
„FutureFactory“: Berufsorientierung mit Live-Erlebnischarakter
Der Fachkräftemangel beginnt bereits in der Ausbildung, auch im Burgenland rücken immer weniger Lehrlinge nach. Um hier gezielt gegenzusteuern, setzt die Wirtschaftskammer Burgenland mit dem modernsten Berufsorientierungszentrum für Schüler in Ostösterreich, der „FutureFactory“, auf ein neues, zukunftsweisendes Projekt. Die Pläne wurden kürzlich von Wirtschaftskammerpräsident Andreas Wirth und Wirtschaftskammerdirektor Harald Schermann präsentiert.
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Der Fachkräftemangel stellt in der heutigen Zeit eine der größten Herausforderungen für viele Branchen dar. Unternehmen suchen händeringend nach qualifizierten Mitarbeitern, um ihre offenen Stellen zu besetzen und ihre Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Gleichzeitig ist die Zahl der Lehranfänger zuletzt merklich zurückgegangen - 2024 lag sie mit 749 um 10,5 Prozent unter dem Vorjahreswert von 837 Jugendlichen. Geschuldet ist das nur zum Teil der demographischen Entwicklung: Die Gesamtzahl der 15-jährigen Jugendlichen im Burgenland ist seit dem Jahr 2000 von 2.922 auf 2.134 (2024) gesunken. Der Anteil der Lehranfänger beträgt gemessen an der Gesamtzahl der 15-Jährigen derzeit rund 35 Prozent. „Viel zu oft treffen Jugendliche und Eltern auch die falsche Entscheidung“, betont Präsident Andreas Wirth bei der Präsentation der Pläne für das neue, zukunftsweisende Vorzeigeprojekt der Wirtschaftskammer Burgenland, der „FutureFactory“ in Eisenstadt.
Vor diesem Hintergrund und angesichts einer Vielfalt an Berufen und Angeboten, die „überwältigend sein kann“, gewinnt Berufsorientierung immer mehr an Bedeutung. „Junge Menschen müssen frühzeitig die Gelegenheit bekommen, verschiedene Berufe kennenzulernen und ihre eigenen Interessen und Fähigkeiten zu entdecken. Mit unserer ,FutureFactory‘ können Schülerinnen und Schüler durch die aktive Auseinandersetzung mit verschiedenen Berufsfeldern herausfinden, was ihnen wirklich Spaß macht und wo ihre Stärken liegen. Ziel muss sein, junge Menschen dabei zu unterstützen, fundierte Entscheidungen für ihre berufliche Zukunft zu treffen - und so auch Fehlentscheidungen zu vermeiden. Dies erspart nicht nur Frust und Kosten, sondern sorgt auch dafür, dass mehr Fachkräfte erfolgreich ausgebildet werden“, so Wirth. Falsche Vorstellungen würden häufig zu Ausbildungsabbrüchen und negativen Erfahrungen führen. Ein Drittel der Jugendlichen bricht in der Sekundarstufe 2 ihre Ausbildung vorzeitig ab. „Der Schlüssel, um das zu vermeiden, ist eine gute Berufsorientierung“, ist der Wirtschaftskammerpräsident überzeugt.
Mitmachen und entdecken.
Die „FutureFactory“ soll eines der modernsten diesbezüglichen Zentren werden und Jugendlichen realitätsnahe Einblicke in die verschiedenen Berufswelten ermöglichen, erklärt Wirtschaftskammerdirektor Harald Schermann: „Wenn junge Menschen eine klare Vorstellung von ihrem Traumberuf haben, sind sie oft motivierter und zielstrebiger. Zusätzlich ist es wichtig, sie über die Möglichkeiten in der Region zu informieren. Wir müssen ihnen zeigen, dass sie hier genauso erfolgreich sein können wie anderswo.“
Ansprechen will die „FutureFactory“ vor allem Schüler der 7. und 8. Schulstufe, die kurz davorstehen, wichtige Entscheidungen für ihre berufliche Zukunft zu treffen, so Schermann: „Die einzelnen Gruppen von 8-10 Jugendlichen werden von erfahrenen Guides durch die fünf Themenwelten - Tourismus & Lebensmittel; Bau & Wohnen; Nachhaltigkeit & Technik; Gesundheit, Schönheit & Mode; Büro, Handel & Medien – begleitet. Dabei bekommen sie die Möglichkeit, direkt in eine Vielzahl an Berufsfeldern einzutauchen und Arbeitsabläufe und Techniken live zu erleben und auszuprobieren.“
Das Besondere an der „FutureFactory“ sei die Möglichkeit zur aktiven Teilnahme. Schermann: „Nach dem ersten Kennenlernen der Berufsfelder können die Jugendlichen zwischen jeweils acht verschiedenen Aktionen wählen, in denen sie selbst tätig werden. So wird es etwa einen Baggersimulator geben, die Möglichkeit des virtuellen Schweißens oder das Mixen eines Smoothies und vieles mehr. Ob technisches Arbeiten, kreative Gestaltung oder innovative, digitale Lösungsfindung – die Jugendlichen haben die Chance, ihre eigenen Interessen und Stärken besser zu erkennen. Darüber hinaus sollen sie durch den Blick in ,richtige‘ Werkstätten, in denen aktuelle Kurse und Lehrabschluss- bzw. Meisterprüfungen stattfinden, ein realistisches Arbeitsumfeld erleben.“
Zum Abschluss erhalten die Schüler ein Zertifikat, das ihre Teilnahme an der „FutureFactory“ bestätigt. Zudem wird ein Interessenstest durchgeführt, der den Jugendlichen hilft, ihre beruflichen Vorlieben und Talente besser einzuordnen und somit ihre berufliche Orientierung zu erleichtern.
Andreas Wirth (Wirtschaftskammerpräsident), Sabine Lehner (Leiterin der Abteilung Bildung und Lehre in der Wirtschaftskammer Burgenland), Carina Piermayr (Projektleiterin) und Harald Schermann (Wirtschaftskammerdirektor) (v. l.). // Foto © WKB