Namibia: Grüner Wasserstoff als großer Hoffnungsträger für Namibia
Global Situation Report 16.4.2024
Lesedauer: 2 Minuten
Einschätzung des WKÖ-Wirtschaftsdelegierten
Allgemeine Wirtschaftslage und Länderüberblick
Die namibische Wirtschaft hängt stark vom Export von Rohstoffen, v.a. von Diamanten, ab. Die Regierung befindet sich auf einem wirtschaftsfreundlichen Kurs und plant, das Exportportfolio zu diversifizieren. Insbesondere hat sie dabei den Energiesektor im Blick. Während man zwar derzeit noch weniger als die Hälfte des eigenen Energiebedarfs durch eigene Produktion abdeckt und daher von Energieimporten abhängig ist, möchte man bald ein Nettoexporteur von Energie werden.
Grüner Wasserstoff ist derzeit der große Grund zur Hoffnung. Zusätzlich bietet die Entdeckung großer Öl- und Gasfelder vor der Küste dem Land möglicherweise weitere Chance. In Summe sorgt dies für mittelfristig optimistischere Konjunkturprognosen und erwartete Wachstumsraten von um die 3 % lt. IWF.
Fazit: Namibia plant ein bedeutender Player im Energieexport zu werden.
Nationale Energiestrategien für die Zukunft und Finanzierungslösungen
Namibia möchte die eigene Energieproduktion forcieren, um unabhängiger von Energieimporten aus Südafrika und anderen Nachbarstaaten zu werden, aber auch um die lokalen Strompreise senken zu können, welche derzeit die höchsten im südlichen Afrika sind. Derzeit muss man 60 % des Stroms importieren, obwohl man über eine relativ kleine Bevölkerung von ca. 2,5 Mio. Einwohnern verfügt, von denen nur ca. 56 % Zugang zu Strom haben.
Deshalb möchte man die Erzeugungskapazitäten stark ausbauen, insbesondere durch erneuerbare Energien. Namibia verfügt durch seine große Fläche, die lange Küste und hohe Sonneneinstrahlungswerte über besonders gute Voraussetzungen für die Stromerzeugung aus Solarenergie bzw. Photovoltaik, Wind sowie Biomasse.
Diese Gegebenheiten machen Namibia auch zu einem der weltweit fünf besten Standorte, um grünen Wasserstoff zu geringen Kosten zu produzieren. Im Jahr 2021 startete man deshalb mit Ausschreibungen für die Entwicklung von Projekten für grünen Wasserstoff und Ammoniak im Süden des Landes. Man rechnet bis 2050 bis zu 15 Tonnen an Wasserstoff pro Jahr exportieren zu können. Dieses Potenzial soll wiederum ausländische Direktinvestitionen anziehen. Den Zuschlag bekam das Projekt „Hyphen“, an dem u.a. das deutsche Energieunternehmen Enertrag sowie demnächst auch der namibische Staat beteiligt sind.
Es zählt mit einem Investitionsvolumen von knapp 10 Mrd. USD (entspricht ca. 75 % des namibischen BIPs) zu den weltweit größten Projekten zur Produktion von grünem Wasserstoff. 7 GW an Erzeugungskapazität für Solar- und Windstrom sollen aufgebaut werden, woraus man 350.000 Tonnen Wasserstoff produzieren möchte, wodurch letzterer zum Hauptexportprodukt des Landes werden würde. 15.000 Jobs, zu 90 % von Namibiern besetzt, sollen so entstehen. In anderen Projekten soll Wasserstoff aber auch für die lokale Stromversorgung sowie für Transportlösungen genutzt werden. Insbesondere Deutschland fördert hierbei vermehrt Pilotprojekte.
Fazit: Namibia will unabhängig von Energieimporten werden und mittels Wasserstoffexport die Wirtschaft stark vorantreiben.
Geschäftschancen für österreichische Unternehmen
Die österreichischen Exporte nach Namibia sind stark vom Projektgeschäft abhängig. Im Jahr 2023 betrugen sie ca. 12 Mio. EUR, ein Rückgang von 30 % zum Vorjahr. Etwa die Hälfte davon fällt in die Kategorie Elektrotechnik. Das Großprojekt „Hyphen“ kann ein Katalysator für weitere Lieferungen von Waren und Dienstleistungen nach Namibia sein.
Fazit: Namibia war bis jetzt großteils unter dem Radar von österreichischen Unternehmen. Mit Großprojekten bieten sich jedoch neue Möglichkeiten für exportorientierte Firmen.
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