[Pensions- und Vorsorgekassen, Fachverband]

Vorsorgereport 4/2022

Quartalsbericht der Pensions- und Vorsorgekassen

Lesedauer: 8 Minuten

13.03.2023

Inhaltsverzeichnis

News

Sehr geehrte Damen und Herren,

der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine dauert mittlerweile über sieben Monate und ein Ende der Kampfhandlungen ist derzeit nicht erkennbar. Die wirtschaftliche Erosion, ausgelöst durch diesen Krieg und den damit verbundenen weltweiten Sanktionen, wird in Form einer Verknappung von Rohstoffen und daraus resultierenden stark steigenden Energiepreisen spürbar. Die Inflationsrate erreichte im September mit über zehn Prozent Höhen, die Österreich in der 2. Republik noch nie erlebt hatte und eine Stagflation für 2023 ist sehr wahrscheinlich.

Nach der US-Notenbank (FED) hebt daher nun auch die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins in mehreren Schritten an, wobei weitere Erhöhungen geplant sind, die eventuell konjunkturdämpfend wirken könnten.

Das alles geht auch an den Kapitalmärkten nicht spurlos vorbei. Während 2021 eine hervorragende Performance erwirtschaftet werden konnte, ist die Veranlagung heuer besonders herausfordernd.

In dieser Ausgabe informieren wir Sie über die aktuelle wirtschaftliche Entwicklung und stellen die Zahlen zum Ende des 3. Quartals vor. Zudem berichten wir über den Empfang zum Sommerausklang, das 59. Symposium des Fachverbandes und über die Denkwerkstatt St. Lambrecht.


Mit freundlichen Grüßen

Mag. Andreas Zakostelsky

Obmann

Dr. Stefan Pichler, LL.M. CPM

Geschäftsführer


Finanzmärkte 2022 besonders herausfordernd: Pensionskassen verweisen auf Langfristergebnis

Die Krisensituation im Jahr 2022 auf den Finanzmärkten wirkt sich auch auf das Quartalsergebnis der heimischen Pensionskassen aus

Noch ist kein Ende der Verwerfungen auf den weltweiten Finanzmärkten in Sicht. Die Ursachen sind vielschichtig: die Covid-19-Pandemie, der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine – zudem Lieferkettenprobleme, die Energie-Krise und eine enorm hohe Inflation. Im Unterschied zum ersten Jahr der Covid-19-Pandemie, als sich die Märkte nach den Einbrüchen im Frühjahr bis zum Herbst erholt hatten, markieren die Finanzmärkte dieses Jahr noch immer auf Tiefständen. Dieser Entwicklung können sich auch die heimischen Pensionskassen nicht entziehen. Sie vermelden zum dritten Quartal 2022 eine Performance von -9,73 Prozent.

„Das ist ein äußerst schwieriges Jahr für die Veranlagung der Pensionskassen. Auch die Zeichen für das 4. Quartal stimmen wenig optimistisch. Die Pensionskassen versuchen aber auch in diesem Umfeld das bestmögliche Ergebnis für ihre Kunden zu erzielen“, so Andreas Zakostelsky, Obmann des Fachverbandes der Pensions- und Vorsorgekassen in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ). „Gerade in schwierigen Jahren darf man nicht vergessen, dass betriebliche Altersvorsorge über Jahrzehnte angespart wird. Hier können wir trotz mancher schlechter Jahre auf eine Langfrist-Performance von jährlich Plus 5,37 Prozent verweisen.“

System ist resilient: Reservekanister gut gefüllt

Das heimische Pensionskassen-System verfügt zudem für die selten, aber doch vorkommenden Jahre mit negativer Performance, über ein wichtiges Zusatz-Instrument für die Berechtigten: So werden von den heimischen Pensionskassen in guten Anlagejahren Rückstellungen gebildet, die sich mit dem Reservekanister eines Fahrzeuges vergleichen lassen. Damit können Schwankungen auf den Finanzmärkten zumindest abgefedert werden. Der Obmann des Fachverbandes Andreas Zakostelsky dazu: „Wir haben in den letzten Jahren die Reservekanister gut gefüllt. Damit können wir das zu erwartende Ergebnis des Jahres 2022 abfedern.“


Wirtschaftliche Analyse

Kommentar von Vorstandsdirektor Andreas Csurda, Vorstand der Allianz Pensionskassen AG und der Allianz Vorsorgekassen AG

Mit durchschnittlichen -9,73 Prozent Performance reiht sich ein wenig erfreuliches Ergebnisquartal zur bislang insgesamt unterdurchschnittlichen Wertentwicklung in 2022 ein. Zu dieser Performance trugen alle wesentlichen Aktien- und Anleihemärkte bei – wenngleich Positionen in US-Dollar durch die starke Aufwertung der Währung im Vergleich zum Euro zuletzt deutlich positive Beiträge liefern konnten.

Wirtschaftliche Entwicklung

Während die Inflation anhaltend dynamisch nach oben tendierte, trübte sich im dritten Quartal der Konjunkturausblick zusehends ein. Die USA befinden sich nach einem zweiten negativen Wachstumsquartal bereits in einer technischen Rezession, die aufgrund des anhaltend starken Arbeitsmarktes vom zuständigen Komitee aber nicht so genannt wird. Die gestiegenen Refinanzierungskosten sowie die abnehmende Konsumnachfrage durch die hohen Energiepreise sowie fallende Vertrauensindizes wirken sich negativ auf die künftige Nachfrage aus.

Aufgrund der aus dem Arbeitskräftemangel resultierenden Lohnsteigerungen sowie einer weiterhin robusten Nachfrage nach Wohnraum und dadurch bedingter steigender Mieten, wird trotz fallender Energiepreise mit einer weiterhin hohen Inflation zu rechnen sein.

Europa zeigte im ersten Halbjahr stärkeres Wachstum als zunächst angenommen. Zeitnahe Vorlaufindikatoren deuten allerdings darauf hin, dass die Dynamik im weiteren Jahresverlauf zum Erliegen kommen könnte. Die Inflationsdaten der Eurozone überraschten mit fast neun Prozent erneut – das ist vor allem auf die weiterhin hohen Gas- und Strompreise zurückzuführen. Bei den Emerging Market Ländern herrscht ein sehr heterogenes Bild vor. Während einige Exportnationen von den gestiegenen Rohstoffpreisen profitieren, leidet die chinesische Konjunktur derzeit an anhaltenden Corona Lockdowns, einem implodierenden Immobilienmarkt und relativ hohen Arbeitslosenzahlen.

Das Spannungsfeld zwischen Inflationssorgen und Konjunkturabkühlung sorgt natürlich für die hohe Volatilität an den Kapitalmärkten. Aufgrund des anhaltenden Preisdrucks mussten nahezu alle westlichen Zentralbanken ihre Zinsen im dritten Quartal deutlich anheben. Was allerdings schwerer wiegt ist der Ausblick auf einen längeren Zinserhöhungszyklus, als noch vor wenigen Wochen am Kapitalmarkt gepreist wurde. Also auch wenn die Inflationszahlen ihren Höhepunkt bald erreicht haben, müssen die Zentralbanken weiterhin restriktiver in ihrer Geldpolitik werden, um ihre Inflationsziele wieder zu erreichen.


Sommerausklang

Empfang am Dach des Wiener Justizpalastes

Am 13. September 2022 fand bei angenehmen Temperaturen im Justizcafé der Sommerausklang des Fachverbandes der Pensions- und Vorsorgekassen statt. In gewohnt eloquenter und charmanter Art führte der Geschäftsführer Dr. Stefan Pichler durch den Abend.

Das Impulsreferat hielt der Professor für Wirtschaftspolitik an der Universität Freiburg Dr. Dr.h.c. Lars P. Feld. Er ist Berater des deutschen Finanzministers und Direktor des Walter Eucken Instituts, dessen Vorstand einst der österreichische Nobelpreisträger Friedrich August von Hayek war.

v.l.n.r. Dr. Stefan Pichler, Geschäftsführer, FV der Pensions- und Vorsorgekassen, Prof. Dr. Dr. h. c. Lars P. Feld, Direktor des Walter Eucken Instituts

Prof. Feld sprach zum Thema „Corona-Krise, Ukraine-Krieg, Stagflation - was kann die Wirtschaftspolitik tun?" Seine Ausführungen waren informativ, auch wenn der Grundtenor als pessimistisch bezeichnet werden kann. Seine Schlussfolgerungen waren unter anderem, dass zur Bekämpfung der Inflation eine deutlich restriktivere Geldpolitik, ggf. auch auf Kosten einer Rezession, notwendig ist.

v.l.n.r. Prof. Dr. Dr. h. c. Lars P. Feld, Direktor des Walter-Eucken-Instituts, Renate Anderl, Präsidentin der AK Wien und der Bundes­arbeitskammer, KR Mag. A. Michael Spiss, Präsident Österreichischer Schutzverband der Wertpapierbesitzer (ÖSWB), Dr. Brigitte Bierlein, Bundeskanzlerin a.D., MMag. DDr. Hubert Fuchs, Staatssekretär a.D. Abg.zum NR, Hartwig Löger, Vorstandsvorsitzender der Vienna Insurance Group

Im Anschluss führten viele Vertreter aus Politik, Sozialpartnerschaft und Wirtschaft vertiefende Gespräche mit Prof. Feld und nutzen den Abend zum Netzwerken.

Die Ehre ihrer Anwesenheit gaben dem Fachverband u.a. Renate Anderl (Präsidentin BAK), MMag. DDr. Hubert Fuchs und Mag. Gerald Loacker (Abgeordnete zum Nationalrat), Dr. Brigitte Bierlein (Bundeskanzlerin a.D.), Hartwig Löger (Bundeskanzler und Finanzminister a.D.), DI Dr. Richard Schenz (Vizepräsident a.D. WKÖ).


59. Symposium des Fachverbandes der Pensions- und Vorsorgekassen

Thema "Gesundes Investment"

Das 59. Symposium des Fachverbandes der Pensions- und Vorsorgekassen hat am Dienstag, 11. Oktober 2022 zum Thema "Gesundes Investment“ stattgefunden.

Der Eröffnungsvortrag von Herr Prim. Assoc.Prof. Prof.h.c. Priv.Doz. Dr. Walter Struhal, FEAN Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften, Universitätsklinik für Neurologie, Universitätsklinikum Tulln mit dem Titel „Stress aus neurologischer Sicht: Die Rolle der Digitalisierung und ständigen Erreichbarkeit“ hat interessante Aspekte aufgezeigt.

Nachdem auch unsere Partner Impulse setzen konnten, hielt der Vorstand der FMA Mag. Helmut Ettl eine inhaltsvolle Tischrede. In diesem würdigen Rahmen wurden drei verdienten langjährigen Vorständen und Funktionären der Branche Ehrungen zu teil.

Der Obmann GD Mag. Andreas Zakostelsky verlieh in gewohnt wertschätzender und persönlicher Art die silberne Ehrenmedaille des Fachverbandes an Frau Mag. Eva Schwabl-Ott und die goldene Ehrenmedaille des Fachverbandes an die Herren Mag. Alfred Ungerböck und Mag. Christian Böhm.

Sie hatten über Jahre in leitenden Funktionen die Interessen der Branche vertreten - ein aufrichtiges Dankeschön und herzliche Gratulation!

Des Weiteren verabschiedete der Obmann Herrn Franz Walter Pagler und Herrn Mag. Reinhard Czerny, die nicht mehr als Vorstandsmitglieder ihrer Pensionskassen tätig sind.

v.l.n.r. Mag. Andreas Zakostelsky, Obmann, FV der Pensions- und Vorsorgekassen, Mag. Christian Böhm, Mag. Eva Schwabl-Ott, Mag. Alfred Ungerböck, Dr. Stefan Pichler, Geschäftsführer, FV der Pensions- und Vorsorgekassen


Denkwerkstatt, St. Lambrecht

Im Rahmen der Denkwerkstatt St. Lambrecht vom 5.–7. Oktober kamen zum Thema „Säulen der Stabilität, Voraussetzungen für Nachhaltigkeit“ unter Leitung von Präsident Prof. Martinek und Univ. Prof. Mazal im Stift St. Lambrecht/Stmk Multiplikatoren zum Gedankenaustauch zusammen. Unter den Referenten waren u.a. der Präsident des Fiskalrates Univ. Prof. Badelt, der Jugendforscher Prof. Heinzlmaier, Generalmajor i.R. Pöcher und der langjährige Leiter der Alterssicherungskommission BM a.D. SC i.R. Prof. Pöltner. Sie diskutierten die anstehenden Herausforderungen und haben aus verschiedenen Blickwinkeln Themen und Lösungsansätze zur Altersvorsorge, dem Sozialsystem und zu gesellschaftlichen Entwicklungen erörtert.


Über den Fachverband der Pensions- und Vorsorgekassen

Der Fachverband der Pensions- und Vorsorgekassen ist die gesetzliche Vertretung aller Pensionskassen und Betrieblichen Vorsorgekassen. Er ist Teil der Bundessparte Bank und Versicherung der Wirtschaftskammer Österreich.

Bei Pensionskassen zahlen Arbeitgeber aufgrund eines freiwillig abgeschlossenen Pensionskassenvertrages monatlich Beiträge für ihre Arbeitnehmer ein, diese können zusätzlich ebenfalls in die Pensionskasse einzahlen. Die Beiträge werden veranlagt und ab Pensionsantritt als lebenslange Zusatzpension ausbezahlt.

Die Betrieblichen Vorsorgekassen sind das einzige flächendeckende System kapitalgedeckter Vorsorge, da 1,53% der Bruttolohnsumme monatlich vom Arbeitgeber einbezahlt werden (Abfertigung neu) und somit eine wichtige Säule als Ergänzung zur staatlichen Pension bilden.

Derzeit sind fünf überbetriebliche und drei betriebliche Pensionskassen sowie acht Betriebliche Vorsorgekassen Mitglied im Fachverband der Pensions- und Vorsorgekassen.

Insgesamt vertritt der Verband über 4 Millionen Anwartschafts- und Leistungsberechtigte und veranlagen die Pensions- und Vorsorgekassen über 43 Milliarden Euro – sie sind die größten privaten Pensionszahler in Österreich.

Rückfragehinweis

Fachverband der Pensions- und Vorsorgekassen
Telefon +43 (0)5 90 900 4095
E-Mail: vorsorgeverband@wko.at
Web: www.vorsorgeverband.at 


Rechtlicher Hinweis
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