Franz Drescher, Fachgruppe der Gesundheitsbetriebe in der Wirtschaftskammer Burgenland.
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Pflege: Schlechtmachen kein Motivationsanreiz

Als unverantwortlich kritisiert die Wirtschaftskammer regelmäßige intransparente Schauergeschichten aus dem Pflegebereich.

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Aktualisiert am 07.10.2024

Als effekthascherisch werden vermeintliche Missstände bei den Arbeitsbedingungen beim Pflegepersonal angeprangert. „Damit wird der Branche, den vielen fleißigen Mitarbeitern und letztendlich der Gesellschaft ein Bärendienst erwiesen“, erklärt Franz Drescher, Fachgruppe der Gesundheitsbetriebe in der Wirtschaftskammer Burgenland.

 

In der Pflege zu arbeiten, erfordere viel Kraft – physisch wie auch psychisch. Umso bewundernswerter sei es, dass sich tausende Pflegekräfte mit sehr viel Wertschätzung rund um die Uhr um hilfsbedürftige Menschen kümmern. Um diesen gesellschaftspolitischen Auftrag auch lange in dieser hohen Qualität erfüllen zu können, sei es unerlässlich, spätestens jetzt an einzelnen Rädchen zu drehen. Das Credo laute, in der täglichen Arbeit zu entlasten, um das bestehende Personal zu fördern und zu halten, nach dem ohnehin händeringend gesucht werde. Negative Image-Kampagnen seien gerade in Zeiten eines massiven Fachkräftemangels in der Pflege, also der Daseinsvorsorge, keine förderlichen Maßnahmen.

 

Drescher untermauert: „Für viele ist es nicht nur ein Beruf, sondern eine Berufung, Menschen zu helfen, die im täglichen Leben auf Unterstützung angewiesen sind und sie würden dies auch gerne nach Pensionsantritt weitermachen. Sie könnten flexibel einspringen und Mitarbeiter zu Spitzenzeiten entlasten. Das muss aber auch entsprechend honoriert werden.“

 

Drescher erklärt weiter: „In der Pflege arbeiten zum Großteil Frauen. Unsere Mitarbeiter sollen mit Freude zur Arbeit und im Alter gesund in ihre wohlverdiente Pension gehen können. Es ist daher umso wichtiger, unserem bestehenden Personal tagtäglich Entlastung zu ermöglichen. Sei es mittels Gesundheitsförderung, wie Rückenfit-Kursen, mehr Prävention mit einer höheren Anzahl an Supervisionen, neuer Technologien sowie stabiler Dienst- und Urlaubsplanungen. Überstunden und Überlastung sollen vermieden werden. Das ist allerdings nur möglich, wenn auch die Rahmenbedingungen stimmen. Die Einführung des Ganztageskindergartens ist ein guter Schritt, der vor allem Frauen dabei unterstützt, den Alltag zu bewältigen. Interessant wäre es, auch steuerliche Anreize zu schaffen. Jede gewonnene Stunde eines Mitarbeiters ist für zu betreuende Bewohner sehr kostbar. Das entlastet im gleichen Atemzug das gesamte Team, dem in Folge mehr wertvolle Zeit am Bett des Bewohners für die tägliche Pflege zur Verfügung steht.“ Finanzielle Unterstützungen für eine adäquate Gesundheitsförderung und Prävention seien bereits abrufbar, sollten jedenfalls weiter ausgebaut werden.

 

Die Entlastungswoche für das Pflegepersonal oder eine Vollzeitarbeitszeit von 37 Wochenstunden im SWÖ-Kollektivvertrag sind Maßnahmen, die bereits gesetzt wurden. Nun gelte es aber, weitere Anreize zu schaffen, so Drescher.

 

Franz Drescher, Fachgruppe der Gesundheitsbetriebe in der Wirtschaftskammer Burgenland. / Catherine Stukhard Photography & Concept