Hannes Mosonyi (Obmann des burgenländischen Agrarhandels), Landeshauptmann-Stv. Astrid Eisenkopf, Matthias Grün (PANNATURA), Mario Winkler (Österreichische Hagelversicherung) und Martin Pinczker (Bioproduzent) (v. l.).
© WKB

Ernte 2024 etwas unter dem Durchschnitt

Die heurige Getreideernte im Burgenland geht in den Endspurt, laut aktuellen Zahlen ist sie leicht unterdurchschnittlich ausgefallen. Mitverantwortlich: die turbulente Herbstwitterung wie auch Marktsituation.

Lesedauer: 4 Minuten

Aktualisiert am 16.07.2024

Die gesamten Ackerflächen des Burgenlands sind gegenüber 2023 mit 156.977 Hektar annähernd gleichgeblieben (Fläche Burgenland: 396.500 Hektar). Bewirtschaftet werden sie zu rund 62 Prozent konventionell und zu 38 Prozent biologisch. Die Flächengewinner sind Raps mit einem Plus von rund 10 Prozent und Soja mit einem Plus von 8 Prozent - EU-weit wird bei Soja heuer übrigens eine Rekordernte erwartet, Österreich belegt unter den Erzeugern Platz 4.

„Nimmt man etwa die ersten Partien der Winterbaugerste, so war die Qualität durchaus zufriedenstellend“, erklärte Hannes Mosonyi, Obmann des burgenländischen Agrarhandels, anlässlich der Präsentation der Erntebilanz 2024. „Als Agrarhändler ist es unser Ziel, die Versorgung der Bevölkerung mit heimischen landwirtschaftlichen Produkten zu sichern. Man muss sich vor Augen führen: Der Pro-Kopf-Verbrauch von Getreide lag in Österreich 2022/2023 bei sage und schreibe 91,6 Kilogramm.“ 

Generell seien im gesamten EU-Markt Weizenproduktion und auch Weizenvorräte am Sinken, so Mosonyi. Auch in den heimischen Lagern würde weniger Weizenmehl als im Vorjahr liegen. Zurückzuführen sei das auf eine erhöhte Vermahlung und rege Exporte, so Mosonyi: „Österreich exportiert traditionellerweise große Mengen an qualitativ hochwertigem Weizen und Mais nach Italien sowie Richtung Deutschland und Schweiz. Die Importe stammen vorwiegend aus den osteuropäischen Nachbarländern Ungarn, Tschechien und Slowakei.“

Der Agrarhandel im Burgenland zählt 177 Mitglieder. „Fast keine andere Berufsgruppe hat in den vergangenen Jahren so weitreichende Veränderungen miterlebt wie die Landwirtschaft“, gab Mosonyi zu bedenken. „Was das erst kürzlich verlängerte Handelsabkommen der EU mit der Ukraine um ein weiteres Jahr betrifft, begrüßen wir die Verstärkung von Schutzklauseln. Wichtig bleibt für uns zudem die Forderung nach einer Anhebung des höchstzulässigen Gesamtgewichts von 40 auf 44 Tonnen bei Agrartransporten mit dem Lkw, um so schnell und unbürokratisch mehr Nutzlast auf die Straße zu bringen.“

 

Neu: AMA-Gütesiegel „Getreide mit gesicherter Herkunft aus Österreich“

Landeshauptmannstellvertreterin Astrid Eisenkopf, für Agrarfragen zuständiges Regierungsmitglied, betonte: „Unsere burgenländischen Landwirtinnen und Landwirte leisten trotz zahlreicher Herausforderungen wie Klimawandel und volatile Märkte eine herausragende Arbeit, um die Bevölkerung mit qualitativ hochwertigen Lebensmitteln zu versorgen. Der burgenländische Weg ist auch ein Bekenntnis zu verstärkter natürlicher Produktion und artgerechter Tierhaltung. Die Leistungen der Bäuerinnen und Bauern tragen gemeinsam mit den Betrieben in der Region und dem Handel zu einem qualitativ-hochwertigen Gesamtbild bei. Erstmals können Landwirtinnen und Landwirte aus der Ernte 2024 das neue AMA-Gütesiegel ,Getreide mit gesicherter Herkunft aus Österreich‘ vermarkten. Die von heimischen Landwirtinnen und Landwirten geernteten Ackerfrüchte, die zu Produkten wie Brot und Gebäck verarbeitet werden, sind durch das AMA-Gütesiegel-Programm weniger austauschbar. Der Beitrag der Ackerbauern zum Erhalt der Bodenfruchtbarkeit, Biodiversität sowie zum Klimaschutz wird nun erstmalig sichtbar gemacht. Darüber hinaus zeigen aktuelle Entwicklungen am Getreidemarkt und hinsichtlich der geopolitischen Lage umso mehr, dass auch bei Ackerfrüchten eine transparente Herkunftssicherung notwendig ist, um die hohe Qualität der österreichischen Lebensmittel zu gewährleisten und hervorzuheben.“

 

Wissen um die Flächen, regionale Herkunft und höchste Bio-Qualität

Markus Fritz, Prokurist von PANNATURA, erläuterte: „Bedingt durch intensive Niederschläge war die biologische Bewirtschaftung heuer vom Anbau bis hin zur Ernte besonders anspruchsvoll. Einhergehend mit dem Regen waren hoher Schädlings- und Beikrautdruck gegeben, aber gleichzeitig nur enge Bewirtschaftungszeitfenster aufgrund eingeschränkter Befahrbarkeit der Flächen. Immer stärker kommen regionale, oft kleinörtliche Unterschiede zum Tragen. Für den Erfolg ist daher hohe Flexibilität erforderlich. Die Auswahl von standortangepassten Kulturen sowie der Zeitpunkt und die Art des Ackerbaus entscheiden über den Erfolg“. Fritz zu den heurigen Ernteergebnissen weiter: „Wir sind stolz, in derart herausfordernden Jahren mit viel Bemühungen akzeptable Mengen und gute Qualitäten erzielt zu haben. Das Wissen um die Besonderheiten des jeweiligen Standorts, eine gut abgestimmte Fruchtfolge und unsere fachliche Expertise sichern bei PANNATURA einzigartige Produkte regionaler Herkunft und höchster Bio-Qualität“.

 

Martin Pinczker, Bioproduzent, gibt zu bedenken: „Rund 40 Prozent der Flächen werden im Burgenland biologisch bewirtschaftet. Ohne Einsatz von Düngemitteln und chemischen Pflanzenschutz ist man hier von Klima und Witterung noch stärker betroffen als im konventionellen Anbau. Entlang der gesamten Wertschöpfungskette - Agrarhandel, Lebensmittelhandel und Konsument – braucht es ein Bekenntnis zu regionalen, lokalen Lebensmitteln, um diese Herausforderungen auch wirtschaftlich bestmöglich meistern zu können.“

 

2023 war wärmstes Jahr in der Messgeschichte

Wetterextreme schädigen wiederkehrend die Landwirtschaft. Mario Winkler, Kommunikationsleiter der österreichischen Hagelversicherung, ergänzte: „Wir stehen vor einer drängenden Herausforderung: der Klimaerhitzung. Das Jahr 2023 war global und national das wärmste Jahr, das jemals aufgezeichnet wurde. Auch in Österreich sind die Folgen spürbar: Der heurige Frühling war der wärmste in der 258-jährigen Messgeschichte, die Anzahl der Hitzetage hat sich in den letzten Jahrzehnten fast verdreifacht. Die Konsequenz der Erderwärmung sind häufigere und intensivere Wetterextreme wie Frost, Hagel, Sturm, Überschwemmung und Dürre, welche die Landwirtschaft mit ihrer Werkstatt unter freiem Himmel schwer treffen. Allein im Burgenland entstand im heurigen Jahr ein agrarischer Gesamtschaden von 4,5 Millionen Euro, wobei die Unwettersaison noch ca. zwei Monate im Gange ist. Was ist zu tun? Wir müssen die Klimaerhitzung auf allen Ebenen bekämpfen.“ Jedes Zehntelgrad ist im Kampf gegen die Erwärmung von unschätzbarem Wert und bedeutet weniger extreme Wetterereignisse. Ein umfassendes Risikomanagement auf Basis eines Public-Private-Partnership-Systems ist unabdingbar und folgt dabei dem internationalen Trend. Winkler weiter: „Als agrarischer Spezialversicherer für Naturkatastrophen und größter Tierversicherer bieten wir die umfassendste Produktpalette und modernste Schadenserhebung Europas an und leisten so einen Beitrag zur Absicherung des Agrarstandorts und somit der heimischen Lebensmittelversorgung.“

 

Hannes Mosonyi (Obmann des burgenländischen Agrarhandels), Landeshauptmann-Stv. Astrid Eisenkopf, Matthias Grün (PANNATURA), Mario Winkler (Österreichische Hagelversicherung) und Martin Pinczker (Bioproduzent) (v. l.).

Martin Pinczker (Bioproduzent), Markus Fritz (PANNATURA), Landeshauptmann-Stv. Astrid Eisenkopf, Mario Winkler (Österreichische Hagelversicherung) und Hannes Mosonyi (Obmann des burgenländischen Agrarhandels) (v. l.). // Fotos © WKB