Algerien: Führender Produzent fossiler Brennstoffe setzt auf Erneuerbare, Diversifizierung der Wirtschaft und die Förderung von Digitalisierung
Global Situation Report 23.1.2024
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Allgemeine Wirtschaftslage und politische Situation
Algerien gehört zu den wichtigsten Energieproduzenten weltweit und ist der größte Erdgasproduzent sowie zweitgrößte Rohölproduzent in Afrika. Der Öl- und der Gassektor sind für 60% der Steuereinnahmen und 90% der Exporteinnahmen des Landes verantwortlich. Die Wirtschaft Algeriens wuchs im Jahr 2023 um laut EIU 2,9% (IWF 3,8 %), hauptsächlich aufgrund der Einnahmen aus dem Energiebereich. Das Wirtschaftswachstum soll sich 2024 jedoch verlangsamen. Grund dafür ist der prognostizierte Rückgang der Ölförderung.
Die Regierung setzt daher verstärkt auf die Diversifizierung der Wirtschaft, den Ausbau der lokalen Produktion und die Modernisierung der Infrastruktur. Wirtschaftsreformen, der Ausbau des Privatsektors und Investitionen in erneuerbare Energien, Umwelttechnik, Gesundheitswesen, Bergbau, Landwirtschaft und Tourismus sollen die hohe Abhängigkeit von Erdöl- und Erdgasexporten zusätzlich reduzieren.
Im Rahmen des „South H2 Corridor“-Projekts sollen ab 2030 jährlich 4,4 Mio. Tonnen kostengünstiger, grüner Wasserstoff von Algerien über Tunesien nach Europa transportiert werden. Der über eine 3.300 km lange Pipeline gelieferte Wasserstoff soll einen großen Teil des europäischen Energiebedarfs abdecken. Dies bietet auch Chancen für österreichische Unternehmen
Fazit: Algerien ist einer der weltweit wichtigsten Produzenten fossiler Brennstoffe. Dennoch strebt das Land den Ausbau von erneuerbaren Energien an und will seine Wirtschaft diversifizieren.
Industrialisierung und Digitalisierung der Wirtschaft
Schlüsselbranchen wie Bergbau, Petrochemie, Nahrungsmittelindustrie, Verkehrsinfrastruktur, Bauwirtschaft, Energiesektor und Digitalisierung verzeichnen in Algerien - dank staatlicher Investitionen - ein robustes Wachstum. Die Regierung erleichtert Importe und unterstützt Unternehmen durch staatlich gedeckte Kredite. Trotz positiver Rahmenbedingungen, Steueranreizen und wettbewerbsfähigen Energie- und Arbeitskosten stellen die Bürokratie (regulatorische Hürden, langwierige Abwicklungsprozesse) und ein komplexes Bankensystem Herausforderungen dar.
Seit 2020 intensiviert Algerien seine Bemühungen zur Förderung der Start-up-Industrie und der Digitalisierung. Strategische Kooperationen bestehen insbesondere mit China, Südkorea, den USA, Frankreich, Italien und Deutschland. Bedeutende Investoren sind die USA, Italien, Frankreich und Katar. Besonders vielversprechend sind Investitionen in die Automobilindustrie, IT und Digitalisierung. Die algerische App „Yassir“ ist eines der erfolgreichsten Beispiele der algerischen Start-up-Szene und bietet in Nordafrika und im Nahen Osten Taxi- sowie Transportdienste, Zustellungsdienste und Finanzdienstleistungen an.
Fazit: Neben der Förderung der Schlüsselindustrien (z.B. Energiebereich, Bergbau, Nahrungsmittelindustrie) intensiviert das Land seine Bemühungen zur Förderung von Digitalisierung und Start-ups.
Geschäftschancen und Situation für heimische Unternehmen
Algerien ist Österreichs viertwichtigster Handelspartner in Afrika. Zwischen Jänner und Oktober 2023 exportierte Österreich Waren im Wert von knapp 153 Mio. EUR in das Land, darunter elektrische Geräte, pharmazeutische Produkte, Papierwaren und Schnittholz. Besonders gefragt sind Maschinen für Industriemodernisierung, Bauwirtschaft, Lebensmittelindustrie sowie Hard-/Software. Importe nach Österreich beliefen sich auf rund 176 Mio. EUR, vorwiegend bestehend aus Erdöl, Erdgas und chemischen Produkten. Geschäftschancen für heimische Unternehmen bestehen v.a. in den Bereichen Maschinen & Anlagen, Infrastruktur & Bauwirtschaft, im Gesundheitssektor und in der Landwirtschaft.
Fazit: Heimische Betriebe können in Algerien bei der Lieferung von Maschinen für die Industriemodernisierung, Bauwirtschaft, Lebensmittelindustrie sowie Hard- und Software für die Digitalisierung punkten.
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