Blick von unten auf eine Person mit blauem T-Shirt, die auf Leiter steht und zwischen Holzbalken hervorlugt
© Christian Vorhofer | WKO

Vorarlberger Holzbaukunst - ein Erfolg auf ganzer Linie

Nachhaltig. Zukunftsorientiert. Innovativ. Das ist der Vorarlberger Holzbau. Wie sich die Landesinnung und die vorarlberger holzbau_kunst ergänzen, bereichern und gegenseitig anstoßen.

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Aktualisiert am 14.09.2023

Die Holzverarbeitung blickt in Vorarlberg auf eine lange Tradition zurück. „Holz hat die Menschen immer schon begleitet, begeistert und zu Neuem inspiriert.“, sagt Matthias Ammann, Geschäftsführer der vorarlberger holzbau_kunst. Daher wundert es nicht, dass die Vorarlberger Holzbaubetriebe heute auf eine hervorragende Auslastung blicken können. Auch im Ausland wird immer mehr auf die Expertise der Vorarlberger Holzbaubetriebe gesetzt. Das zeigt nicht nur die hohe Qualität der heimischen Zimmerer, sondern auch die Flexibilität des Baustoffes, der vielfältige Einsatzmöglichkeiten
bietet.  

Der Vorarlberger Holzbautag
Der Vorarlberger Holzbautag, war ein Tag der Rekorde: 170 Gäste fanden sich vergangenen Freitag in der Halle der Sohm Holzbautechnik in Alberschwende ein. Landesinnungsmeister Manuel Feuerstein präsentierte die erfolgreiche Entwicklung der Branche, sowohl in Bezug auf die Anzahl der Betriebe - das sind 141 - als auch auf die  Anzahl der 870 Beschäftigten. Diese 141 Betriebe und ihre Beschäftigten haben im vergangenen Jahr einen Umsatz von 162 Millionen Euro erwirtschaftet. Dennoch benötigt die Branche, wie viele andere Wirtschaftszweige, und insbesondere angesichts der hohen Nachfrage, dringend zusätzliche Fachkräfte. Umso erfreulicher ist die Rekordzahl von 185 Lehrlingen in diesem Bereich. Besonders positiv dabei ist, dass bereits zehn junge Frauen sich für eine Lehrausbildung im Holzbau begeistern konnten. Tendenz steigend!
Zudem feierte die  vorarlberger holzbau_kunst feierte ihr 25 Jahre Jubiläum. Werner Flatz, der der Branche seit drei Jahren als Obmann der vorarlberger holzbau_kunst vorsteht, skizzierte beim Holzbautag den Strategieprozess und die neuformulierten Visionen des europaweit bekannten Netzwerks. Er präsentierte die sieben Arbeitsgruppen, die an den Rahmenbedingungen der Zukunft arbeiten und begrüßte acht Holzbaubetriebe, die seit März 2023 in den Verband eingetreten sind. Besondere Wertschätzung zeigte die vorarlberger holzbau_kunst den Vorarlberger Architekt:innen. 50 Büros sind inzwischen außerordentliche Mitglieder des Netzwerkes. „Architektur und Handwerk bedingen einander, beide müssen einfach gut sein und das ist in Vorarlberg weitgehend der Fall“, fassen Flatz und Feuerstein, die gute Kooperation zusammen. „Das höchst erfolgreiche Miteinander der Landesinnung Holzbau und der vorarlberger holzbau_kunst sehen Manuel Feuerstein und Werner Flatz nicht zuletzt darin begründet, dass in den Spitzen der beiden Verbände de facto eine Personalunion besteht“, sagt Flatz. Manuel Feuerstein ergänzt: „Damit schöpfen wir alle Möglichkeiten der Wirtschaftskammer und des freien Verbandes holzbau_kunst optimal aus und bringen die Branche gut in die Zukunft.“

Strukturwandel in der Holzbranche
 Harald Professner von Rhomberg Bau und Hansjörg Steiner, CEO der Schäfer Holzbautechnik und Präsident  des Holzbaus Schweiz, hielten spannende Referate zu dem, aus ihrer Sicht, notwendigen Strukturwandel der Holzbranche und gaben wertvolle Denkanstöße hinsichtlich der zukünftigen Positionierung von Zimmereibetrieben. In einer Phase starker Umstrukturierungen im Holzbau muss jeder Betrieb seine zukünftige Marktpostion und Stoßrichtung gut überlegen. Selbst wenn die Zahlen auf dem Papier gut aussehen, bringen die Experten auch hier, wie bereits erwähnt, den aktuellen Fachkräftemangel zur Sprache. Rund 80 Prozent der Holzbaubetriebe haben laut Professner, weniger als neun Mitarbeiter:innen. „Es bedarf eines Schrittes in Richtung integrale Planung“, sagt Professner. „Die digitalen Pläne, die Architekt:innen entwerfen, treffen in den Werkshallen auf analoge, sehr handwerkliche Ausführungen – es braucht daher ein Umdenken – weg von der baubegleitenden Planung hin zu einem Plan, der auch hält“, sagt Professner. „Jedes Gebäude ist nach wie vor ein Prototyp, das hat lange Vorlaufzeiten und wenig Preisstabilität zur Folge. Vorfertigung wird zunehmend an Wichtigkeit gewinnen“, führt Professner weiter aus.  Die Industriealisierung muss aus seiner Sicht in der Branche ankommen. Das Bärenhaus in Feldkirch ist eines der besten Beispiele dafür, wie innovativer Holzbau in vorgefertigten Modulen funktionieren kann, um neue Standards zu schaffen und mehr in „Produkten“ zu denken, schließt Professner seinen Vortrag.

Neue Aufgaben für Zimmerleute
Neue Herausforderungen in Bezug auf den Fachkräftemangel aus Schweizer Sicht - attestierte Hansjörg Steiner in seinem Vortrag. „Die Zimmereien in der Schweiz  haben durchschnittlich zwölf Mitarbeiter:innen - rund 60 Prozent derer verlieren wir im Alter von 36 Jahren. Da müssen wir den Hebel ansetzen“, sagt Steiner. „Wenn wir weiterhin mit Holz bauen wollen, müssen wir in die Ausbildung, aber auch in die persönliche Weiterbildung unserer Mitarbeiter:innen investieren. Wir werden nie Probleme haben unsere Leute zu bezahlen – wir haben eine gute Ausgangslage“, meint Steiner. Was es braucht sind Weiterbildungsmöglichkeiten, in einer Branche, wie dem Holzbau, der sich rasch verändert, und persön-liche Aufstiegsmöglichkeiten. „In  dem Punkt können wir uns vom Staat was abschauen“, sagt der Experte. Es braucht eine Strukturreform im Holzbau: Flexiblere Arbeitszeitgestaltung, Home Office wo möglich etc. Die Holzbaubranche in der Schweiz ist laut Steiner die drittschlechteste Branche was Arbeitssicherung und Gesundheitsschutz angeht. „Daran müssen wir arbeiten“, hält Steiner fest.