Ein Atomkraftwerk im Sonnenuntergan
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Schweden will Kernkraft staatlich unterstützen

Bis 2045 sollen vier bis fünf Reaktoren mit Subventionen gebaut werden

Lesedauer: 1 Minute

Schweden Energiewirtschaft Umwelttechnologie
18.09.2024

In Schweden spielt Atomkraft traditionell eine tragende Rolle in der Stromproduktion. 2023 betrug deren Anteil 29 %. Allerdings befindet sich die Bedeutung der Energiequelle seit längerem im Sinkflug. Heute sind an drei Standorten noch sechs Reaktoren in Betrieb. Seit 2015 wurden vier Reaktoren stillgelegt. Die letzte Inbetriebnahme eines neuen Reaktors war 1985. 

Strombedarf verdoppelt sich bis 2045 

Seit Amtsantritt der aktuellen schwedischen Regierung 2022 ist bekannt, dass das Land in der Atomkraft einen neuen Anlauf nehmen wird. Der Grund dafür ist, dass Schweden bis 2045 klimaneutral werden will. Um dieses Ziel zu erreichen, will man Transport und Industrie möglichst rasch elektrifizieren. Gemäß Prognosen verdoppelt sich der Strombedarf in den nächsten 20 Jahren dadurch auf über 300 TWh.

Die aktuelle Regierung erachtet es daher als unausweichlich, neue Reaktoren zu bauen, damit langfristig der Strombedarf gedeckt und die Netzstabilität gesichert ist. Weil es derzeit schwierig ist, Investitionen in neue Reaktoren rentabel zu gestalten und dies mit großen politischen Risiken verbunden ist, gab es bisher kein Unternehmen, das angekündigt hat, neue Anlagen bauen zu wollen. 

Regierung präsentiert staatliches Unterstützungsprogramm in der Höhe von 27 Milliarden Euro 

Die Regierung präsentierte nun im August 2024 ein staatliches Unterstützungsprogramm von etwa 300 Milliarden Kronen (ca. 27 Milliarden Euro) für den Bau von vier bis fünf Reaktoren, die zusammen 4´000-6´000 Megawatt Strom produzieren können. Die Unterstützung besteht aus vergünstigten staatlichen Krediten, die 75 % des benötigten Kapitals ausmachen, sowie einer Preisgarantie (80 Öre pro kWh). Sollte der Strompreis in Zukunft tiefer liegen, würde die Differenz vom Staat bezahlt, was über eine Strompreissteuer finanziert werden würde. Zudem sollen die Kernkraftunternehmen einige Jahre nach Inbetriebnahme der Reaktoren bewertet werden. Wenn sich herausstellt, dass sie Verluste machen, wird der Anstieg der Zinssätze für staatliche Kredite gebremst. 

Wie geht es weiter? 

Der Zeitplan ist unsicher. Das ursprüngliche Ziel der Regierung war es, bis Ende der Mandatsperiode 2026 ein Gesuch bewilligt zu haben. Beobachter zweifeln aber, dass dies gelingen wird. Die zwei großen nordischen staatsnahen Energieunternehmen Fortum (Finnland) und Vattenfall (Schweden) äußerten sich vorsichtig positiv zum Subventionsprogramm.

Magdalena Andersson, Parteichefin der sozialdemokratischen Opposition, verschließt sich nicht grundsätzlich gegenüber neuen Reaktoren, hält das präsentierte Modell aber für zu teuer und fordert die Regierung auf, in der Energiepolitik mit den Sozialdemokraten auf ein lagerübergreifendes Übereinkommen hinzuarbeiten.

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