Die Pädagoginnen des Getzner Buntspechtle
© Frederick Sams

Die Bedürfnisse des Kindes stehen an erster Stelle

Kinderbetreuung. Silke Wachter, Leiterin der Kinderbetreuung Getzner‘s Buntstiftle und Buntspechtle spricht im Interview mit „Die Wirtschaft“ über die Rolle der Kinderbetreuung in Hinblick auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie über notwendige Verbesserungsmaßnahmen für die Zukunft.

Lesedauer: 2 Minuten

Aktualisiert am 13.11.2023

Was bedeutet qualitativ hochwertige Kinderbetreuung?
Das ist für mich eine Kinderbetreuung, bei der die Bedürfnisse des Kindes an erster Stelle stehen. Das Kind muss sich nicht der Einrichtung anpassen, sondern die Einrichtung dem Kind. Nur dann kann Inklusion in allen Bereichen gelingen. Dazu braucht es Mitarbeiter:innen, die ihre Berufung zum Beruf machen und mit Herz und Hand ihre Arbeit verrichten und bereit sind, sich weiterzubilden. Wichtig sind aber auch sehr gute Rahmenbedingungen, wie ein passender Personalschlüssel und Räume, die dem Konzept entsprechen.

Getzner’s Buntstiftle gilt als Best-Practice-Beispiel in Sachen Kinderbetreuung. Was sind die Gründe dafür?

Das hat mehrere Gründe. Einerseits das Vertrauen der Eltern in unsere pädagogische Arbeit und in unser Konzept, welches unser gut ausgebildetes und längjähriges Kernteam gemeinsam erarbeitet hat und jährlich evaluiert.  Andererseits ist auch die gute Zusammenarbeit mit der Firma Getzner Textil AG, im Besonderen durch unsere Ansprechpartnerin Perrine Getzner, ein essenzieller Faktor dafür,  sowie unsere Räumlichkeiten. Die Einrichtung wurde  von den Pädagoginnen selbst gestaltet mit dem Ziel, den Bedürfnissen der Kinder gerecht zu werden.

Bei der kürzlich eröffneten zweiten Gruppe, den Buntspechtle, setzen Sie auf die Kombination Naturkinderbetreuung und MINT. Wie geht das zusammen?
Gerade in der Natur haben Kinder viele Möglichkeiten, zum Forschen, Beobachten und sich auszuprobieren. Uns geht es in erster Linie darum, den Entdeckergeist und die Neugierde zu wecken und das Selbstbewusstsein zu stärken. Das funktioniert am besten in einer Umgebung mit wenig vorgefertigten Spielsachen aber vielen Sachen zum Spielen. Mathematik erlernen die Kinder beispielsweise spielerisch beim Sortieren und Klassifizieren von Dingen (Tannenzapfen, Kastanien). Das Allerwichtigste für uns ist es, dass die Kinder Freude am Lernen haben. Denn alles was Spaß macht und unser Interesse weckt, wird gerne und gut gemacht.

Wie wichtig ist eine gute Kinderbetreuung für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf?
Eine gute Kinderbetreuung nimmt viel Last von den Eltern, besonders aber von alleinerziehenden Müttern oder Familien mit fehlendem sozialem Netzwerk. Wichtige Kriterien für die Vereinbarkeit sind unter anderem, die Möglichkeit, dass Eltern, ihr Kind bereits  vor dem Ende der Karenz  und nicht erst mit Vollendung des ersten Lebensjahres zum Stichtag 1. September anmelden können. Zudem braucht es auf das Arbeitszeitmodell angepasste Öffnungszeiten und wenige Schließtage sowie eine flexible Betreuung. Dass wenn beispielsweise ein Arbeitstermin eine halbe Stunde länger dauert, die Eltern ihr Kind, im Einvernehmen mit der Einrichtung, ohne schlechte Gewissen etwas später abholen können.

Welche Veränderungen wird es brauchen, um die Kinderbetreuung im Land nachhaltig zu verbessern?
Es müssen allgemein mehr Freiräume für unsere Kinder geschaffen werden und mehr Geld für großzügige und qualitätvolle Kinderbetreuungseinrichtungen bereitgestellt werden. Wir müssen wegkommen von Stichtagen und flexiblere Strukturen schaffen, die den Einrichtungen und den Familien zugutekommen und wir brauchen mehr Ausbildungsplätze. Zudem muss die Ausbildung in allen Bundesländern gemeinsame Rahmenbedingungen enthalten. Außerdem sollte die Arbeit im Kleinkindbereich stärker wertgeschätzt und dementsprechend auch entlohnt werden.

Vielen Dank für das Gespräch.