Blick auf die Prager Altstadt mit vielen historischen Gebäuden, rechts im Bild sieht man  die Moldau mit vielen Brücken, darunter die Karlsbrücke
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Tschechien: Wirtschaftslage

Die wichtigsten Informationen zur tschechischen Wirtschaft – zuverlässig und aus erster Hand

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Aktuelle Lage: Wirtschaftsbericht 

Die tschechische Wirtschaft schrumpfte 2023 um -0,3 %, weil die positive Auslandsnachfrage die schwachen Konsumausgaben nicht kompensieren konnte. Die tschechische Republik ist damit das einzige EU-Land, dessen BIP das Vor-Corona-Niveau noch immer nicht erreicht hat.

Die Einzelhandelsumsätze gingen 2023 um 4,1 % zurück, das war der stärkste Einbruch seit 2001. Der private Konsum schwächelte unter dem geringen Verbrauchervertrauen wegen der Realeinkommens-Verluste 2022 und 2023 und den hohen Energiepreisen. Viele Tschech:innen kauf(t)en wegen der hohen tschechischen Preise im Ausland ein, v.a. in Polen, Deutschland und Österreich. Seit November 2023 gibt es eine Trendumkehr hin zu einem wieder leicht steigenden Konsum.

Die Industrieproduktion lag 2023 0,4 % unter dem Vorjahr. Zugpferd war die tschechische Autoindustrie – die größte im CEE-Raum. Deren Produktion erreichte mit 1,398 Mio. Fahrzeugen (+14,8 %) fast das Niveau von Vor-Corona-Zeiten.

Besondere Entwicklungen 

CZ-Expert:innen erwarten 2024 ein Wirtschaftswachstum von +0,6 % bis +1,2 %. Damit würde das Land auch heuer nicht das wirtschaftliche Niveau von vor der Pandemie erreichen. Die Inflationsprognose liegt bei +2,8 % bis +3,1 %.

CZ sieht die größten Wachstumspotenziale in strategischen Investitionen in IT, Verkehr, Energieinfrastruktur, Kernkraft, Lithiumförderung und Chipherstellung.

Zudem soll CZ zu einem internationalen Atomkraft-Kompetenzzentrum werden.

In der laufenden Legislaturperiode strebt die CZ-Regierung keinen (innenpolitisch schwierigen) Beitritt zur Eurozone an, sondern will vorerst nur die Kriterien hierfür erfüllen (Budgetdefizit, Staatsverschuldung, Inflation). 40% aller Firmenkredite in CZ werden bereits in Euro vergeben. Seit 2024 können Firmen Buchhaltungs- und Steuerunterlagen in Euro führen und Steuerzahlungen in Euro leisten.

Das neue Sparpaket der CZ-Regierung brachte mit Jahresbeginn 2024 u.a. folgende Änderungen: Körperschaftsteuer-Satz steigt auf 21 % (bislang 19 %); Einkommenssteuer von natürlichen Personen wird nur noch bis zum 36-fachen Durchschnittslohn mit 15 % besteuert, darüber hinaus mit 23 %; Mehrwertsteuer-Regelsatz 21 % (sowie nur noch ein ermäßigter Satz von 12 %); Immobilien- und Verbrauchssteuern steigen; Weingeschenke sind nicht mehr absetzbar; Vorsteuerabzug bei PKWs nur noch bis zu einem Anschaffungspreis von CZK 2 Mio.; außerordentliche Abschreibung für Elektroautos gilt nur noch bis Ende 2028; Preis der Autobahn-Jahresvignette steigt auf CZK 2.300; neue Obergrenzen für steuerfreie Sachleistungen und die Verpflegung von Beschäftigten.

Wirtschaftsbeziehungen mit Österreich 

CZ war 2023 der weltweit sechstwichtigste Wirtschaftspartner Österreichs:
neuntwichtigste Exportdestination; importseitig Nr. fünf.

Im CEE-Raum ist CZ führender Handelspartner (Exporte und Importe).

In der EU: siebtwichtigste Exportdestination, drittwichtigster Importpartner.

Die AT-Exporte erreichten 2023 einen Rekordwert von 7,16 Mrd. Euro (+1,0 %).
Fast 35% der Ausfuhren entfielen auf die wichtigste Warengruppe „Maschinenbau-Erzeugnisse und Fahrzeuge“. KFZ(-Teile) sowie elektrische Maschinen / Geräte verzeichneten dabei Steigerungsraten von je +20 %. Die „Bearbeiteten Waren“ als zweitgrößte Gruppe schrumpften um -7,3 % auf 1,63 Mrd. Euro, ein Zeichen des schwierigeren Produktionsumfelds in CZ. Nahrungsmittel- und Tierexporte legten über alle Positionen um +14,7 % auf 415 Mio. Euro zu.

Geschäftschancen für österreichische Unternehmen

Die österreichischen Exporte in den stark industriell geprägten tschechischen Markt entwickeln sich auf hohem Niveau positiv weiter. Gerade in den Schlüsselbranchen Tschechiens (Automotive, Maschinenbau, Elektrotechnik, Vormaterialien wie Metalle und Bleche oder Chemieprodukte) findet österreichische Qualität guten Absatz. Durch den Arbeitskräftemangel und den Erneuerungsdruck in diesen Branchen entstehen aber auch neue Geschäftsfelder.

Im Zuge der Digitalisierung der produzierenden Wirtschaft können Anbieter:innen von Automatisierungs-, Robotik-, IKT- und KI-Lösungen punkten. Auch für F&E- sowie Energieeffizienz-Projekte im Industriebereich sind Partnerfirmen mit entsprechender Expertise gefragt. Angesichts enormer Preissteigerungen stoßen Produkte zur Steigerung der Energieeffizienz auch im gesamten Infrastrukturbereich auf Interesse (v.a. intelligenter und energiesparender Bau, Ressourcenmanagement, Smart City Konzepte, neue Mobilität).

In Tech-Branchen wie Luft- und Raumfahrt, Nanotechnologie, neue Materialien oder Cyber Security haben sich in Tschechien ebenso innovationsstarke Ökosysteme aus Unternehmen und Forschungseinrichtungen gebildet. Nicht zuletzt haben die in den letzten Jahren stetig wachsenden Einkommen der Privathaushalte zu soliden Chancen für höherwertige Konsum- und Freizeitgüter inklusive Lebensmittel und Getränke geführt.

Statistik: Länderprofil 

Einen kurzen Überblick über die wichtigsten statistischen Daten zu Wirtschaft, Politik und Gesellschaft bietet das Länderprofil Tschechien der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA und der Stabsabteilung Statistik. 

Wichtige Wirtschafts- und Basisdaten und Informationen für eine Vielzahl weiterer Länder finden Sie auf den jeweiligen Länderseiten sowie in der Übersicht Länderprofile weltweit.

Maßgeschneiderte Informationen

Damit Ihre Marktbearbeitung in Tschechien problemlos abläuft, hat unser Team vor Ort Informationen zu außenhandels- und investitionsrelevanten Fach- und Branchenthemen, die Sie jederzeit beim AußenwirtschaftsCenter Prag anfordern können.

Allgemeines zu Wirtschaft, Land und Leute sowie persönliche Tipps finden Sie in unserem Länderreport Tschechische Republik.

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Stand: 13.05.2024