Portrait einer Person mit kurzen rötlichen Haaren blickt freudig in die Kamera, im Hintergrund stehen zwei weitere Personen in der Unschärfe
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Gründungen: zweithöchster Wert seit Erhebung

Vorarlberg verzeichnet 2023 ein deutliches Plus von rund sechs Prozent bei den Unternehmens-Neugründungen im Vergleich zum Vorjahr und liegt damit sogar über dem österreichischen Durchschnitt. Neugründer Alexander Keckeis bestätigt: „Ich wollte immer schon mein eigener Chef sein“. 

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Aktualisiert am 13.02.2024

Der Gründungsgeist ist in Österreich trotz der vielen wirtschaftlichen Unsicherheiten intakt. Die Wirtschaftskammer Österreich meldet im vergangenen Jahr 36.380 Neugründungen für das gesamte Land. 1.329 davon wurden in Vorarlberg gegründet. Damit ist der zweitbeste Wert seit Beginn der Erhebungen seit 1992 erreicht. Die aktuelle Gründungszahl wurde hierzulande zuletzt nur im Jahr 2021 leicht übertroffen. „Das Vertrauen in die erfolgreiche Wirtschaftsstruktur, der gute Branchenmix, die starke regionale wie auch internationale Vernetzung, die hohe Lebensqualität: Das ist der Nährboden für die zahlreichen Unternehmensgründungen in Vorarlberg. Besonders erfreulich ist dabei, dass mehr als die Hälfte der Unternehmen durch Frauen gegründet wurden“, hält Wilfried Hopfner, Präsident der Wirtschaftskammer Vorarlberg, fest. Die stärkste Gründungsbranche in Vorarlberg sowie auf Bundesebene ist mit Abstand das Gewerbe und Handwerk, gefolgt vom Handel mit einem leichten Plus gegenüber dem Vorjahr.

Gründerservice ist 1. Anlaufstelle
Das Gründerservice ist die erste Anlaufstelle für Neugründer:innen, Betriebsübergeber:innen bzw. -Übernehmer:innen. „Aus den eigens auch für Vorarlberg erhobenen Motivumfragen lassen sich sehr positive Tendenzen und ein starker Unternehmergeist ablesen“, erklärt Matthias Frieß, Leiter des Gründerservice der Wirtschaftskammer Vorarlberg. „Immerhin, 1.329 Gründungen sprechen für sich.“ Dieses Ergebnis schlägt sich auch in den Gründungsberatungen nieder. „So haben beispielsweise über 1.144 Interessierte  eine  umfassende Gründungsberatung in Form von Workshops oder individueller Beratungen im vergangenen im vergangenen Jahr in Anspruch genommen“,betont Matthias Frieß. Die Expert:innen unterstützen  Gründer:innen bei der Umsetzung ihrer Geschäftsidee durch ein umfassendes Informations- und Beratungsangebot sowie Weiterbildung und ein großes Netzwerk an Expert:innen.

Mehr als gute Gründe
Der Leiter des Gründerservice liefert weitere Details: „Die Hauptmotive für die Selbstständigkeit waren vergangenes Jahr, neben -  ‚lieber sein eigener Chef sein zu wollen‘ auch die ‚flexible Zeit- und Lebensgestaltung‘, sowie ‚mehr Verantwortung tragen zu wollen‘.“ Tatsächlich zählt für 71 Prozent der Vorarlberger Neugründer:innen ‚sein eigener Chef sein zu wollen‘ zum stärksten Gründungsmotiv. Für genauso viele – ebenfalls 71 Prozent – ist die ‚Flexible Zeit und Lebensgestaltung’ ein Grund für die Selbstständigkeit.

Dieses Gründungsmotiv unterstreicht auch Alexander Keckeis, der Meister in Gas-, Sanitär- und Heizungstechnik hat sich 2023 im Anschluss an seine Gründungsberatung beim Gründerservice selbstständig gemacht und sagt: „Als Sanitärtechniker wagte ich den Sprung in die Selbstständigkeit, um meine Leidenschaft für das Handwerk ausleben und kundenorientierten Service anbieten zu können. Ich wollte immer schon mein eigener Chef sein, nach der Meisterprüfung war das der nächste logische Schritt.“

Unterstützung weiterhin gefragt
„Damit sich das Gründen in Vorarlberg weiterhin auf diesem Niveau hält, müssen wir aber auch konsequent bei den angegebenen Gründungs-Hindernissen ansetzen“, sagt Wilfried Hopfner. Frieß konkretisiert: „Zu den größten Herausforderungen bei Neugründungen zählen für gut ein Drittel der Befragten Unternehmer:innen nicht nur Themen wie die Sozialversicherung, Steuern und Abgaben, sondern für weitere 25 Prozent auch die allgemeinen rechtlichen Hürden und die dazugehörigen Amtswege.“ 

Ideale Rahmenbedingungen schaffen
Damit der große Mut und der starke Wille der Vorarlberger Neugründer:innen erhalten bleibt, hält die Wirtschaftskammer Vorarlberg an den zentralen Forderungen für ideale Gründungsbedingungen fest: Hürden- und Bürokratieabbau, steuerliche Entlastung, attraktive Arbeitsmarktbedingungen sowie ein noch besserer Zugang zu Informationen, Netzwerken und eine kompetente Servicierung: „Hier bleiben wir mit aller Kraft und Vehemenz dran – ob Handwerksbetriebe oder IT-Spezialisten, wir fordern die idealen Rahmenbedingungen für die Unternehmen ein“, sagt Hopfner und führt weiter aus: „Der Unternehmer:innengeist und die Motivation ein eigenes Unternehmen zu gründen, sind in Vorarlberg nach wie vor stark ausgeprägt. Die Menschen übernehmen große unternehmerische Verantwortung, sorgen für sichere und familienfreundliche Arbeitsplätze und halten die Wertschöpfung im Land. Das verdient größten Respekt und die beste Unterstützung.“ Unterstützung kommt auch von der Wirtschaftskammer Österreich, die fordert, die Digitalisierung weiter voranzutreiben. Durch eine weitere Digitalisierung der Behördenwege in der Gründungsphase solle eine raschere und transparentere Gründung künftig möglich sein.

Auch die Bundesregierung sieht selbstständiges Unternehmertum als wichtige Stütze der österreichischen Wirtschaft und hat daher umfassende Reformmaßnahmen des bereits gut aufgestellten frühphasigen Förderwesens definiert. Die wichtigste Anpassung ist die Schaffung der „Flexiblen Kapitalgesellschaft (FlexKapG) als Ergänzung zur bestehenden GMBH. Damit wurde nun eine gesetzlich gesellschaftsrechtliche sowie steuerrechtlich Möglichkeit der Mitarbeiterbeteiligung geschaffen.