Business Downtown und Financial Center von Bangkok, Hauptstadt von Thailand. Moderne Hochhäuser und historische Gebäude
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Thailand: Wirtschaftslage

Die wichtigsten Informationen zur thailändischen Wirtschaft – zuverlässig und aus erster Hand

Lesedauer: 5 Minuten

Aktuelle Lage: Wirtschaftsbericht 

Auch im Jahr 2023 ließ der große Befreiungsschlag von Thailands Wirtschaft weiterhin auf sich warten. Die anfängliche Prognose eines Wirtschaftswachstums von 4 % konnte nicht erreicht werden. Thailands Wirtschafts wuchs 2023 um „nur“ 1,9 %. Der neue Premier Srettha Thavisin möchte während seiner Regierungszeit Thailand zurück auf Wachstumskurs bringen und peilt das ambitionierte Ziel von 5 % Wirtschaftswachstum während seiner Regierungszeit an. Die Haupttreiber für das Wachstum waren der Tourismussektor und die Exporte. Im Jahr 2023 verzeichnete das Land bereits 28 Millionen Touristenankünfte, in 2024 soll die Rekordmarke von 40 Millionen Ankünften aus 2019 wieder erreicht werden. Tourismus ist mit einem Anteil von fast 20 % am BIP einer der wichtigsten Wirtschaftssektoren Thailands.

Die sinkende Nachfrage aus den USA und Europa führte im Jahr 2023 zu einem leichten Rückgang von Thailands Exporten um -1 %. Automobile, Computer bzw. Teile davon, Leiterplatten, Elektrogeräte, Plastik- und Petrochemie-Produkte gehören zu den wichtigsten Exportprodukten. Die Inflation konnte sich 2023 - nach dem Ausreißer von 6,1 % im Jahr 2022 - auf die für Thailand traditionell niedrige Inflationsrate von 1,2 % stabilisieren.

Die Privatverschuldung wuchs vor der Corona-Pandemie kontinuierlich an und hatte im März 2021 den Höchststand mit knapp 91 % des BIP erreicht. Seitdem bewegt sie sich auf diesem Niveau, ist aber nicht weiter angestiegen und beträgt derzeit rund 89 % des BIP. Der Privatkonsum verzeichnete 2023 ein Wachstum von 7,1 % und setzt damit den Trend von 2022 (+4,2 %) fort.

Die offizielle Arbeitslosenrate liegt derzeit bei 1 %. Zwar dürfte die Dunkelziffer größer sein, da viele Thailänder:innen im informellen Sektor arbeiten, v.a. im Handel und im Tourismusgewerbe, aber die Entwicklung ist derzeit insgesamt positiv.

Die thailändische Regierung startete Initiativen wie "Thailand 4.0" und das "Eastern Economic Corridor", um die Wirtschaft zu modernisieren und in zukunftsweisende Branchen wie Robotertechnik und Digitaltechnologie zu investieren. Die öffentlichen Investitionen sollen um ca. 4,6 % steigen und die Regierung plant massive Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur.

Besondere Entwicklungen

Im August 2023 wurde Srettha Thavisin zum neuen Premierminister Thailands ernannt, nachdem die Wahl im Mai 2023 überraschend die Move Forward Party (MFP) als Wahlsieger hervorbrachte. Trotz anfänglicher Versuche einer Koalition mit anderen Parteien scheiterte die Spitzenkandidatin der MFP, Pita Limjaroenrat, durch den Senat an der Ernennung zum Premierminister. Schließlich bildete Pheu Thai eine Regierungskoalition mit 10 weiteren Parteien, darunter auch ehemalige politische Gegner wie die Pralang Pracherath Partei (PPRP) und die United Thai Nation (UTN). Diese Koalition könnte einen wirtschaftlichen Aufschwung bringen, aber die geplante Erhöhung des Mindestlohns auf 600 THB (~16 Euro) pro Tag stieß auf gemischte Reaktionen, insbesondere in der Bauindustrie. Die ersten Erhöhung des Mindestlohns gab es bereits in der Tourismusindustrie. Für alle Fünf-Sterne-Hotels, welche über 50 Beschäftigte haben, gilt bereits der Mindestlohn von 400THB (~10 Euro) pro Tag. Die Reaktionen aus der Industrie sind weiterhin kritisch.

Thailand nahm im März 2023 die Verhandlungen für das Freihandelsabkommen mit der EU wieder auf, um wirtschaftlich mit seinen Nachbarländern Schritt zu halten. Ein solches Abkommen könnte einen positiven Einfluss auf die thailändische Wirtschaft haben. Obwohl Thailand nicht zu den Unterzeichnerstaaten des Transpazifischen Partnerschaftsabkommens (CPTPP) gehört, erwägt es einen nachträglichen Beitritt, insbesondere nachdem China seine Mitgliedschaft beantragt hat. Thailand ist jedoch am Regional Comprehensive Economic Partnership (RCEP) beteiligt, einem Freihandelsabkommen zwischen ASEAN-Ländern und sechs weiteren Staaten, was Thailand erhebliche Vorteile bringt.


Wirtschaftsbeziehungen mit Österreich

Im Jahr 2023 ließen die österreichischen Exporte nach Thailand leicht nach und erreichten ein Volumen von EUR 280,7 Mio., was einem Rückgang von 0,2 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum bedeutet. Dies markiert eine Stabilisierung auf einem jährlichen Niveau von rund 300 Mio. Euro, abgesehen von dem außergewöhnlichen Rekordjahr 2019. Diese Schwankungen in den Exporten zwischen 2019 und 2023 wurden größtenteils durch einen bedeutenden Großauftrag von Siemens Österreich beeinflusst.

Die wichtigsten Exportproduktgruppen umfassen elektronische Maschinen (65 Mio. Euro, +6 %), Maschinen und Apparate (54 Mio. Euro, +33 %), Glas- und Schmuckwaren (13 Mio. Euro +23 %), Pharmazeutika (13 Mio. Euro, +33 %) sowie Zugmaschinen (22 Mio. Euro, +126 %).

Die Warenlieferungen von Thailand nach Österreich steigen seit 2012 kontinuierlich an. Nach dem Rekordhoch von 880,5 Mio. Euro 2022 sank das Gesamtvolumen um -6,5 % auf 824,9 Mio. Euro in 2023. Das bilaterale Handelsvolumen zwischen Österreich und Thailand betrug 2023 über 1,1 Mrd. Euro, wobei Österreich ein Handelsbilanzdefizit von über 500 Mio. Euro verzeichnete.

Österreichische Unternehmen haben gute Geschäftschancen in Bereichen wie Umwelttechnologien, Spezialmaschinen, Chemie, Pharmazeutika, Medizintechnik, Kunststoffe, Sicherheitstechnik und Industrieautomatisierung. Über 100 österreichische Niederlassungen und Repräsentanzen existieren derzeit in Thailand, und das österreichische Investitionsvolumen wird auf über 1 Mrd. Euro geschätzt. Das AußenwirtschaftsCenter Bangkok konzentriert sich auf Smart City Development, Umwelttechnologien, Creative Technologies und Bildungsförderung. Veranstaltungen und Wirtschaftsmissionen sollen die Beziehungen zwischen den Ländern weiter stärken.

Geschäftschancen für österreichische Unternehmen 

Ein besonders spannendes Thema sind derzeit österreichische Technologien, die im Bereich Circular Economy eingesetzt werden können. Ein gutes Beispiel dafür ist ein Projekt von Pörner, bei welchem aus der Asche von Reishülsen ein Bio-Silikat hergestellt wird. Große thailändische Produzenten sind derzeit bestrebt, Nebenprodukte ihrer Produktionsprozesse in neuwertige Produkte umzuwandeln.

Thailand forciert massiv den Ausbau seiner Verkehrs-, Energie- und Umweltinfrastruktur. Zahlreiche Großprojekte sind für die nächsten Jahre geplant. Fokus liegt hier auf der Schienenverkehrsinfrastruktur und dem Waste- sowie Watermanagement. Auch Konzepte österreichischer Unternehmen zu Flood Prevention und Katastrophenschutz könnten in Thailand Anwendung finden, da diese Bereiche mittlerweile integraler Bestandteil aller Infrastrukturplanungen geworden sind.

Auch in Österreich setzen immer mehr Innendesigner:innen, Fashion Designer:innen und Schmuckdesigner:innen auf asiatische Einflüsse. In Südostasien hat die einzigartige Design- und Symbolwelt Thailands, die auch gerne in Europa verwendet wird, ein Alleinstellungsmerkmal. Kooperationen zwischen österreichischen und thailändischen Designer:innen in den Bereichen Fashion, Interior Design und Jewelry können neue Geschäftszweige und -Impulse initiieren.

Mit der wachsenden Mittelschicht in Thailand wird auch das Studieren außerhalb von Thailand immer populärer. In Bangkok gibt es eine der größten weltweiten Dichte an internationalen Schulen, deren Absolvent:innen oft ins Ausland studieren gehen. Österreichische Hochschulen und Bildungsanbieter können die Ausbildung in Österreich als Gateway für den europäischen Jobmarkt positionieren. 

Statistik: Länderprofil

Einen kurzen Überblick über die wichtigsten statistischen Daten zu Wirtschaft, Politik und Gesellschaft bietet das Länderprofil Thailand der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA und der Stabsabteilung Statistik. 

Wichtige Wirtschafts- und Basisdaten und Informationen für eine Vielzahl weiterer Länder finden Sie auf den jeweiligen Länderseiten sowie in der Übersicht Länderprofile weltweit.

Maßgeschneiderte Informationen

Damit Ihre Marktbearbeitung in Thailand problemlos abläuft, hat unser Team vor Ort Informationen zu außenhandels- und investitionsrelevanten Fach- und Branchenthemen, die Sie jederzeit beim AußenwirtschaftsCenter Bangkok anfordern können.

Allgemeines zu Wirtschaft, Land und Leute sowie persönliche Tipps finden Sie in unserem Länderreport Thailand.

Das AußenwirtschaftsCenter Bangkok berät Sie gerne, sollten Sie weitere Fragen zu Thailand haben.

Stand: 12.04.2024