EPU Eisenstadt, Philipp Rosner

Was hat Dich bewegt ein:e EPU (Einzel-Unternehmer:in) zu sein?

Als Tätowierer ist man grundsätzlich immer selbstständig, da kommt man nicht drum herum. Im Normalfall ist man entweder eingemietet bei einem bestehenden Studio, und man arbeitet als selbständiger Partner. Oder man ist alleine selbstständig. 

Aber auch in einer Geschäftspartnerschaft ist man alleine.

Also es können auch mehrere Tätowierer dabei sein, kein Thema. Das hatte ich zweimal. Ich war in Wien in einem Studio und in Eisenstadt. Beide haben mir aber nicht so wirklich gefallen und hatten ganz andere Ziele als ich. Irgendwann hat das gar nicht mehr gepasst, es kam viel zusammen und ich wollte letztlich nicht mehr tätowieren. Nach zwei Jahren habe ich bemerkt, wie sehr ich es vermisse und mir ist bewusst geworden, was ich eigentlich will. Da habe ich mir gesagt, wenn ich das jetzt noch einmal mache, dann ganz alleine - also wirklich mit niemandem -  als komplette Ein-Personen-Firma.

Mir geht es um Selbstbestimmtheit.

Wenn man wo eingemietet ist, hat man natürlich die Regeln vom Kollektiv und dessen Mentalität. Wenn das nicht zu einem passt, ist das relativ schwierig. Hier in meinem Atelier, wo ich ganz alleine bin, kann ich alles machen, wie ich will: kann die Uhrzeiten meiner Kunden eintragen, wie ich will, kann sagen, welche Tage ich frei habe und mein Social Media frei gestalten - wie ich das will.

Ich kann meine Marke komplett selbst aufbauen, so wie ich das möchte, ohne dass sich irgendwer einmischen kann. Das finde ich befreiend und beflügelnd.

Was zeichnet dich aus?

Die hohe handwerkliche Qualität meiner Tätowierungen. Das ist mir sehr, sehr, sehr wichtig.

Am allerwichtigsten ist jedoch der Wohlfühlaspekt. Wenn die Leute herkommen, möchte ich, dass sie sich wie zu Hause fühlen. Das man sagt, ich hab' heute ein „leiwandes“ Erlebnis gehabt beim Philipp:

Ich habe nicht nur ein leiwandes Peckerl gekriegt, sondern er selbst ist auch noch leiwand und das Atelier ist cool und das Drumherum passt. So kommt auch mein Kundenstamm zustande, einer erzählt dem anderen.

Aus meiner Sicht kann man tätowieren oder man kann Kunst schaffen. Ich versuche eher in die Richtung zu gehen, Kunst zu schaffen. Es gibt ganz viele unterschiedliche Tätowierer und Stile. Manche nehmen etwas Vorgefertigtes, drucken es aus und geben es auf den Körper, um zu tätowieren. Die Sache ist damit erledigt.

Mir ist wichtig, dass das Tattoo ein Einzelstück für den Kunden selbst ist. Es ist auf die Körperstelle angepasst und man muss vielleicht mal umzeichnen oder etwas verändern damit es zum Charakter des Kunden passt.

Aus meiner Sicht ist eine Tättowierung eine Erweiterung der Seele. Man bringt sein Innerstes ein Stück nach außen. Das ist für mich Tätowieren und tätowiert werden. Das ist wichtig.

Welche Herausforderungen gibt es?

Dadurch, dass ich ein Ein-Personen-Unternehmen bin, muss ich ja alles allein machen. Ich muss mein Social Media betreuen und sehen, dass neue Kunden kommen. Ich muss die Kunden halten. Für neue Kunden muss ich ständig posten - und dann sollte ich ja auch noch tätowieren!

Es muss alles sauber sein. Material muss nachbestellt werden, die Buchhaltung gemacht werden. Ich muss halt alles allein machen, das ist schon des Öfteren total overwhelming. Es kommt z.B. die Hausarbeit gerade kurz. Das ist es.

Es gibt nicht wirklich eine Pause.

Selbst an meinen freien Tagen setze ich mich auch oft genug hin und sage, ich habe jetzt Lust was zu zeichnen. Dann sitze ich an meinem iPad, zeichne etwas, das ich dann online stelle. Vielleicht möchte das jemand tätowiert haben. Ja, es ist viel. Aber so viel wie es ist, so viel gibt es gefühlt auch zurück - weil ich halt schon sehr viele Freiheiten genieße.

Ich beginne um 13:00 zum Arbeiten, um 10:00 setze ich mich vielleicht hin zum Zeichnen. Das heißt, ich habe einen ganzen Vormittag für mich alleine. Das ist schon sehr cool.

Ich habe sehr viel Glück gehabt.

Du kannst so gut tätowieren wie du willst oder so die beste Leistung der Welt erbringen, aber wenn dich keiner kennt und das keiner sieht, kommt natürlich keiner zu dir. Ich bekomme 99 % meiner Termine über Instagram. Vielleicht kommt irgendwann mal eine neue Plattform, wo man dann natürlich aufspringen muss. Aber aktuell, seit ich das jetzt mache, seit 2019 ist es Instagram. Facebook wird immer weniger, Instagram immer mehr. Es ist Werbung für mich.

Hast du Services der Wirtschaftskammer Burgenland in Anspruch genommen?

Als ich mich dafür interessiert habe, mich selbstständig zu machen, war die erste Anlaufstelle die WK Burgenland. Da haben wir normalen E-Mail-Verkehr gehabt. Es hat mich interessiert, was wichtig ist, um ein Tattoo Studio in einer privaten Wohnung einrichten zu dürfen. Ich dachte, dass es vielleicht strengere Regulierungen gibt. Gibt es aber nicht.

Kontakt hatte ich während Corona sehr viel. Einfach um zu fragen, was geht und was nicht. Wenn ich mich irgendwo nicht auskenne und mir irgendwo unsicher bin, ist das Erste wo ich anrufe die Wirtschaftskammer. Und selbst wenn sie mal vielleicht direkt keine Antwort haben, bekomme ich nach ein paar Tagen einen Rückruf mit der passenden Antwort. Also bis jetzt habe ich immer gekriegt, was ich gebraucht habe.

Ich habe Hilfe gesucht und Hilfe erhalten.

Es ist nicht das erste Mal, dass ich selbstständig bin. Ich war zwei Jahre davor schon selbstständig und daher kannte ich mich ein bisserl aus. Was bei Tätowierern ein bisserl schwierig ist, denn wir fallen nicht unter irgendeinen künstlerischen Aspekt.

Ich falle unter den Gewerbelaut Kosmetik eingeschränkt auf Tätowieren. Es gibt keine richtige Innung, dafür sind wir zu wenige. Aber, man muss Prüfungen machen, damit man einen Gewerbeschein beantragen kann.