Sonderverwaltungszonen Hongkong und Macau
Das Wichtigste zu Wirtschaft, Recht, Geschäftsreisen, Export und Import in den chinesischen Sonderverwaltungszonen Hongkong und Macau
Lesedauer: 7 Minuten
Aktuelle Lage: Wirtschaftsbericht aus Hongkong
Highlights
- Einkommensstarker Markt mit Fokus auf Dienstleistungen (93 % des BIP) und Finanzsektor (drittgrößtes globales Finanzzentrum), kaum Fertigung
- Einkommens- und Wohlstandsungleichheit bleibt aber eine der größten weltweit; Wachstum des privaten Konsums hängt stark von Besserverdienenden ab
- BIP-Wachstum 2023 ca. 3,2 % - Erwartungen 2024: ca. 2,9 %
- Weitere Integration mit Festland China durch die “Guangdong-Hongkong-Macau-Greater Bay Area”
- “Ein Land, zwei Systeme” bis mindestens 2047, allerdings stärkerer Einfluss durch Peking (Sicherheitsgesetz), internationales Image ist seit Protesten 2019 und Covid-19-Isolation angekratzt
Hongkongs Wirtschaft im Spannungsfeld
Über 25 Jahre nach Rückgabe Hongkongs an die VR China (1997) muss sich die 7,5 Mio.-Einwohnermetropole wieder einmal neu erfinden. Die Sonderverwaltungsregion hat sich unter dem Prinzip “Ein Land, zwei Systeme” als Drehscheibe für den Handel mit und für Investitionen in China und als Hub für ganz Asien positioniert und damit sehr viel Wohlstand angehäuft. Nach gesellschaftlichen Protesten im Jahr 2019 zog die Zentralregierung in Peking aber die Zügel an, die wirtschaftliche Abhängigkeit Hongkongs zur VR China wurde in den vergangenen Jahren deutlich illustriert. Daher leidet auch Hongkong unter einer schwächelnden chinesischen Wirtschaft. Die “Guangdong-Hongkong-Macao-Greater Bay Area”-Initiative soll eine bessere Zusammenarbeit und Integration des Südens von Festlandchina mit den Sonderverwaltungsregionen Hongkong und Macao bringen und durch einen Fokus auf Forschung und Innovation auch die Wirtschaft auf beiden Seiten der Grenze stärken.
Key Facts, Kennzahlen und aktuelle Entwicklungen auf einen Blick: derHongkong: Export und Import
Importbestimmungen
Hongkong und Festland-China haben sowohl rechtlich als auch zollmäßig zwei verschiedene Systeme nach dem Prinzip „1 Land, 2 Systeme“.
Das Hongkonger Außenhandelsregime ist außerordentlich liberal, die Zoll- und Grenzbehörden arbeiten effizient, somit erfolgt die Versendung der Warenmengen in der Regel rasch und zuverlässig. Ein- und Ausfuhren sind weitgehend genehmigungsfrei, Lizenzerfordernisse sind auf ein absolutes Minimum beschränkt.
Zollbestimmungen
In der chinesischen Sonderwirtschaftszone Hongkong gibt es keine Umsatzsteuer, Einfuhrzölle werden nur auf wenige Produktkategorien wie Alkoholika mit über 30 % Alkoholgehalt eingehoben. Dennoch gilt es, einige Vorschriften und Regelungen zu beachten.
Hongkong und Macau sind seit 1. Januar 1995 Mitglieder der Welthandelsorganisation (WTO). Die beiden ehemals britischen bzw. portugiesischen Kolonien gehören zum Staatsgebiet der VR China, sind aber eigenständige Sonderverwaltungsregionen (SVR) mit jeweils eigenen Zollbestimmungen. Hongkong und Macau gehören nicht zum Zollgebiet der VR China. Die beiden Stadtstaaten kennen als Zollfreigebiete weder Zölle noch Umsatzsteuern. Auf alkoholische Getränke, Tabakwaren, Kraftstoffe und Kraftfahrzeuge werden Verbrauchssteuern erhoben.
Die Zollanmeldung ist grundsätzlich nur in elektronischer Form bei der Zollverwaltung über einen Dienstleister einzureichen. Dies kann auch mit Hilfe von Zollagenten oder Speditionen erfolgen. Waren, die nach Hongkong eingeführt (und auch aus Hong Kong exportiert) werden, sind vorab durch diese Dienstleister anzumelden. Dies ist durch verbindliche Vereinbarungen zwischen der Zollverwaltung und den Dienstleistern geregelt. Binnen 14 Tagen ab der Einfuhr sind die Waren dann zu einem Zollverfahren anzumelden.
Folgende Waren müssen nicht zu einem Zollverfahren angemeldet werden: Transitgüter, Schiffs- und Flugzeugbedarf (Bordvorräte), persönliches Gepäck, persönliche Geschenke, Postsendungen mit einem Wert von weniger als HKD 4.000 (EUR ca. 475; Stand 7.12.2023), Werbematerial, Waren, die nur vorübergehend eingeführt werden sowie gültige Zahlungsmittel
Hongkong: Recht, Steuern, Investitionen
Arbeitsrecht
Das Hongkonger Arbeitsrecht ist aus der Perspektive des Arbeitgebers eher liberal gehalten. Die sogenannte ‚Employment Ordinance‘ stellt das Hauptstück der Arbeitsgesetzgebung dar und gilt für Arbeitnehmer:innen, die bei einer Wochenarbeitszeit von 18 Stunden oder mehr mindestens vier Wochen lang ununterbrochen beim selben Arbeitgeber beschäftigt sind.
Eine maximale Wochenarbeitszeit gibt es in Hongkong nicht und der Samstag gilt grundsätzlich als Arbeitstag. Arbeitnehmer:innen und Arbeitgeber:innen steht es frei, alle Bedingungen und Konditionen des Arbeitsverhältnisses frei zu verhandeln, sofern die Bestimmungen der Employment Ordinance oder anderer zwingender Vorschriften nicht verletzt werden. Der Jahresurlaub beträgt je nach der Dauer der Betriebszugehörigkeit zwischen 7 und 14 Tagen. Die Abgeltung der Überstunden kann frei vereinbart werden. Üblicherweise werden 150 % an Wochentagen und 200 % an Sonn- und Feiertagen abgegolten, wobei anstelle der Auszahlung von Überstunden auch Zeitausgleich vereinbart werden kann. Der Mindestlohn pro Stunde beträgt seit 1. Mai 2023 HKD 40 (EUR 4,75; Stand 7.12.2023).
Steuerrecht
Hongkongs Steuerrecht ist einfach und die Steuersätze sind niedrig. Das Steuerjahr beginnt am 1. April eines Jahres und endet am 31. März des folgenden Jahres. Kapitaleinkünfte und Zinsen werden nicht besteuert. Das Steuersystem basiert auf dem Territorialitätsprinzip, das bedeutet, dass nur Einkünfte, die in Hongkong selbst erwirtschaftet werden, besteuert werden. Einkünfte aus dem Ausland unterliegen in der Regel keiner Besteuerung in Hongkong. Dies ist einer der Gründe, warum viele Holdinggesellschaften in Hongkong ansässig sind.
Mehrwertsteuer, Umsatzsteuer
In der Sonderverwaltungsregion Hongkong gibt es kein Mehrwert- oder Umsatzsteuersystem für Waren und Dienstleistungen.
Einkommenssteuer (salaries tax)
In Hongkong wird Einkommenssteuer auf alle Einkünfte von natürlichen Personen aus nicht selbständiger Arbeit erhoben, sofern sie in Hongkong erzielt wurden oder aus Hongkong stammen. Gemäß Artikel 8 (1) der Inland Revenue Ordinance werden Personen, die sich 60 Tage oder weniger im Jahr in Hongkong aufhalten und keinen ständigen Wohnsitz in Hongkong haben, von der Steuer befreit. Es gelten jedoch spezielle Bestimmungen für Flugpersonal, Seeleute und Angestellte im Rahmen eines Ausbildungsprogramms. Es gibt auch zahlreiche Nebenbestimmungen für die Besteuerung von Zusatzleistungen des Arbeitgebers. Zum Beispiel wird die vollständige oder teilweise Übernahme der Miete durch den Arbeitgeber berücksichtigt, indem das zu versteuernde Einkommen des Arbeitnehmers pauschal um 10 % erhöht wird. In Hongkong wird die Einkommenssteuer nicht vom Arbeitgeber einbehalten. Der Arbeitgeber ist lediglich verpflichtet, den Arbeitnehmer beim Inland Revenue Department unter Angabe des Einkommens anzumelden.
Firmengründung
Die Volksrepublik China und Hongkong haben jeweils eigene Wirtschaftssysteme unter dem Prinzip "ein Land, zwei Systeme". Das Wirtschaftssystem in Hongkong ist weiterhin von den Grundsätzen des britischen Rechts geprägt und zeichnet sich durch seine liberale und offene Natur aus. Der Firmengründungsprozess läuft einfach und kann durchaus von Österreich erfolgen. Es ist 100 % ausländisches Eigentum und auch die Eintragung von ausländischen Direktoren möglich. Es gibt keine Anforderung für Mindestkapital oder festen Firmensitz, es muss nur eine Zustelladresse für öffentliche Briefe (Company Secretary) angegeben werden. Für eine Ltd. muss einmal im Jahr eine Jahreserklärung abgegeben werden und es muss auch der wirtschaftliche Eigentümer dargestellt werden. Mit Österreich besteht ein Abkommen zur Vermeidung der Doppelbesteuerung.
Hongkong: Reisen und vor Ort
Einreise
Österreichische Staatsangehörige dürfen sich als Touristen bis zu 90 Tage lang ohne Visum in Hongkong aufhalten. Bei der Einreise nach Hongkong muss der Reisepass jedoch noch mindestens sechs Monate lang gültig sein.
Für die Einreise nach Hongkong sind grundsätzlich keine Impfungen vorgeschrieben, dennoch sind folgende Basisimpfungen zu empfehlen: Diphtherie/Tetanus/Polio, Hepatitis A und B, Typhus. Je nach Reiseplanung sollte ein Schutz gegen Tollwut, Japan-B-Enzephalitis, in Betracht gezogen werden.
Dos and Don‘ts
Hongkong zählt zweifellos zu den am stärksten internationalisierten Städten in Asien. Chinesische Geschäftspartner sind in der Regel bestens mit westlichen Geschäftspraktiken vertraut. Bei der Pflege erfolgreicher Geschäftsbeziehungen mit chinesischen Partnern ist es wichtig, das Konzept des "Gesicht Wahrens" zu beachten. Das bedeutet, dass man taktvoll und höflich agieren sollte, um den Partner nicht bloßzustellen oder in Verlegenheit zu bringen.
Taxifahrer sprechen oft nicht Englisch, insbesondere außerhalb von Hong Kong Island. Es ist ratsam, die Zieladresse in chinesischen Schriftzeichen aufzuschreiben, um Verständigungsprobleme zu vermeiden. Es ist auch empfehlenswert, eine ausreichende Anzahl von Visitenkarten mitzuführen, die idealerweise zweisprachig (Englisch/Chinesisch) bedruckt sind. Der Austausch von Visitenkarten ist in Hongkong noch immer ein wichtiges Begrüßungsritual. Dies ist insbesondere bei Messebesuchen relevant, da in kurzer Zeit oft viele Visitenkarten ausgetauscht werden (manchmal mehrere hundert Stück), wobei sich heutzutage auch digitale Visitkarten mit QR Codes durchgesetzt haben.
Macau
In vielen Punkten und Bestimmungen überschneiden sich Hong Kong und Macau bzw. sind sich sehr ähnlich - Der Pass muss bei Einreise noch sechs Monate gültig sein. Es gibt auch eine unbeschränkte Einfuhr von Landes- und Fremdwährung.
Mit seinen rund 640.000 Einwohnern ist das 33 km² kleine Macau die einzige Region in China, in der das Glücksspiel legal ist. Macau gilt neben Las Vegas als „Weltzentrum des Glückspiels“ und hatte Las Vegas bei den Glückspielumsätzen bis zur Covid-Pandemie sogar überholt. Die macanesische Regierung versucht mit der „Tourism Plus-Initiative“ den Qualitätstourismus, den Gastronomiesektor, Kongresse und Ausstellungen, Logistik, Kreativwirtschaft, Kunst, Kultur und Sport zu fördern. Neben dem Glücksspielwesen und begleitenden Dienstleistungen (51 % des BIP im Jahr 2020) wird ein weiterer Teil des Bruttoinlandsproduktes durch Immobilientransaktionen (9 %), den Handel (6 %), den Banksektor (6 %) und aus dem Hotelwesen (5 %) erwirtschaftet.
Österreichische Exporte betrugen im Jahr 2022 rund 6,2 Mio. Euro, es handelt sich dabei vor allem um Lieferungen an die Hotel-Shops wie Waren aus Leder oder Perlen und Schmuck sowie Kleidung. Die österreichischen Einfuhren aus Macau betrugen im Jahr 2022 rund 600.000 Euro. Es sind dies hauptsächlich Spielzeug, Bekleidung und Schuhe sowie Musikinstrumente.
Statistik: Regionenprofile
Einen kurzen Überblick über die wichtigsten statistischen Daten zu Wirtschaft, Politik und Gesellschaft bieten die Regionenprofile Hongkong und Macau.
Wichtige Wirtschafts- und Basisdaten und Informationen für eine Vielzahl weiterer Länder finden Sie auf den jeweiligen Länderseiten sowie in der Übersicht Länder- und Regionenprofile weltweit.
Maßgeschneiderte Informationen
Damit Ihre Marktbearbeitung in Hongkong und Macau problemlos abläuft, hat unser Team vor Ort Informationen zu außenhandels- und investitionsrelevanten Fach- und Branchenthemen, die Sie jederzeit beim AußenwirtschaftsCenter Hongkong anfordern können.
Das AußenwirtschaftsCenter in Hongkong berät Sie gerne, sollten Sie weitere Fragen zu Hongkong und Macau haben.