Top-Shot einer Schiefertafel, auf der Zero Waste steht, und verschiedener Lebensmittel, zum Beispiel Tomaten, Nüsse, Knoblauch, die auf einer hölzernen Unterlage platziert sind.
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Lebensmittel sind kostbar

Infopoint der Nachhaltigkeitsagenda für Getränkeverpackungen

Lesedauer: 7 Minuten

02.11.2024

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Fragen und Antworten

Was macht die Initiative „Lebensmittel sind kostbar“?

Diese Initiative des Bundesministeriums für Nachhaltigkeit und Tourismus hat eine nachhaltige Vermeidung und Verringerung von Lebensmittelabfällen zum Ziel. Insgesamt sind es mehr als 70 Partner (Wirtschaft, Konsumentinnen und Konsumenten, Gemeinden und soziale Einrichtungen), die mit dieser Initiative Maßnahmen gegen die Verschwendung von Lebensmitteln entlang der gesamten Wertschöpfungskette setzen.

„Lebensmittel sind kostbar“ versteht sich auch als öffentlich agierende Plattform und verbindende Marke, die etwa mit Öffentlichkeitsarbeit, Schulprojekten oder auch Kooperationen mit der Wirtschaft für das Thema sensibilisieren will.

Warum sind Lebensmittelabfälle ein wichtiges Thema?

Hier geht es um beträchtliche Mengen, und zwar insbesondere in Österreichs privaten Haushalten: Dort landen rund 157.000 Tonnen an Lebensmittel jährlich im Restmüll; zumindest ein Teil davon ist noch genießbar.

Neben der enormen Verschwendung wertvoller Ressourcen wie Wasser, Boden, Energie und menschlicher Arbeit ist dies auch ein moralisches Problem

Die Europäische Kommission hat Ende 2015 ein neues Maßnahmenpaket zur Kreislaufwirtschaft verabschiedet. Ein entscheidendes Ziel ist die Umsetzung der UN-Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung: Der Aspekt „Nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster sicherstellen“ sieht vor, bis 2030 die (vermeidbaren) Lebensmittelabfälle beim Konsum und im Handel um 50 Prozent zu reduzieren und auch in den anderen Bereichen der Lieferkette diese Abfälle zu verringern.

Wo fallen Lebensmittelabfälle an?

Lebensmittelabfälle werden entlang der ganzen Wertschöpfungskette weggeworfen – von der Produktion bis zum Verbrauch.

Die bereits erwähnten 157.000 Tonnen jährlich in Österreichs privaten Haushalten bedeuten, dass durchschnittlich 19 kg (im Gegenwert von etwa 300 Euro) je Haushalt jährlich in der Mülltonne landen.

In Großküchen und der Gastronomie könnten folgende Jahresmengen teilweise vermieden werden: 61.000 Tonnen in der Gemeinschaftsverpflegung (etwa Großkantinen), 50.000 Tonnen in der Beherbergung, rund 45.000 Tonnen in der Gastronomie und weitere 19.000 Tonnen in sonstigen Betrieben wie etwa Kaffeehäusern.

Im Lebensmitteleinzelhandel wurden die betreffenden Abfälle genau erfasst: 2013 kamen zu den erwähnten 74.100 Tonnen noch 35.600 Tonnen nicht verkauftes Brot und Gebäck, das an Lieferanten retourniert wurde.

Wie setzen sich Lebensmittelabfälle zusammen?

Den mit Abstand höchsten massebezogenen Anteil mit knapp 50 Prozent haben Obst und Gemüse, es folgen Brot und Backwaren, weiters Wurst und Selchwaren, Halbfertig- und Fertigprodukte, Molkereiprodukte sowie Frischfleisch und -fisch.

Welche Maßnahmen können Konsumentinnen und Konsumenten setzen?

  • Vor dem Einkauf Vorräte kontrollieren
  • Eine Einkaufsliste schreiben
  • Nur so viel kaufen, wie tatsächlich benötigt wird
  • Möglichst nicht mit leerem Magen einkaufen gehen
  • Lockangebote kritisch prüfen
  • Auf die Einhaltung der Kühlkette und die richtige Lagerung achten
  • Menüs zum Aufbrauchen der Reste kreieren

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Bilder und Grafiken

Lebensmittel sind kostbar

Logo der Initiative Lebensmittel
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Logo der Initiative

Bastelvorlage für die Volksschule

 Bastelvorlage für Kinder
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Schulunterlagen dienen dazu, von klein auf für einen sorgsamen Umgang mit Lebensmittel zu sensibilisieren.

VIKTUALIA Award

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Das Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus vergibt diese Auszeichnung für herausragende Ideen und Projekte zu einem verantwortungsbewussten Umgang mit Lebensmitteln.


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Glossar

Ablaufdatum

Eigentlich ist „Ablaufdatum“ ein umgangssprachlicher Hilfsbegriff, wenn entweder vom Mindesthaltbarkeitsdatum oder vom Verbrauchsdatum die Rede ist:

Verpackte Lebensmittel müssen ein Mindesthaltbarkeitsdatum tragen. „Mindestens haltbar bis…“ bedeutet aber nicht, dass die Lebensmittel nach diesem Datum nicht mehr genießbar wären. Ehe sie im Abfall landen, soll ihre Genießbarkeit anhand von Aussehen, Geruch und Geschmack überprüft werden. Das Mindesthaltbarkeitsdatum gilt nur für original verschlossene Verpackungen – nach dem Öffnen kann sich deren Verderb durch die Zufuhr von Sauerstoff, Feuchtigkeit und Mikroorganismen beschleunigen.

Anders verhält es sich beim Verbrauchsdatum, das für leicht verderbliche Lebensmittel (etwa Frischfleisch, frischer Fisch, rohes Wurstbrät oder Rohmilch) vorgeschrieben ist. Vom Verzehr dieser Lebensmittel ist nach Ablauf des Verbrauchsdatums abzuraten, denn sie können durch die Entwicklung von Keimen und Bakterien die Gesundheit gefährden. Außerdem sind bei diesen Lebensmitteln unbedingt die angegebenen Lagerungsbedingungen (Kühltemperaturen) einzuhalten.

Aktionsplattform Lebensmittelhandel

Eine ganz wesentliche Säule von „Lebensmittel sind kostbar“ ist eine verbesserte Versorgung sozialer Organisationen mit nicht verkäuflichen Lebensmitteln. Dazu haben sich die größten österreichischen Lebensmittelunternehmen und der Verband der österreichischen Tafeln zusammengeschlossen zur Aktionsplattform Lebensmittelhandel zur Förderung der Tafelarbeit und zur Vermeidung von Lebensmittelabfall. Die gemeinsame Vision ist es, nicht verkäuflicher Lebensmittel aus Supermärkten durch soziale Organisationen in Österreich.

Hier werden auch Maßnahmen gesetzt, um sozialen Einrichtungen die Transportlogistik zu erleichtern.

Foodsharing

Die Initiative engagiert sich ehrenamtlich und unentgeltlich gegen Lebensmittelverschwendung. Über deren Online-Plattform foodsharing.at werden überschüssige Lebensmittel aus privaten Haushalten oder aus Betrieben angeboten oder die Abholung der Lebensmittel bei anderen Community-Mitgliedern organisiert.

Inzwischen hat die Initiative nicht nur in größeren österreichischen Städten Fuß gefasst. In Österreich, Deutschland, der Schweiz und weiteren europäischen Ländern gibt es mittlerweile über 200.000 registrierte Nutzerinnen und Nutzer.

Ein wesentliches Element sind die Fair-Teiler – Regale oder Kühlschränke an gut zugänglichen Orten wie Unis, Vereinsräumen, Cafés oder Geschäften. Dort können überschüssige Lebensmittel vorbeigebracht und gratis mitgenommen werden. Freiwillige Verantwortliche kümmern sich um die Lebensmittelhygiene und Aussortierung.

Freiwillige Vereinbarung

Im Rahmen von „Lebensmittel sind kostbar“ hat das Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus mit österreichischen Lebensmittelunternehmen einen Pakt gegen Verschwendung von Lebensmitteln getroffen, der schon nach einem Jahr Erfolge bei der Vermeidung von Lebensmittelabfällen verbuchen kann:

Laut dem ersten Bericht, präsentiert im Herbst 2018, konnten die Unternehmen, die die freiwillige Vereinbarung unterzeichnet haben, 12.250 Tonnen noch genussfähige Lebensmittel an soziale Einrichtungen weitergeben – die doppelte Menge im Vergleich zu den Vorjahren. Weiters wurden 10.000 Tonnen an nicht verkäuflichen Lebensmitteln als Tierfutter oder zur Futtermittelherstellung verwertet.

Freiwillige Vereinbarung: Maßnahmen

Für Unternehmen, die der freiwilligen Vereinbarung beigetreten sind, ist mindestens eine der folgenden drei verpflichtenden Maßnahmen zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen durchzuführen:

  • Kooperation mit einer sozialen Einrichtung
  • Andere Formen der Weitergabe oder Verwendung von Lebensmitteln – z.B. an Gastronomiebetriebe, als Schnittobst oder im hauseigenen Restaurant.
  • Weitergabe als Tierfutter oder zur Futtermittelherstellung

Die gewählten Maßnahmen müssen in 80 Prozent der Filialen durchgeführt werden, außerdem ist vorgeschrieben, das Thema in die regelmäßigen Schulungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu integrieren.

Die unterzeichneten Unternehmen haben sich darüber hinaus verpflichtet, mindestens fünf alternative Maßnahmen zu setzen. Hier werden beständig neue Ansätze ausprobiert – wie etwa Sammelkörbe außerhalb des Kassenbereichs, bei denen Kunden direkt für soziale Einrichtungen spenden können.

Gebräuchliche alternative Maßnahmen sind beispielsweise:

  • Im Obst- und Gemüsebereich werden auch Waren der Güteklasse II angeboten
  • Brot vom Vortag wird verbilligt zum Kauf angeboten
  • Ordnungsgemäße Waren mit knappen oder überschrittenen Mindesthaltbarkeitsdatum werden vergünstigt abgegeben
  • Das Frischwarenangebot wird gegen Ladenschluss verringert
  • Vorverpacktes Obst, bei dem nur einzelne Stücke schadhaft sind, wird ausgepackt und die unbeschädigte Ware verkauft oder anderweitig verwendet
  • Verkauf in bedarfsgerechten Mengen: Brot und Gebäck in kleinen Einheiten, loses Obst, Wurst von der Theke…
  • Obst und Gemüse, das trotz aller Maßnahmen ungenießbar wird, wird über die Biotonne entsorgt, die Ware erforderlichenfalls ausgepackt
  • Begleitende Maßnahmen zur Bewusstseinsbildung für Kundinnen und Kunden

Lebensmittelabfälle

Lebensmittelabfälle sind der Überbegriff für weggeworfene verpackte oder nicht verpackte Lebensmittel, Zubereitungs- und Speisereste. Sie fallen entlang der gesamten Wertschöpfungskette an, etwa durch Ernte- oder Transportschäden bis hin zu Produktionsmängeln, ein wesentlicher Teil davon entsteht jedoch bei den Endverbraucherinnen und -verbrauchern.

Eine Menge Lebensmittelabfälle kann durch Planung, adäquate Lagerung oder schlichtweg durch etwas Umdenken vermieden werden.

Zu den vermeidbaren Lebensmittelabfällen gehören jene, die im Grunde noch genussfähig, oft sogar original verpackt sind.

Als teilweise vermeidbare Lebensmittelabfälle gelten Tellerreste, Kantinenabfälle, Reste von Gekochtem oder angebissene Speisen.

Nicht vermeidbare Lebensmittelabfälle sind nicht essbare Bestandteile wie etwa Schalen von Zitrusfrüchten und Nüssen, Knochen oder Strünke.

United Against Waste

Die Initiative wurde als branchenübergreifende Plattform mit dem Ziel gegründet, die vermeidbaren Lebensmittelabfälle in Küchenbetrieben bis zum Jahr 2020 um die Hälfte zu reduzieren. Eine Erhebung in 50 österreichischen Küchenbetrieben hat ergeben, dass der Anteil an Lebensmittelabfall (ohne Zubereitungsreste) in den Testbetrieben zwischen 3 und 46 Prozent des ausgegebenen Essens lag.

Ein wichtiger Hebel zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen ist Küchenprofi[t], ein individuell zugeschnittenes Beratungsprogramm für die Reduktion von Lebensmittelabfällen in Küchenbetrieben. Dazu gehört unter anderem eine Analyse der Lebensmittelabfälle, ein Vor-Ort-Coaching durch einen Berater und die Erarbeitung auf den Betrieb zugeschnittener Einsparmaßnahmen.

Das Programm wird in Kärnten, Niederösterreich, Oberösterreich, Salzburg, Steiermark, Tirol, Vorarlberg und Wien im Rahmen der betrieblichen Umweltförderung unterstützt.


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Weitere Informationen


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Checkpoint

Überprüfen Sie Ihr Wissen zur Abfallvermeidung bei Lebensmitteln:

  • Wie viele Tonnen Lebensmittel landen in Österreich jährlich in der Mülltonne?
  • Welche Lebensmittel werden anteilsmäßig am häufigsten weggeworfen?
  • Was können Sie tun, um Lebensmittelabfälle zu vermeiden?
  • Was ist der Unterschied zwischen Mindesthaltbarkeitsdatum und Verbrauchsdatum?