie im bilateralen Handel wider. Insgesamt ist das Wachstum im bilateralen Warenhandel daher 2023 zwar positiv, aber im Vergleich zu den Vorjahren relativ gering ausgefallen.

Das traditionell zu Lasten Österreichs bestehende Handelsbilanzdefizit lag 2022 bei 369,62 Mio. Euro und 2023 nur knapp darunter bei 343,79 Mio. Euro Grund dafür sind die Lohnfertigung und Lieferungen von österreichischen Nie-derlassungen an ihre Mutterhäuser. Österreich bleibt auch 2022 mit rund 200 Niederlassungen und einer investierten Gesamtsumme von 1,179 Mrd. Euro laut ÖNB größter ausländischer Investor im Land.

Geschäftschancen für österreichische Unternehmen

Da das Land noch großen Aufholbedarf beim Infrastrukturausbau hat, wird dies für österreichische Firmen auch in den nächsten Jahren interessante Geschäftsmöglichkeiten bieten. Erwähnt sei der Weiterbau des Autobahnanschlusses an das europäische Netz (Korridor Vc) und die Modernisierung der Eisenbahnlinien. Weiters benötigt auch der Energiesektor sowohl im Bereich Stromerzeugung durch Revitalisierung bestehender Kraftwerke und die Errichtung neuer Anlagen, z.B. Wasserkraftwerke (installierte Leistung über 10 MW) und Windenergieanlagen, als auch die Verteilung durch entsprechende Leitungen hohe Investitionen. Zunehmende Bedeutung erhält auch der Umweltbereich, insbesondere die Wasseraufbereitung sowie Müllentsorgung. Die Finanzierung derartiger Großprojekte erfolgt meist mit Hilfe aus dem Ausland, etwa durch EU-Mittel oder mit Unterstützung Internationaler Finanzinstitute, allen voran EBRD und EIB. Dieser Ausbau der Infrastruktur soll auch den Folgen der durch die Pandemie ausgelösten Krise entgegenwirken und Arbeitsplätze schaffen.

Statistik: Länderprofil 

Einen kurzen Überblick über die wichtigsten statistischen Daten zu Wirtschaft, Politik und Gesellschaft bietet das Länderprofil Bosnien und Herzegowina der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA und der Stabsabteilung Statistik. 

Wichtige Wirtschafts- und Basisdaten und Informationen für eine Vielzahl weiterer Länder finden Sie auf den jeweiligen Länderseiten sowie in der Übersicht Länderprofile weltweit.

Maßgeschneiderte Informationen

Damit Ihre Marktbearbeitung in Bosnien und Herzegowina problemlos abläuft, hat unser Team vor Ort Informationen zu außenhandels- und investitionsrelevanten Fach- und Branchenthemen, die Sie jederzeit beim AußenwirtschaftsCenter Sarajevo anfordern können. 

Allgemeines zu Wirtschaft, Land und Leute sowie persönliche Tipps finden Sie in unserem Länderreport Bosnien und Herzegowina

Das AußenwirtschaftsCenter Sarajevo berät Sie gerne, sollten Sie weitere Fragen zu Bosnien und Herzegowina haben. 

Stand: 27.05.2024