Digitalisierung ganzheitlich verstehen
Um sein Unternehmen an die digitale Transformation anzupassen, hilft ein Verständnis des großen Ganzen. Das zeigen wie Ihnen hier auf.
Lesedauer: 3 Minuten
Grundlegend für einen neuen Blick auf Digitalisierung ist zunächst die historische Einsicht, dass sich unsere Gesellschaft – auch unabhängig von der Coronakrise – inmitten eines epochalen Evolutionssprungs befindet: Die digitale Vernetzung schafft neue gesellschaftliche Strukturen, lässt die Kommunikationsmöglichkeiten explodieren und erzeugt ein neues Level an Komplexität.
Digitale Transformation braucht einen Kontext
Daraus kann schnell eine Überforderung resultieren, die den Blick für das Wesentliche trübt. Allzu oft werden „digitale Transformation“ oder „digitale Innovation“ nur um ihrer selbst willen betrieben, ohne tieferen Bezug zu den größeren gesellschaftlichen Kontexten und den tatsächlichen Bedürfnissen von Kundinnen und Kunden, Beschäftigten, Partnerinnen und Partnern. Was den gefühlten Handlungsdruck kurzfristig zu aufzulösen scheint, verfestigt dann in Wahrheit nur alte Strukturen.
Digitalisierung und Technologie: Die Unterschiede und Zusammenhänge verstehen
Um diesen blinden Flecken entgegenzuwirken, ist es elementar, „Digitalisierung“ nicht mit „Technologie“ gleichzusetzen, sondern umfassender zu verstehen: als technologisch vernetzte Kommunikation. Der digitale Wandel ist kein rein technologisches Phänomen, sondern ein soziotechnischer Prozess. Und gerade, weil digitale Technologien eine immer wichtigere Rolle in allen Lebensbereichen spielen, rückt der Mensch dabei immer mehr ins Zentrum.
Krisen schaffen Bewusstsein
Angestoßen durch die Coronakrise entsteht ein neues Mindset. Wir begegnen der Welt nun mit einem erhöhten Bewusstsein für globale Zusammenhänge und Abhängigkeiten: Der Mensch und seine Gesundheit werden in die ökonomische Gleichung eingesetzt – das war vor Corona kaum vorstellbar. Digitale Technologien sind in der Krise neu „ausgelesen“ worden, das Netz hat sich zumindest teilweise selbst humanisiert. Dieser neue mediale Evolutionspfad wird das digitale Universum verändern. Demokratische Intelligenz und digitale Souveränität werden in der Welt nach Corona enger zusammengehören.
Im Kern einer erfolgreichen digitalen Transformation von Unternehmen steht deshalb ein ganzheitliches, real-digitales Verständnis von Digitalisierung, das die vielschichtigen sozialen Implikationen und Effekte miteinbezieht. Erst mit einem solchermaßen ganzheitlichen, „cyberhumanistischen“ Mindset lassen sich auch die Kompetenzen fördern, die in der digitalen Ökonomie erfolgsentscheidend sind.
Unternehmen jeglicher Größe, etablierte Konzerne wie Ein-Personen-Unternehmen (EPU), müssen die Dynamiken dieses Transformationsprozesses verstehen, wollen sie den Anschluss an vernetzte Märkte sowie Kundinnen und Kunden nicht verlieren. Erst auf dieser Basis können jene unternehmerischen Kompetenzen wachsen, die in Zukunft relevant werden. Das bedeutet nicht zuletzt: ein selbstbewusster Umgang mit Unsicherheit und Komplexität.
Digitale Pragmatik und digitale Resilienz
Die Vorstellungen von Eindeutigkeit und Steuerbarkeit, die noch bis ins späte 20. Jahrhundert galten, sind endgültig obsolet. Die Netzwerkgesellschaft bietet keine langfristig „stabilen“ oder verlässlich „berechenbaren“ Strukturen mehr, im Gegenteil: Sie besteht aus flexiblen, oft auch widersprüchlichen Figurationen, auf die sich Unternehmen immer wieder neu einstellen müssen. Auch dafür statuierte die Coronakrise ein Exempel. Sich auf Beständigkeit zu verlassen, ist nicht mehr zeitgemäß, es wird immer nur temporär funktionieren. Früher oder später wird für jedes Unternehmen der Moment kommen, an dem Adaption gefragt ist. Sich darauf bereits vor einer akuten Krise einzustellen, verschafft in einer hyperkomplexen Welt enorme Vorteile.
Entscheidend wird deshalb ein kluger Umgang mit der Dynamik des Digitalen: eine digitale Resilienz, die sowohl mehr Flexibilität ermöglicht als auch mehr Robustheit garantiert. Unternehmerinnen und Unternehmer brauchen dafür zweierlei: einerseits mehr Beweglichkeit und Offenheit, mehr Spielräume, in denen Kreativität, Experimentierfreude und Innovation gedeihen können. Und andererseits eine geschärfte Unternehmensidentität, um an den richtigen Stellen Stabilität und Sicherheit zu gewährleisten.
Beide Komponenten ergänzen und bedingen einander: Ohne Flexibilität fallen Veränderung und Anpassung schwer, und ohne feste Verwurzelung bleibt Beweglichkeit immer nur ein richtungsloses Mitschwimmen im Strom. Die wichtigste Voraussetzung für den Aufbau digitaler Widerstandsfähigkeit, für EPU wie für große Unternehmen, ist daher ein systemisches Verständnis digitaler Dynamiken.
Mehr Infos: Zukunftsperspektive greifbar machenZukunftsperspektive: Real-digitale Wirksamkeit
Noch immer fällt es vielen Unternehmerinnen und Unternehmern schwer, einen ganzheitlichen Blick auf den digitalen Wandel zu werfen. Doch erst ein tiefes Verständnis für die strukturellen Grundlagen der Digitalisierung kann den Weg ebnen, um eine echte digitale Agenda nicht nur zu formulieren, sondern auch erfolgreich umzusetzen. Die wichtigsten Zukunftsfragen lauten daher:
- Was bedeutet „Digitalisierung“ ganz konkret für mein Unternehmen?
- Wie stärke ich meine organisationale Lernfähigkeit und baue eine digitalaffine Kultur auf?
- Wie kann ich den Digitalisierungsschub der Coronakrise für mein Unternehmen produktiv nutzbar machen?
- Was macht digitale Innovation heute und in Zukunft aus?
- Wie kann ich mein Unternehmen mit anderen vernetzen und die Beziehungsqualität erhöhen, intern wie extern?
- Wie setze ich neue Technologien bewusst ein, um mein Geschäft zu verbessern?
Auf diese Fragen liefert der „Trendguide Digitalisierung“ Antworten. Ausgehend von einer neuen, ganzheitlichen Perspektive auf den Prozess der Digitalisierung gibt er Unternehmerinnen und Unternehmern praktische Hilfestellung, um die digitale Post-Corona-Ökonomie zu verstehen und aktiv mitzugestalten.