Münzen liegen verstreut auf einer Oberfläche. In der Mitte des Bildes stehen vier unterschiedlich große Münzstapel. Aus jedem Stapel wächst ein kleiner, grüner Setzling
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EU-Recovery in Spanien

So profitieren Sie von den Aufbau- und Resilienzplänen

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Spanien

RRF-Investitionen für Spanien

Während der COVID-19-Pandemie zählte Spanien zu den am stärksten betroffenen entwickelten Volkswirtschaften der Eurozone, weshalb sich die spanische Regierung besonders energisch für die Einrichtung eines europäischen Instruments zur Bekämpfung der wirtschaftlichen Auswirkungen des Coronavirus einsetzte („Recovery and Resilience Facility“, RRF). In der Folge war Spanien auch einer der ersten EU‑Mitgliedsstaaten, dessen nationalen Wiederaufbauplan die EU-Kommission genehmigte. Die EU-Recovery-Mittel sind ein wichtiger Impuls für die spanische Wirtschaft, um die Konjunkturschwäche abzufedern, weshalb EU-finanzierte Investitionen 2024 das über dem EU-Schnitt liegende Wachstum von 2,7 % für 2024 unterstützen dürften.

Spanien ist eines der EU-Mitgliedsländer, die am meisten von dem Instrument profitieren und kann bis 2026 insgesamt 163 Mrd. Euro abrufen (83 Mrd. Euro an Darlehen und 80 Mrd. Euro an Zuschüssen) – dies sind mehr als 12 % des spanischen BIPs. Das spanische Konjunkturprogramm „PLAN DE RECUPERACIÓN, TRANSFORMACION Y RESILIENCIA“ ruht grundsätzlich auf vier Pfeilern: grüner Wandel, digitale Transformation, soziale und territoriale Kohäsion sowie Gleichstellung der Geschlechter. Im Oktober 2023 hat die Europäische Kommission ein Addendum Spaniens angenommen, welches das Konjunkturprogramm ergänzt und ein neues REPowerEU-Kapitel enthält. Der geänderte Plan legt weiterhin einen starken Fokus auf den grünen Wandel und sieht 40 % der verfügbaren Mittel für Maßnahmen vor, die Klimaziele unterstützen. Auch der digitale Anspruch und die soziale Dimension des spanischen Plans haben zugenommen.

Das Land ist sehr stark föderal strukturiert, und daher werden die Präsidentinnen und Präsidenten der autonomen Gemeinschaften (vergleichbar mit den österreichischen Landeshauptleuten) einen Gutteil der Gelder vergeben – bis zu 55% der Gesamtmittel werden so fließen. 

Eine Projektkategorie, mit der die spanische Regierung die öffentlichen Investitionen massiv hebeln will, sind die sogenannten strategischen Projekte für die wirtschaftliche Erholung und Transformation (sogenannte „PERTEs“). Es handelt sich dabei um strategische privat-öffentliche Partnerschaften, in die beide Seiten Geldmittel einbringen. Eines dieser Leuchtturmprojekte widmet sich der Schaffung einer Infrastruktur zur Entwicklung und Herstellung elektrischer und vernetzter Fahrzeuge. Weitere „PERTEs“ betreffen das Gesundheitssystem der Zukunft, den Bereich erneuerbare Energien, grünen Wasserstoff und Speichersysteme, die Agrar- und Lebensmittelindustrie, eine neue Sprachökonomie, Kreislaufwirtschaft, Schiffbau, Luft- und Raumfahrt, die Digitalisierung der Wasserwirtschaft, die Mikroelektronik- und Halbleiterindustrie, die Sozial- und Pflegewirtschaft sowie die Dekarbonisierung der Industrie. Bislang sind öffentliche Mittel in Höhe von insgesamt 14,58 Euro in diese strategischen Großprojekte geflossen, und zwar über vergangene und laufende Ausschreibungen und vergebene Darlehen.

Spanien liegt bei der Umsetzung seines Aufbau- und Resilienzplans mit Stand August 2024 zwar im Zeitplan zurück, schneidet aber im Vergleich zu anderen EU-Ländern nicht so schlecht ab: Es hat 30,4 % der mit Brüssel vereinbarten Etappenziele erreicht, verglichen mit einem EU-Durchschnitt von 22 %, wobei 181 von insgesamt 595 Zielen erreicht und 60 % der Mittel ausgezahlt wurden (der europäische Durchschnitt liegt bei 46,7 %).

Zugänglichkeit für österreichische Unternehmen

Die Praxis hat gezeigt, dass ausländische Unternehmen bzw. ihre spanischen Niederlassungen nicht direkt Fördergelder aus dem spanischen Wiederaufbaufonds beantragen, aber sehr wohl indirekt von diesen Investitionen profitieren können, sei es bei Ausschreibungen der öffentlichen Verwaltungen oder als Technologiepartner oder Zulieferer von spanischen Unternehmen.

Spanien ist insgesamt ein interessanter und großer EU‑Markt mit starken regionalen Facetten und einer ausgeprägten Beziehungskultur, der intensive persönliche Betreuung erfordert. Die größten Chancen finden österreichischen Unternehmen nicht zuletzt durch die EU‑Mittel im grünen Wandel (Erneuerbare Energien, Green Building, Energieeffizienz, Umwelttechnologie), in der Modernisierung von Städten (Mobilitätskonzepte, Smarte Steuerungen im kommunalen Bereich, generell Steigerung der Lebensqualität) oder im Gesundheitswesen (Ausstattung von privaten und öffentlichen Krankenhäusern, innovative Diagnose-, Behandlungs- und Präventionsangebote). Ein großes Ziel der spanischen Regierung ist es auch, den Tourismus in Spanien nachhaltiger und grüner zu gestalten.

Unterstützungsaktivitäten des AußenwirtschaftsCenters

Das AußenwirtschaftsCenter Madrid unterstützt die österreichischen Unternehmen mit Informationsprodukten, individuellem Coaching und Präsenzveranstaltungen, so zum Beispiel in den Bereichen Smart Cities, Green Building oder Mobility. Daneben liegt ein starker Fokus darauf, österreichische Unternehmen mit Entscheidungstragenden in der öffentlichen Verwaltung zu vernetzen.

Sie wollen wissen, wie Ihr Unternehmen von diesen Chancen profitiert? Dann kontaktieren Sie das AußenwirtschaftsCenter Madrid. Wir freuen uns auf Sie!

Stand: 03.09.2024

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