Vietnam: Export und Import
Fundierte Expertise für Ihr Auslandsgeschäft: Geschäftsabwicklung, Exportwissen, Zoll
Lesedauer: 8 Minuten
Export und Import: So geht's
In welche Richtung Ihr Vorhaben auch geht: wir geben Ihnen Starthilfe bei den ersten Schritten über die Grenze. Bei uns finden Sie nicht nur die wichtigsten Basics für den Export, sondern auch neue Kund:innen und Lieferant:innen. Ob Zollverfahren, Exportdokumente, Ein- und Ausfuhrbestimmungen oder Ursprung – wir unterstützen Sie bei allen Fragen der Export- und Importabwicklung.
Weil ein Auslandsgeschäft immer zwei Seiten hat, sind wir in Österreich und weltweit für Sie da.
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Importbestimmungen
Vietnams Außenhandel ist durch Importzölle, Importkontrollen und durch die Lizenzierung von Importeuren und Exporteuren geprägt. Die zur Anwendung kommenden Vorschriften für Import, technische Normen und Standards sowie Produktregistrierung sind sehr unterschiedlich und unterliegen häufigen Änderungen. Gerne hilft Ihnen hier das AußenwirtschaftsCenter Ho Chi Minh City mit fachlicher Beratung weiter.
Die Einfuhr gewisser Produkte bedarf einer gesonderten Zulassung durch die zuständige Behörde. Dazu zählen z.B. Kosmetika, Ölessenzen und Parfums, Arzneimittel und medizinische Geräte und Bedarfsgüter, Nahrungsergänzungsmittel, verarbeitete Lebensmittel aus Obst, Gemüse und Körnern, Wein und Zigaretten, Milchprodukte, Eier, Honig und andere Tierprodukte.
Schweinefleisch und Milch von gelisteten Betrieben aus Österreich können im Rahmen von bilateral vereinbarten Veterinärprotokollen zu erleichterten Bedingungen nach Vietnam ausgeführt werden. Dabei ist auf die Verwendung der mit Vietnam abgestimmten Veterinärzertifikate zu achten. Für nicht gelistete Betriebe ist eine Einmeldung durch Vorabnotierung nach dem EU-Vietnam Handelsabkommen möglich.
Für den Export oder Import gewisser Güter ist eine spezielle Ausfuhr- bzw. Einfuhrgenehmigung notwendig. Dies betrifft Waren, die der Exportkontrolle oder definierten Quoten unterliegen, bzw. Chemikalien und Explosivstoffe.
Für ausländische Investoren ergibt sich die Berechtigung zum Import nach Vietnam aus der Investitionsgenehmigung in Verbindung mit der Unternehmenslizenz. Mit dem Erhalt einer Importberechtigung ist aber nicht automatisch ein Vertriebsrecht in Vietnam inkludiert. Der Verkauf an vietnamesische Kunden (Großhandel sowie Verkauf an Endkunden) bedarf somit einer zusätzlichen Vertriebslizenz. Besteht keine Vertriebslizenz, müssen importierte Güter an lokale vietnamesische Vertriebspartner, die über entsprechende Lizenzen verfügen, verkauft werden, um anschließend zum Endverbraucher zu gelangen. Zwar bestehen durch Vietnams WTO-Verpflichtungen einige Ausnahmen, für den B2C-Vertrieb ist aber jedenfalls eine eigene Vertriebslizenz notwendig.
Aktuelle Export- und Importzahlen finden Sie am WKÖ-Exportradar. Sie suchen bestimmte Daten? Wir bieten auchZollbestimmungen
Beim Import von Waren nach Vietnam werden grundsätzlich Importzölle (auf Basis CFR bzw. CIF-Preis) und Mehrwertsteuer (0 %, 5 % oder 10 %) erhoben. Durch die zahlreichen Freihandelsabkommen, die Vietnam abgeschlossen hat, bestehen im Einzelfall vielfältige Zollbefreiungen bzw. -erleichterungen.
Die Entscheidung über die Zollklassifikation von Waren obliegt dem vietnamesischen Zoll, der die Zuteilung des betreffenden Codes im Zuge der Einfuhr vornimmt. Vietnam verwendet dafür eine eigene Nomenklatur im Einklang mit der ASEAN Harmonized Tariff Nomenclature (AHTN). Diese entspricht bis zur sechsten Stelle dem Harmonized Commodity Description and Coding System („Harmonized System“ oder „HS“) der World Customs Organization (WCO), in den weiteren Stellen kann es jedoch Abweichungen geben. Beide Systeme werden alle fünf Jahre revidiert, um technologischen, technischen und kommerziellen Änderungen gerecht zu werden. Am 1.1.2022 ist insofern das HS 2022 als Ersatz des HS 2017 in Kraft getreten, die AHTN wurde ebenfalls erneuert. Per 30.12.2022 wurde die vietnamische Nomenklatur auf die AHTN 2022 angepasst.
Es gibt einige Güter, die von der Zollpflicht ausgenommen sind. Dies sind zum Beispiel Transitwaren und Güter, die vom Ausland direkt in zollfreie Wirtschaftsförderungszonen eingeführt und dort weiterverarbeitet und re-exportiert werden oder auch in der Zollfreizone verbleiben; fallweise Rohmaterialien und Komponenten, die nicht vor Ort hergestellt werden können; oder auch Maschinen und Ausrüstung, die als Anlagevermögen eines Unternehmens dienen, das entsprechende Zollvorteile genießt.
Seit 1. Mai 2022 kann das Carnet ATA für die vorübergehende Einfuhr von Waren für Ausstellungen, Messen, Kongresse oder ähnliche Veranstaltungen in Vietnam verwendet werden (siehe Länderblatt Vietnam). Die völkerrechtlichen Grundlagen definieren diese Veranstaltungen grundsätzlich als Leistungsschauen des Handels, der Industrie, der Landwirtschaft oder des Handwerks. Prinzipiell ausgenommen sind jedoch Veranstaltungen und Ausstellungen privater Natur, die in Verkaufsstellen oder Geschäftsräumen zum Verkauf ausländischer Waren durchgeführt werden. Die Istanbul-Konvention legt darüber hinaus auch fest, dass Waren, die unter diesem Verwendungszweck vorübergehend eingeführt werden, nicht verliehen, vermietet oder sonst gegen Entgelt verwendet werden dürfen. Weiters besteht das Verbot, die Waren vom Veranstaltungsgelände zu anderen Zwecken zu entfernen.
Beim Export einiger Waren, insbesondere bei Bodenschätzen, Forstressourcen und Altmetall, werden Exportzölle erhoben, die zwischen 0 und 45 % des FOB-Preises betragen. Exportzölle müssen binnen 30 Tagen ab Registrierung der Zollerklärung bezahlt werden, Importzölle jedenfalls vor Erhalt der Waren.
Handelsabkommen
Durch den ASEAN-Beitritt Vietnams konnten sowohl die Import- als auch die Exportzölle gesenkt werden. Der Beitritt zur ASEAN Free Trade Area (AFTA) sowie die zunehmende Integration Vietnam in regionale und überregionale Freihandelsabkommen impliziert eine weitere Reduzierung innerhalb der kommenden Jahre.
Seit 1. August 2020 ist das Handelsabkommen der EU mit Vietnam in Kraft. Es sieht weitreichende Zollsenkungen, Handelsliberalisierung und in einzelnen Bereichen die Übernahme von internationalen Normen und Standards durch Vietnam vor. Von besonderer Bedeutung für Exporteure ist die Einhaltung der Formerfordernisse und Kenntnis der Ursprungsregeln, um vom Freihandelabkommen partizipieren zu können.
Sonstige Einfuhrabgaben
Für bestimmte Importwaren (u.a. Kfz, Benzin, alkoholische Getränke, Tabakwaren, Spielkarten) kommen fallweise besondere Verbrauchssteuern hinzu, für umweltschädliche Produkte (z.B. Mineralöle) außerdem eine spezielle Umweltsteuer.
Devisenvorschriften, Zolldeklaration bei Einreise
Derzeit dürfen maximal 5.000 USD bzw. der entsprechende Gegenwert in anderen Fremdwährungen sowie 15.000.000 VND ohne gesonderte Deklarierung ein- bzw. ausgeführt werden. Alle darüberhinausgehenden Beträge sind zwingend bei der Einreise zu deklarieren. Für die Ausfuhr höherer Beträge muss u.a. vorab eine Genehmigung der zuständigen Bank eingeholt werden.
Bei Einreise können folgende Gegenstände zollfrei im mitgeführten Gepäck eingeführt werden: Wahlweise 200 Zigaretten, 20 Zigarren oder 250 Gramm Tabak; 1,5 l Alkohol mit mindestens 20 vol. %; 2 l Alkohol unter 20 vol. %; 3 l andere alkoholische Getränke (ausgenommen Wein) und Soft Drinks; im Handgepäck mitgeführte Gegenstände, deren Wert 10.000.000 VND nicht übersteigt. Persönliche Gebrauchsgegenstände dürfen ebenfalls eingeführt werden. Technische Geräte (wie Fernseher, Mobiltelefone, Computer) sowie Schmuck und andere Güter, die einen Wert von 10.000.000 VND übersteigen, müssen deklariert werden.
Muster
Die Einfuhr von Mustern ohne Handelswert ist im Regelfall zollfrei. Dies betrifft auch Muster, die für Produktionszwecke an den Lieferanten in Vietnam geschickt werden. Die Handelsrechnung muss dazu den Vermerk „no commercial value“ bzw. den Titel „Non-commercial invoice“ aufweisen, und es ist ein Hinweis oder die Zustimmung des Lieferanten zum Musterversand nötig. Für die Sendung von Probewaren oder Mustern an potentielle Abnehmer in Vietnam gibt es keine speziellen Regelungen, es gelten die allgemeinen Importregeln.
E-Commerce
Vietnam verfügt bisher über keine speziellen Zollregelungen für Cross-Border Geschäfte, die im elektronischen Weg abgeschlossen werden. Es gelten somit die Zollvorschriften für normale Sendungen bzw. für Sendungen durch Express-Lieferdienste.
B2C: Privatpersonen können Waren von ausländischen e-Commerce Plattformen ordern und zustellen lassen, sofern diese einen Vertrag mit einem Logistikdienstleister in Vietnam haben. In der Regel handelt es sich dabei um einen Express-Lieferdienst. Dieser übernimmt in der Praxis die Zollabfertigung im Namen des Endkonsumenten. Sendungen im Wert von unter 1.000.000 VND bzw. solche, deren Einfuhrzoll unter VND 100.000 betragen würde, können ohne technische Inspektion und zollfrei eingeführt werden.
B2B: Beim Einkauf durch Unternehmen auf ausländischen e-Commerce Plattformen bzw. beim Einkauf auf B2B-Plattformen mit Kaufvertragsunterzeichnung übernimmt in der Praxis entweder der Logistikdienstleister oder das einkaufende Unternehmen selbst die Zollabfertigung. Für Handelsware gibt es insofern keine speziellen Zollbefreiungen, es kommen die normalen Zollvorschriften zur Anwendung.
Das vietnamesische Finanzministerium erarbeitet derzeit einen Verordnungsentwurf betreffend die zolltechnische Behandlung von grenzüberschreitenden e-Commerce Aktivitäten. Geplant sind in diesem Zusammenhang die Einführung einer elektronischen Zolldatenverarbeitung, die Befreiung von der technischen Inspektion und die Zulassung von e-Commerce Providern zur Zollerklärung.
E-Commerce Plattformen, die in Vietnam operieren, gelten neuerdings auch als Handelsaktivität und erfordern somit eine Vertriebslizenz.
Paketversand
Der Versand per regulärer Post sollte nur ausnahmsweise in Erwägung gezogen werden. Päckchen sind bis zu 1 kg zugelassen, Pakete mit internationaler Paketkarte und Zollinhaltserklärung bis zu 10 kg. Paketsendungen per Luftpost benötigen oft einen Monat und länger. Der sicherste und schnellste Transport erfolgt durch private Kurier- bzw. Paketdienste.
Geschenksendungen bzw. private Sendungen im Wert von unter 1.000.000 VND können zoll- und mehrwertsteuerfrei eingeführt werden.
Vom postalischen Versand von Unternehmensbroschüren an (potentielle) Geschäftspartner in Vietnam ist tendenziell abzuraten, da für die Einfuhr von Druckwerken eine gebührenpflichtige Einfuhrgenehmigung des Informationsministeriums benötigt wird, deren Beschaffung unverhältnismäßig aufwendig ist.
Verpackungsvorschriften, Ursprungsbezeichnung
Bei Fragen zu produktspezifischen Verpackungs- und Etikettierungsvorschriften kontaktieren Sie bitte das AußenwirtschaftsCenter Ho Chi Minh City.
Seit 15.2.2022 sind für importierte Produkte gewisse Mindeststandards auch für Originaletiketten zu beachten (z.B. Produktname, Name und Adresse des Herstellers bzw. ausländischen Importeurs, Ursprungsangabe – „Made in…“).
Vietnam ist Mitglied des Madrider Abkommens, das alle Angaben und Zeichen auf Waren untersagt, die hinsichtlich des Ursprungs einen irreführenden Eindruck erwecken können.
Begleitpapiere
Für den Import erforderlich sind:
- Handelsrechnung in dreifacher Ausfertigung, in englischer Sprache mit genauer Warenbezeichnung
- Frachtbrief (z.B. Konnossement) in dreifacher Ausfertigung
- Detaillierte Packliste
- Ursprungsnachweis bzw. Ursprungszeugnis in zweifacher Ausfertigung
Andere Importpapiere werden normalerweise vom Importeur oder dem Spediteur erstellt bzw. vorbereitet. Dazu zählen das Zollerklärungsformular und, falls notwendig, Importlizenz, Prüfberichte, etc.
Achtung: Die Bezeichnung "Vietnam" auf den Begleitpapieren ist nicht ausreichend. Es heißt richtig "Sozialistische Republik Vietnam" bzw. "Socialist Republic of Viet Nam".
Restriktionen
Importverbote bestehen für rechtsgesteuerte Fahrzeuge, Waffen, Munition, Explosivstoffe, Feuerwerkskörper, Drogen, Giftstoffe und prinzipiell alle (nicht näher genannten) Güter, die von vietnamesischer Seite als „verdorben und rückschrittlich“ angesehen werden.
Nicht oder nur unter Beschränkungen eingeführt werden dürfen Zigarren, Erdöle, Flugzeuge, regelmäßige Publikationen, Datenträger und Gebrauchtwaren (inkl. Elektronik und Kfz).
Kommerzielle sowie nicht-kommerzielle Druckwerke, Tonbänder und Datenträger, die in Vietnam eingeführt werden, bedürfen einer Überprüfung und gebührenpflichtigen Einfuhrgenehmigung durch das Informations- und Kommunikationsministerium. Es gibt von dieser Regel nur wenige Ausnahmen, etwa für diplomatische Sendungen und typische Reiseliteratur im Reisegepäck.
Gebrauchte Maschinen werden beim Zoll vor Ort auf ihren Zustand überprüft, u.a. im Hinblick auf Herstellungsdatum, technischen Standard, Effizienz, Sicherheit, Energieverbrauch usf. Der Import von gebrauchten Maschinen ist grundsätzlich nicht erlaubt, wenn die Maschine mehr als 10 Jahre alt ist.
Die Ausfuhr von Waffen, Munition, Explosivstoffen, Antiquitäten, Drogen und bestimmten Chemikalien ist grundsätzlich verboten. Besondere Vorsicht ist bei der Ausfuhr von exotischen Tieren oder auch Tierhäuten (z.B.: Rochenleder, Schlangenleder, etc.) und Pflanzen geboten.
Steuer- und zollrechtliche Fragen erfordern eine exakte Klärung. Das AußenwirtschaftsCenter Ho Chi Minh City hilft Ihnen hier gerne mit fachlicher Beratung weiter.
Stand: 03.06.2024