Polen: Stabiles Wachstum und EU-Mittel stärken Polens Wirtschaft
Global Situation Report 27.2.2024
Lesedauer: 2 Minuten
Einschätzung des WKÖ-Wirtschaftsdelegierten
Rückblick 2023 & Ausblick 2024 zur allgemeinen Wirtschaftslage
Polen hat über die letzten Jahre hinweg eine sehr dynamische Entwicklung erlebt. Mittlerweile ist das Land die sechstgrößte Volkswirtschaft in der EU. Der Ukraine-Krieg hatte massive Auswirkungen auf Polen. Die Inflation, getrieben von stark steigenden Energiepreisen, belief sich 2022 im zweistelligen Prozentbereich. Insgesamt nahm Polen mehr als zwei Mio. Flüchtlinge aus der Ukraine auf. In der Vergangenheit gab es politische Unstimmigkeiten zwischen der Regierung der PiS (Partei für Recht und Gerechtigkeit) und der Europäischen Kommission. Dies führte zum Einfrieren von EU-Fördermitteln und Darlehen von mehr als 100 Mrd. EUR aus EU-Kohäsionsfonds und der Aufbau- und Resilienzfazilität. Mit einer neuen Regierung an der Macht werden die EU-Förderungen wohl planmäßig bis 2027 ausbezahlt. Damit wird die polnische Regierung weitere Infrastrukturprojekte kofinanzieren und damit auch die im Jahr 2023 stagnierende Wirtschaft ankurbeln können. Für 2024 rechnet man, je nach Prognose, mit einem Wachstum von 2,4 bis 3,5 %. Wesentlicher Faktor dafür wird die Bauwirtschaft sein.
Fazit: Polen hat die Zeit des schwachen Wachstums und der hohen Inflation überwunden; der polnische Wirtschaftsmotor spring langsam wieder an.
Global Business Barometer – Einschätzungen der österreichischen Auslandsniederlassungen für 2024
Es gibt insgesamt knapp 700 österreichische Niederlassungen in Polen, ein erheblicher Teil davon sind Produktionsniederlassungen. Polens Regierung war und ist weiterhin bemüht durch firmenfreundliche Besteuerung, Förderungen und Infrastrukturausbau als attraktiver Investitionsstandort zu gelten. Nichtsdestotrotz bestehen große Herausforderungen für Investoren vor Ort. Steigende Energiepreise, der Fachkräftemangel und die sanktionsbedingte Abtrennung von Rohstoffquellen und Absatzmärkten im Osten führen - zusammen mit den stetig steigenden Arbeitskosten - zu sich rasch ändernden Kostenstrukturen, die in Einzelfällen schon zur Verschiebung von Investitionsentscheidungen geführt haben. Als positives Signal wird das klare Bekenntnis der neuen polnischen Regierung zur EU gewertet. Die (kohlenbasierte) Stromproduktion wird in den kommenden Jahren eine Veränderung in Richtung mehr Nachhaltigkeit durchlaufen; Erdgas wird vermehrt über Pipelines aus Norwegen und Flüssiggasterminals importiert. Als Reaktion auf die gestiegenen Sicherheitsrisiken in der Region steigerte die Regierung die Rüstungsausgaben im Jahr 2023 auf 3 % des BIP.
Fazit: Die Niederlassungsleiter:innen blicken positiver in die Zukunft, sind sich aber der großen Herausforderungen bewusst, die in Polen weiterhin bestehen.
Geschäftschancen für österreichische Unternehmen
Die österreichischen Exporte betrugen 2023 ca. 7,5 Mrd. EUR, fast gleich wie 2022. Die Importe werden sich wieder in der Höhe von ca. 7,2 Mrd. EUR bewegen. Insgesamt gibt es einen regen Austausch an Halb- und Fertigprodukten in allen Bereichen, von Lebensmitteln über chemische Produkte, Metallwaren, Automobilzulieferprodukten bis hin zu Möbeln, Sportgeräten oder medizinischen Geräten. Polen bietet weiterhin in einigen Branchen eine attraktive Möglichkeit für Nearshoring, auch wenn die Kostenstruktur eine zunehmende Herausforderung darstellt. Polens ehrgeizige Pläne beim Infrastrukturausbau, bei der Energiewende und in Richtung mehr Nachhaltigkeit sowie eine immer wohlhabendere Bevölkerung von fast 38 Mio. Bürgern sollten vielfältige und nachhaltige Marktchancen für heimische Firmen bieten.
Fazit: Polen als naher und großer EU-Markt bietet großes Potenzial für Österreichs Exportwirtschaft.
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