Heilmassage
Informationen zum Gewerbe
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Mit In-Kraft-Treten des Heilmasseurgesetzes am 1.4.2003 ist ein neuer Beruf geschaffen worden, der sich vom "Heilmasseur alt" abhebt und unterscheidet.
So umfasste die Ausbildung zum Heilmasseur alt in einer Ausbildungsdauer von 210 Stunden die klassische Massage (Heilmassage) sowie die Hydro-, Thermo- und Balneotherapie in beschränktem Umfang.
Die Ausbildung zum Heilmasseur nach dem nun gültigen MMHmG dauert 2490 Stunden ohne zusätzliche Spezialqualifikationen und beinhaltet unter anderem die Themen klassische Massage, manuelle Lymphdrainage, reflexzonentherapeutische Massagetechniken, Bindegewebsmassage, Fußreflexzonenmassage, Segmenttherapie, Tiefenmassage, chinesische Massagetechniken sowie Packungsanwendungen, Thermotherapie, Ultraschalltherapie.
Die Ausbildung der medizinischen Masseure dauert aktuell 1690 Stunden, also auch hier liegt eine eindeutige höhere Qualifikation im Vergleich zum Heilmasseur alt vor.
Somit ist die nun seit 2003 sehr weit greifende Ausbildung und Tätigkeit der Medizinischer Masseure und Heilmasseure nicht vergleichbar mit der Ausbildung und den Tätigkeiten, die von den Heilmasseuren alt erbracht wurden.
Der Beruf des Heilmasseurs umfasst die eigenverantwortliche Durchführung von
- klassischer Massage,
- Packungsanwendungen,
- Thermotherapie,
- Ultraschalltherapie und
- Spezialmassagen
zu Heilzwecken nach ärztlicher Anordnung.
Der anordnende Arzt trägt die Verantwortung für die Anordnung (Anordnungsverantwortung), der Heilmasseur trägt die Verantwortung für die Durchführung der angeordneten Tätigkeit (Durchführungsverantwortung). Die ärztliche Anordnung hat schriftlich zu erfolgen. Die erfolgte Durchführung der angeordneten Tätigkeit ist durch den Heilmasseur durch Datum und Unterschrift zu bestätigen. Eine Übermittlung der schriftlichen Anordnung per Telefax oder im Wege automationsunterstützter Datenübertragung ist zulässig, sofern die Dokumentation gewährleistet ist.
Zur Ausübung des Berufs des Heilmasseurs sind Personen berechtigt, die
- eigenberechtigt sind,
- die für die Erfüllung der Berufspflichten erforderliche gesundheitliche Eignung und Vertrauenswürdigkeit besitzen,
- über die für die Berufsausübung erforderlichen Sprachkenntnisse verfügen und entweder
- einen Qualifikationsnachweis (§§ 38, 39 und 41) erbringen ode
- zur Ausübung des physiotherapeutischen Dienstes berechtigt sind.
Eine Berufsausübung als Heilmasseur darf
- freiberuflich oder
- im Rahmen eines Dienstverhältnisses zu einem Rechtsträger einer Krankenanstalt oder Kuranstalt oder
- im Rahmen eines Dienstverhältnisses zu einem Rechtsträger einer sonstigen unter ärztlicher Leitung oder Aufsicht stehenden Einrichtung, die der Vorbeugung, Feststellung oder Heilung von Krankheiten oder der Betreuung pflegebedürftiger Menschen dienen oder
- einem freiberuflich tätigen Arzt, einer Gruppenpraxis, einer Primärversorgungseinheit oder
- im Rahmen eines Dienstverhältnisses zu einem freiberuflich tätigen diplomierten Physiotherapeuten
erfolgen.
Heilmasseure und Medizinische Masseure können die Berechtigung zur berufsmäßigen Durchführung folgender Spezialqualifikationen nach ärztlicher Anordnung erwerben:
- Elektrotherapie,
- Hydro- und Balneotherapie,
- Basismobilisation.
Die Elektrotherapie umfasst die Anwendung von elektrischem Strom zu Heilzwecken, wie insbesondere durch Nieder-, Mittel- und Hochfrequenztherapie.
Die Hydro- und Balneotherapie umfasst
- die Anwendung natürlicher Heilvorkommen, wie insbesondere Heilwässer und Peloide,
- Medizinalbäder,
- Unterwassermassagen und
- Unterwasserdruckstrahlmassagen.
Die Basismobilisation umfasst die Unterstützung der Patienten bei der Verbesserung ihrer Mobilität und im sicheren Umgang mit Gehhilfen.
Weitere Informationen finden Sie unter im Bundesgesetz über die Berufe und die Ausbildungen zum medizinischen Masseur und zum Heilmasseur (Medizinischer Masseur- und Heilmasseurgesetz - MMHmG)
Massagetechniken
Klassische Massage zu Heilzwecken
Das Wirkungsspektrum der Klassischen Massage mit ihren vielfältigen Grifftechniken reicht von allgemeiner Entspannung bis hin zur gezielten Behandlung vieler körperlicher Beschwerden, wie zum Beispiel Wirbelsäulen- oder Gelenksproblemen. Neben lokalen Wirkungen wie Muskeltonusregulierung, Beweglichkeits-, Elastizitäts-, Durchblutungsverbesserung und Schmerzreduktion hat die Klassische Massage tiefgreifende Effekte auf das Nerven- und Immunsystem und auch einen positiven Einfluss auf die Psyche.
Bindegewebsmassage BGM / Faszientherapien
Bei der Bindegewebsmassage werden durch manuelle Reizungen der tiefsten Hautschicht (Unterhautbindegewebe) Spannungszustände ausgeglichen. Dadurch kommt es entsprechend der jeweiligen Wirbelsäulensegmente zu einer reflektorischen Beeinflussung innerer Organe. Da das Unterhautbindegewebe eine starke Beziehung zum vegetativen Nervensystem hat, wird dieses durch die BGM ebenfalls positiv beeinflusst. Mit Faszientherapien werden auch tiefere Faszien des Bewegungsapparates (Muskel-, Sehnen-, Kapsel[1]Band-Apparat), die ebenfalls zum Bindegewebe gehören, bei verschiedensten Beschwerdebildern behandelt. Das Spektrum der Griffe reicht dabei von sanften bis intensiven Techniken je nach Krankheitsbild (z.B. Zirkulationsstörungen, Narben, Kompressionssyndrome, krankhafte Faszienveränderungen).
Segmentmassage SGM
Die Segmentmassage nutzt die bestehenden Wechselbeziehungen zwischen der Körperoberfläche und den inneren Organen über das vegetative Nervensystem für die Behandlung. Ein Tastbefund am gesamten Rücken zu Beginn der Behandlung zeigt Hinweise auf richtungsweisende Veränderungen in bestimmten Segmenten, d.h. jenen Zonen/Arealen von Haut, Muskel, Knochen und Organen, die durch bestimmte, zugehörige Rückenmarksnerven versorgt werden. Durch Stimulation der identifizierten Rückenabschnitte wird auf die reflektorisch verbundenen Bereiche Einfluss genommen und so werden Fehlfunktionen bzw. Beschwerden behandelt. Einsatzgebiete der Segmentmassage sind unter anderem Zirkulationsstörungen, vegetative Fehlsteuerungen, organische Funktionsstörungen wie Asthma, Gastritis, Verdauungsstörungen, Reizsyndrome, Kopfschmerzen/Migräne.
Fußreflexzonenmassage FRZ
Die Fußreflexzonenmassage ist eine ganzheitliche Therapieform. Sie stärkt die Selbstheilungskräfte und hat eine unterstützende und lindernde Wirkung bei Beschwerden, da sich an den Füßen der Körper mit seinen Körperteilen, Organen und Organsystemen widerspiegelt. Indikationen für die Fußreflexzonenmassage sind beispielsweise funktionale Erkrankungen der inneren Organe, akute und chronische Beschwerden des Bewegungsapparates, Migräne, Menstruationsbeschwerden, Verdauungsprobleme und Schlafstörungen. Darüber hinaus wird diese Therapieform reflektorisch bei unspezifischen und akuten Schmerzen eingesetzt.
Akupunkt Massage APM
Die APM ist eine Massageform in Anlehnung an Prinzipien der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). Über die Haut werden das Meridiansystem und die dazugehörigen Akupunkturpunkte mit einem APM-Stäbchen stimuliert. Im Wesentlichen geht es um den Fluss der Lebensenergie („Qi“) und um die Balance von Yin und Yang. Energetische Blockaden führen zu Krankheit, Schmerz und seelischer Verstimmung, die durch APM gelöst werden können.
Manuelle Lymphdrainage MLD / Komplexe physikalische Entstauungstherapie KPE
Manuelle Lymphdrainage MLD ist eine entstauende Technik in Form von sanften, rhythmischen, hautverschiebenden Griffen. Indikationen sind posttraumatische Schwellungen, Stauungsödeme in Folge von Venenproblemen und bestimmte Formen von Entzündungen. Anwendungsbereiche sind überwiegend Lymphabflussstörungen, beispielsweise nach Verletzung, Operation oder Krebserkrankung, sowie Lipödem und Schwangerschaftsödem. Sie wirkt zudem entspannend auf das vegetative Nervensystem und kann zum Beispiel bei Kopfschmerzen, Verdauungsproblemen und Burn-Out eingesetzt werden. Die Komplexe physikalische Entstauungstherapie KPE bezieht zusätzlich zur Lymphdrainage die Kompressionsbandagierung, Bestrumpfung, Hautpflege und Bewegungstherapie ein und sichert die nachhaltige Wirkung der manuellen Lymphdrainage.