Industrie: „Neue Regierung muss Wachstumsimpulse bringen“
Die burgenländische Industrie trägt mit 28 Prozent den größten Anteil aller Sektoren zur heimischen Wertschöpfung bei und ist damit der Wirtschaftsmotor im Burgenland – ein Motor, der in Zeiten multipler Krisen und anhaltender Rezession gehörig ins Stottern geraten ist. Von der nächsten Regierung – sowohl auf Bundes- als auch Landesebene - brauche es daher eine mutige, zukunftsorientierte und nachhaltige Wirtschafts- und Standortpolitik, so die Forderung der Landessparte Industrie.
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Die heimische Industrie steckt nun schon im dritten Jahr der längsten Rezession der Zweiten Republik fest. Vor diesem Vorzeichen fand kürzlich in Eisenstadt die Spartenkonferenz der Sparte Industrie der Wirtschaftskammer Burgenland statt, bei der die Vertreter der burgenländischen Industriebranchen zusammentrafen.
Dramatisch belastet seien die Unternehmen vor allem durch hohe Abgabenquoten, gestiegene Energiekosten und überbordende Bürokratie, wurde betont. „Wir brauchen ein rasches und entschlossenes Handeln seitens der nächsten Bundesregierung, damit der Standort wieder attraktiver wird und die Industrie wieder an Wettbewerbsfähigkeit zulegt“, forderte Spartenobmann Christoph Blum. „Um den Wohlstand im Land nicht zu gefährden, braucht es klare politische Signale und Maßnahmen, die neben den erforderlichen, langfristigen Lösungen, auch kurzfristige Entlastungen bringen“.
Teure Arbeit – hohe Lohnstückkosten und hohe Steuern
Die Lohnstückkosten in der Industrie seien allein in den letzten zwei Jahren in Österreich um über 20 Prozent gestiegen. Die Lohnstückkosten liegen mittlerweile bereits um rund zehn Prozent über jenen in Deutschland. Viele burgenländische Industrieunternehmen seien Zulieferer in die deutsche Wirtschaft und würden sich so mittlerweile mit massiven preislichen Wettbewerbsnachteilen konfrontiert sehen.
„Jetzt wollen wir uns nicht mit osteuropäischen Ländern vergleichen, aber wenn wir schon nicht einmal mehr gegenüber unserem wichtigsten Wirtschaftspartner lohnkostenmäßig wettbewerbsfähig sein können, ist es allerhöchste Zeit auch für ein generelles Umdenken und einen Kurswechsel bei der Entwicklung der Lohnstückkosten, um sie wieder auf ein konkurrenzfähiges Maß - zumindest im Vergleich zu Deutschland - zu bringen“, so Blum. „Dazu bedarf es neuer konstruktiver Wege der Lohnfindung zwischen den Sozialpartnern und auch einer Diskussion gemeinsam mit den Wirtschaftsforschern über neue Orientierungsgrößen.“
Lohnnebenkosten senken
Eine Entlastung des Faktors Arbeit, etwa auch durch Senkung der Lohnnebenkosten, sei ein notwendiger Ansatzpunkt einer zukünftigen Regierung, um die heimische Wirtschaft wieder zurück auf den Wachstumspfad zu bringen.
„Mittlerweile verfestigt sich auch der Trend, dass nicht nur Arbeitskräfte, sondern auch Headquarter-Funktionen ins Ausland verlagert und Investitionen nicht mehr in heimische Betriebsstätten getätigt werden“, gab auch der anwesende Bundesspartengeschäftsführer Andreas Mörk zu bedenken. „Um ein wettbewerbsfähiges Umfeld zu schaffen, müsste man generell an der Steuerschraube drehen und das Versprechen, die hohe Abgabenquote von derzeit 43,1 Prozent in Richtung 40 Prozent zu drücken, endlich einlösen, denn wir haben bekanntlich kein Einnahmen-, sondern ein Ausgabenproblem.“
Es bestehe kein Bedarf für standortschädliche Vermögens- oder Erbschaftssteuern, dafür seien aber ausgabenseitige Reformen notwendig: „Ein großes Potenzial zur Konsolidierung des Staatshaushaltes liegt etwa in der Durchforstung des staatlichen Förderdschungels sowie bei Reformen, etwa im Bildungs-, Gesundheits- und Pensionssystem“, so Mörk.
Bürokratie auf ein gesundes Maß zurückführen
Die neue Regierung sei gefordert, auch beim Thema Bürokratieabbau ihre Hausaufgaben zu machen. „Wir brauchen Konzepte, die die Bürokratie auf ein gesundes Maß zurückführen und Verwaltungsverfahren beschleunigen“, betonte auch der burgenländische Spartenobmann-Stellvertreter KommR Jochen Joachims. „Es bedarf weniger, aber dafür klug gemachter Regelungen, die heimischen Betrieben wieder Luft zum Atmen geben, sich an unternehmerischen Realitäten orientieren und die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft nicht behindern.“
Die Politik müsse nun dringend den Fokus auf Industriepolitik legen, resümierte Spartenobmann Blum. „Damit die Wettbewerbsfähigkeit der Industriebetriebe wieder gestärkt wird, braucht es die richtigen Rahmenbedingungen: Die Sicherung wettbewerbsfähiger Energiepreise, Investitionen in eine verlässliche und zukunftsorientierte Energieinfrastruktur, eine zügige Reduktion der Abgabenbelastung auf Arbeit und massiver Bürokratieabbau sind die Stellschrauben, an denen es zu drehen gilt, um die heimischen Industriebetriebe auch in Zukunft im internationalen Wettbewerb zu halten.“
Bundesspartengeschäftsführer Andreas Mörk, der burgenländische Spartenobmann Christoph Blum, Spartenobmann-Stellvertreter KommR Jochen Joachims und Spartengeschäftsführer Ewald Hombauer (v. l.). // Foto © WKB